Ethikgremium in der Corona-Krise

Es geht auch um den Schutz der Würde

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Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche - darunter Bischof Franz-Josef Bode - sowie der Ärztekammer in Niedersachsen werben für ein Ethikgremium. Es soll die Landesregierung bei Entscheidungen in der Corona-Krise begleiten. 


Ein Ethikgremium in der Corona-Krise: Dafür wirbt
auch Bischof Franz-Josef Bode. Foto: Bistum Osnabrück

Dabei liege ihnen die Situation von besonders schutzbedürftigen Menschen etwa in den Alten- und Pflegeheimen am Herzen, sagt der evangelische Landesbischof Ralf Meister. Es sei notwendig, sie vor einer Infektion zu bewahren, gleichzeitig müssten auch soziale Kontakte für sie wieder möglich werden.

Meister warnt davor, mehr Freiheiten für andere mit der Ausgrenzung von Risikogruppen zu erkaufen. Derzeit seien Altenheime soziale Ghettos, kritisiert er. Um Seelsorge und Begegnungen mit Angehörigen zu ermöglichen, brauche es „mehr Mut, mehr Initiative, mehr Ideen“. Der evangelische Bischof hat die Initiative gemeinsam mit dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker und der Landtagsabgeordneten und Medizinerin Thela Wernstedt (SPD) gestartet. Auch bei Entscheidungen etwa darüber, ob Geschäfte oder Hotels geöffnet werden dürften, gehe es um Fragen der Gerechtigkeit, sagt er.

Die Menschen sollen nicht in ihren Zimmern eingesperrt sein

Wenker warnt vor einer pauschalen Kategorisierung von Menschen in Risiko-Gruppen. „Jeder Patient hat das Recht auf eine individuelle ärztliche Behandlung unter Beachtung seines Selbstbestimmungsrechtes“, sagt sie. Mit Blick auf Pflegeheime werbe die Ärztekammer für eine massive Ausweitung von Corona-Tests bei Bewohnern und Mitarbeitern, damit dort Menschen nicht in ihren Zimmern eingesperrt werden müssten. Der Forderung, Menschen im Alter von über 60 Jahren mit Vorerkrankungen unter häusliche Quarantäne zu stellen, sei eine klare Absage zu erteilen.

Bischof Bode sagt, es sei zu erwarten, dass nach der Bewältigung der akuten pandemischen Krise die psychosoziale, spirituelle und medizinische Versorgung von Schutzbedürftigen vor neuen und langanhaltenden Herausforderungen stehe. Dabei gehe es nicht allein um den Schutz des Lebens, sondern auch um den Schutz der Würde.

Wernstedt kündigt Gespräche der Initiative mit der Landesregierung an. Ziel sei es, ein Expertengremium ähnlich dem deutschen Ethikrat zu schaffen, dem neben Vertretern der Kirchen und der Ärzteschaft unter anderen Mitglieder aus der Pflegekammer, von Wohlfahrtsverbänden oder Wissenschaftler angehören könnten. (epd)