Entschlossen, ein Segen zu sein

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Der Pastorale Raum Südholstein wird an diesem Sonntag zur Pfarrei: Erzbischof Stefan Heße zelebriert in Elmshorn das Pontifikalamt zur Gründung der Pfarrei Heiliger Martin.

Fronleichnamsprozession 2015 in Quickborn mit Pfr. Stefan Langer
Fronleichnam feiern die beteiligten Pfarreien seit längerem – wie hier 2015 in Quickborn – gemeinsam.  Archivfoto: Marco Heinen

Logo der Pfarrei St. Martin„Du sollst ein Segen sein!“ (Gen 12,2), so lautet das biblische Leitmotiv der neuen Großpfarrei Heiliger Martin, zu der sich vier Pfarreien im Pastoralen Raum Südholstein am Sonntag, 21. Oktober zusammenschließen. So ein Leitmotiv bedeutet auch eine Verpflichtung, zumal die Pfarrei mit dem heiligen Martin einen Schutzpatron bekommt, der sich durch Nächstenliebe und Selbstlosigkeit auszeichnet. Und tatsächlich haben sich die Gemeindemitglieder einiges vorgenommen.

Die Pfarreien St. Michael in Pinneberg mit Herz Jesu in Halstenbek, St. Marien in Wedel mit Christkönig in Uetersen sowie St. Mariae Himmelfahrt in Elmshorn und Maria – Hilfe der Christen in Quickborn gehen nach fünf Jahren gemeinsamer Entwicklung an den Start. Mit etwa 790 Quadratkilometern Fläche ist die neue Pfarrei, die fast deckungsgleich mit dem politischen Kreis Pinneberg ist, eine der kleineren in Schleswig-Holstein. Insofern ist auch Pfarrer Stefan Langer einer der wenigen Pfarrer, der die Wegstrecken eher gelassen sieht. „Die Kirchen stehen maximal 25 Kilometer auseinander“, sagt er. 

Vier Schwerpunkte im Pastoralkonzept Karte Pastoraler Raum Südholstein

Rund 21 000 Katholiken leben auf dem Gebiet des Pastoralen Raums. Zwar werden die Kleinstädte und Gemeinden langläufig zum Hamburger Speckgürtel gezählt, doch es gibt durchaus Unterschiede. Ein Beispiel: Während Elms­horn selbst viele größere Arbeitgeber in der Stadt hat und morgens viele Menschen dorthin zur Arbeit fahren, orientieren sich die Menschen in Halstenbek oder Wedel eher gen Hamburg. Doch insgesamt sind die Voraussetzungen für ein gedeihliches Miteinander in der Pfarrei Heiliger Martin nicht schlecht. Immerhin haben bis auf die Pfarrei in Quickborn alle anderen Pfarreien schon Erfahrungen mit einer Fusion gemacht und die Menschen wissen, mit welchen Veränderungen das einher geht. Dazu gehört, dass nicht mehr an jedem Ort ein Priester als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Neun hauptamtliche pastorale Stellen (darunter zwei Priesterstellen, die sich drei Priester teilen) sind insgesamt vorgesehen.

Im Pastoralkonzept sind vier Schwerpunkte formuliert. „Anfangen und probieren“, so ist das Schwerpunkt-Kapitel überschrieben. Es sind Ansätze, die eine aktivere Beteiligung der Gemeindemitglieder vorsehen. Das „lebenslange Wachsen im Glauben“ gehört dazu. Dahinter verberge sich „eine neue Art von Sakramentenkatechese, hin zu einer Gemeindekatechese“, erläutert Pfarrer Langer. Die ganze Gemeinde soll sich künftig beim Lehren und Weitergeben des Glaubens stärker einbringen. Konkret: Kommunion- und Firmunterricht sollen häufiger durch Gemeindemitglieder erteilt werden. „Da gibt es einen großen reichen Schatz an Erfahrungen, in der Gemeinde vor Ort. Und den zu heben, wollen wir uns auf den Weg machen.“ Generell ist die Bedeutung der Ehrenamtlichen hoch: rund 800 Katholiken engagieren sich ehrenamtlich in den Gemeinden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die „Tätige Nächstenliebe“. Angesichts von etwa 85 Altenheimen, einem Hospiz und drei Krankenhäusern in der Region gibt es eine Menge Möglichkeiten, etwas für andere Menschen zu tun. Dabei geht es nicht nur um klassische Besuchsdienste. „Kirche an der S-Bahnstelle in Wedel, Halstenbek oder Pinneberg: Kann man da nicht mit einem Projekt präsent sein?“, fragt Langer. Es gibt einiges, was sich erst noch entwickeln muss.

Angesichts von fünf katholischen Kindertagesstätten mit fast 400 Kindern und beinahe 100 Angestellten, bildet die „Stärkung der Kinder und Erwachsenen in kirchlichen Lebensstätten“ den dritten Schwerpunkt des Pastoralkonzepts. Die „Lebenswelten der Familien“ sollen in den Blick genommen werden. Aber es gehe auch darum, so sagt Pfarrer Langer, die Erzieherinnen in ihrem „religionspädagogischen Können zu bestärken und zu ermuntern, Projekte zu machen“.

Zu guter Letzt haben sich die Südholsteiner eine Aufgabe gestellt, die die gesellschaftliche Bedeutung von Kirche betont: „Haltung öffentlich machen“, lautet die Überschrift. „In den meisten Fällen reagiert Kirche nur auf gesellschaftliche Phänomene“, kritisiert Langer. „Aber wir können auch mal im Vorfeld Stellung beziehen, zur Bewahrung der Schöpfung, zu Missbrauch, Ungerechtigkeit und anderen Themen.“ 

Senioren und Jugendliche knüpfen Kontakte

Herausforderungen gibt es abseits des Pastoralkonzepts einige. So steht etwa die Verwaltungsstruktur für die Kitas bistumsweit auf dem Prüfstand. Bei der neu organisierten gemeinsamen Verwaltung der beteiligten Gemeinden ist man schon weiter. Sie habe einige Vorteile mit sich gebracht, so Langer. Positiv sieht er vor allem, dass viele Gemeindemitglieder über den Tellerrand gucken und neue Kontakte knüpfen: Fronleich-
nam wird ohnehin längst zusammen gefeiert und Fahrten, an denen Mitglieder mehrerer Gemeinden teilnehmen, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Und wenn es nächstes Jahr auf den Spuren des heiligen Martin nach Frankreich geht, dann rechnet der Pfarrer mit einem vollen Bus. Auch die Jugend kennt keine Berührungsängste. Bei der Ministrantenwallfahrt nach Rom waren sage und schreibe 40 junge Leute aus Südholstein dabei. 

Die Errichtungsfeier an der Pfarrkirche in Elmshorn (Feldstr. 34) beginnt am Sonntag, 21. Oktober um 11 Uhr mit dem Pontifikalamt mit Erzbischof Stefan Heße. Ab 13 Uhr gibt es ein Fest auf dem Gemeindeparkplatz.
Am Abend zuvor feiert die Jugend ab 19 Uhr im Gemeindehaus.

Text: Joanna Figgen u. Marco Heinen