Beten mit Kindern
Er ist kein Zauberer, aber er hört mich
Wer mit Kindern beten will, findet Beispielgebete in Büchern und im Internet. Wenn Kinder gelernt haben, frei zu beten, können sie mit Gott sprechen wie mit einem Freund. Viele gehen mutiger und hoffnungsvoller durchs Leben.
Bei einer Aktion im Bistum Limburg waren Kinder aufgefordert worden, ihre persönlichen Lieblingsgebete, selbst erdachte Gebete oder auch ein Bild zum Thema Beten an den Bischof Georg Bätzing zu schicken. Katharina Sauer, Leiterin des Amts für Religionspädagogik in Montabaur, begleitete die Aktion und tauschte sich auch mit Kindern und Erwachsenen über das kindgerechte „Sprechen mit Gott“ aus. Über ihre Erfahrungen spricht sie im Interview:
Ab welchem Alter kann man anfangen, mit Kindern zu beten?
Sobald sich ein Kind artikulieren und seine Gedanken zum Ausdruck bringen kann, ist der richtige Zeitpunkt, um mit dem Beten zu beginnen. Aber auch mit Babys und Kleinkindern können Eltern in gewisser Weise schon beten, indem sie sie segnen oder ihnen ein Kreuzzeichen auf die Stirn streichen. Das sind frühe Zusagen Gottes an die Kinder.
Warum ist Beten gut für Kinder?
Im Gebet spüren Kinder, dass Gott für sie da ist, zu jeder Zeit und in jeder schwierigen oder auch freudigen Situation. Sie erfahren, dass sie sich ohne Angst an Gott wenden können, mit allem, was sie gerade im Herzen tragen. Beten stärkt das Vertrauen in Gott und in die Welt, in sich selbst und andere, sodass Kinder, die regelmäßig beten, mutiger und hoffnungsvoller durchs Leben gehen. So unterstützt Beten die Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit des Kindes.
Was empfehlen Sie für den Einstieg ins Beten?
Da gibt es keine festen Regeln. Für Familien, die wenig geübt im Beten sind, ist es sicherlich hilfreich, gezielt nach passenden Kindergebeten zu suchen. Dazu gibt es heute eine große Auswahl an Büchern und Materialien, auch im Internet. Später ist es gut, ins freie Beten zu kommen, damit die Kinder so eine Beziehung zu Gott aufbauen können.
Was kann man tun, wenn Kinder in ihren Erwartungen an Gott enttäuscht werden?
Beim Beten sollte nicht der Eindruck erweckt werden, dass Gott ein Zauberer ist, der alle Wünsche erfüllt. Nicht ohne Grund heißt es im Vaterunser „Dein Wille geschehe“. Natürlich können wir uns mit unseren Sorgen und Wünschen an Gott wenden, aber letztlich ist es Gottes Wille, der entscheidet.
Wichtig ist das Gottesbild, das den Kindern beim Beten vermittelt wird: Gott belohnt und straft nicht. Er überwacht die Menschen nicht. Er liebt jeden Menschen genauso, wie er ist. Und er lässt niemanden allein, auch nicht in schwierigen Situationen.
Wie schaffen es Familien, das Beten in den oft hektischen Alltag zu integrieren?
Das ist heute sicherlich eine größere Herausforderung als früher. Die Tagesabläufe von Kindern und Erwachsenen sind heute sehr differenziert. Da kommt nicht mehr die ganze Familie beim Mittagstisch zusammen und spricht gemeinsam das Tischgebet.
Auf der anderen Seite muss Beten auch gar keine zeitaufwändige Sache sein: Schön ist es, wenn Eltern ihre Kinder morgens vor der Schule oder dem Kindergarten segnen und ihnen ein kleines „Mutmacher-Gebet“ mit auf den Weg geben: „Gott bleibe bei dir an diesem Tag!“, „Gott schütze und behüte dich!“ zum Beispiel.
Haben Sie ein Lieblingsgebet für Kinder?
Mit unserer Aktion im Bistum Limburg haben wir eine ganze Menge Gebete von Kindern gesammelt. Das war spannend zu lesen, wie Kinder in ihren eigenen Worten mit Gott sprechen. Eins meiner liebsten Gebete aus dieser Sammlung geht so: „Guter Gott, ich möchte tanzen und spielen, lachen und danken, denn du bist bei mir, amen.“ Darin spürt man die Lebensfreude der Kinder.
Und was ist mit den klassischen christlichen Gebeten?
Ich finde, das wichtigste Gebet für uns Christen ist das „Vaterunser“, auch weil es uns alle verbindet. Manche Passagen sind für Kinder allerdings noch schwer zu verstehen. Aber es muss ja auch nicht immer das ganze Gebet sein. „Unser tägliches Brot gib uns heute“, das bedeutet: Schenke mir heute alles, was ich für diesen Tag brauche. Das lässt sich Kindern schon sehr gut vermitteln.
Interview: Regine Hoffmeister