Kinderkirche

Erzählen, singen, Bibel erleben

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Kinder spielen im Altarraum
Nachweis

Foto: Christiane Adam

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Auch die zurückhaltenden Kinder trauen sich bald in den Kreis vor dem Altar. Foto: Christiane Adam

Geschichten aus der Bibel lauschen Mädchen und Jungen bei der Kinderkirche in Clusorth-Bramhar. Das neue Angebot im kleinsten Lingener Ortsteil kommt gut an – auch, weil es dort keine katholische Kita mehr gibt.

Eine braune Decke liegt vor dem Altar ausgebreitet, darauf stehen Schafe, Ziegen, Kühe und ein Hirte. Es ist Samstag, kurz vor 17 Uhr. Die Kinder warten schon ganz gespannt in der kleinen Marienkapelle im Lingener Ortsteil Clusorth-Bramhar. Anja und Lona Meiners und Maria Bruns haben zur Kinderkirche eingeladen. Einige Kinder bleiben erst mal bei ihren Eltern oder Großeltern in den Kirchenbänken sitzen und schauen sich das Ganze von dort aus an.

Maria Bruns zündet eine Kerze an. „Damit holen wir Jesus in unsere Mitte.“ Diese Kerze hätten die Kinder bei der ersten Kinderkirche selbst gestaltet, erzählt Julia Tyding. Sie ist mit ihren Kindern Maya, sechs Jahre alt, und dem knapp dreijährigen Henry gekommen. „Wir wohnen ja alle hier in Clusorth-Bramhar“, sagt sie. In dem kleinsten Ortsteil von Lingen, der kirchlich jedoch zur Pfarreiengemeinschaft Lengerich-Bawinkel zählt, ist dieses neue Angebot willkommen. Die Wege sind kurz, das ist praktisch – und auch ein Grund, weshalb Maria Bruns und Anja Meiners mit ihrer elfjährigen Tochter Lona seit dem vergangenen Herbst möglichst einmal pro Monat zur Kinderkirche einladen.

Dazu komme, sagen sie, dass mit Eröffnung der Kindertagesstätte Lütke Lüe im August 2020 der christliche Aspekt weggefallen sei. Zwar sei man in Clusorth-Bramhar sehr glücklich mit der neuen Tagesstätte, diese befinde sich jedoch in städtischer Trägerschaft. Zuvor seien die Kinder aus dem Ortsteil in die katholische Kindertagesstätte St. Alexander in Bawinkel gegangen.

Eine halbe Stunde ist genau richtig

Um den Kindern weiterhin Geschichten über Jesus erzählen zu können und auch, um die Verbindung zur Marienkapelle in Clusorth-Bramhar nicht zu verlieren, werden die Kleinsten nun regelmäßig zur Kinderkirche eingeladen. Ob jemand katholisch ist oder nicht, spielt keine Rolle.  Anja Meiners zum Beispiel ist evangelisch. „Wir sind grundsätzlich offen für alle, Hauptsache, die Kinder fühlen sich wohl“, sagt das ökumenische Organisationsteam. Dem kleinen Henry Tyding geht es offensichtlich so: „Er sagt schon immer ganz stolz: ‚Wir gehen jetzt zur Kinderkirche‘“, erzählt seine Mutter.

Nach dem Anzünden der Kerze wird erst einmal gesungen: Jedes Kind wird dabei namentlich genannt. „So fühlen sich die Kinder willkommen“, sagt Bruns, die ihre eigenen drei Kinder im Alter von einem bis zu sechs Jahren dabeihat. Lona liest im Anschluss eine Geschichte über Schafe vor. Eins davon ist ausgebüxt. Das hat ihre Mutter in der Kapelle versteckt, und die Kinder sollen es suchen. Ganz fix hat Klara es entdeckt und bringt es auf die Decke zurück. Zu den Tieren auf dieser Decke gesellen sich dann nach und nach die Kuscheltiere, die jedes Kind mitbringen sollte: Da stehen Rehe neben Einhörnern, Hunde neben Elefanten und viele Geschöpfe mehr.

Nach und nach trauen sich auch die zuerst Schüchternen vom Schoß ihrer Eltern in den Kreis vor dem Altar. Das Thema: der gute Hirte und die Unterschiedlichkeit aller Lebewesen. Besungen wird das mit dem Lied „Er hält die ganze Welt in seiner Hand“.

Nach einer halben Stunde wird ein Abschlusssegen gesprochen, und die Runde löst sich auf. „Länger darf es auch nicht sein“, meint Julia Tyding, die es ganz toll findet, dass es dieses Angebot nun im Ort gibt. Die nächste Kinderkirche soll dann im Pfarrbrief angekündigt werden. Worum es dabei gehen soll, entscheidet das ehrenamtliche Team dann jahreszeitlich passend, und Lona sucht wieder eine geeignete Geschichte dazu aus.
 

Christiane Adam