Fastenaktion 2019

Fasten für die Schöpfung

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In der Fastenzeit auf Schokolade und Fernsehen verzichten – das sind die Klassiker. Bei der Aktion des Hilfswerks Misereor steht in diesem Jahr dagegen das „Fasten für das Leben“ im Mittelpunkt. Lisa Appeldorn ist Misereor-Referentin im Bistum Osnabrück. Im Interview erklärt sie, wie man für das Leben fasten und etwas für die Schöpfung tun kann.


Misereor-Referentin Lisa Appeldorn Foto: Matthias Petersen

Was bedeutet „Fasten für das Leben“?

Die Fastenaktion hat das Motto „Mach was draus: Sei Zukunft!“. Das ist für mich ein Appell, aktiv zu werden. Fasten heißt nicht unbedingt, dass ich mich einschränken muss. Es geht darum, dass die Fastenzeit zu etwas Gutem führen soll. Wir sollen uns noch einmal neu ausrichten und unsere Perspektive wechseln. „Für das Leben Fasten“ ist etwas Positives, Lebensbejahendes. Was kann ich für mich und für andere Gutes tun? Das Motto dieser Fastenzeit ruft ja gerade dazu auf, aufzustehen für Dinge, die einem selbst wichtig sind, die aber auch für die Gesellschaft eine Bedeutung haben.

Wie genau funktioniert das?

Erst mal geht es darum, nicht nur zu fasten, weil man etwas Gutes für sich und seinen Körper tun will. Aus theologischer Perspektive ist es gerade in Zeiten des Klimawandels wichtig, für die Schöpfung zu fasten. Das heißt, ich überlege nicht nur, was ich konsumiere, was mir selbst nicht guttut, sondern auch, was der Umwelt schadet. Zum Beispiel kann jeder darauf schauen, welche Produkte er verwendet und sich in der Fastenzeit für fair gehandelte Waren entscheiden. Oder dafür, weniger Müll zu produzieren, insbesondere Plastik. Es ist auch möglich, häufiger mit dem Fahrrad als mit dem Auto zu fahren, um so den Energieverbrauch zu senken.

Kann Fasten auch mehr sein als Verzicht üben?

Ja, auf jeden Fall! Verzicht ist erst einmal nichts Negatives, sondern vielmehr ein Abwenden von Dingen, die mir auf Dauer schaden würden. Wenn ich auf etwas verzichte, mache ich das in der Regel ja auch, weil ich mir davon Gutes erhoffe. Reduziere ich zum Beispiel meinen Internetkonsum, um dafür mehr Zeit mit meinen Freunden in der realen Welt zu verbringen, dann habe ich auch etwas gewonnen. Vielleicht weil ich merke, dass mir mein eigener Konsum gar nicht so guttut.  

Warum fasten Christen?

Wir Christen orientieren uns an den 40 Tagen, die Jesus in der Wüste war, und wollen uns in dieser Zeit auf das Osterfest vorbereiten, unsere Weichen neu stellen und die Perspektive wechseln. Es gibt aber auch viele Nichtchristen, die fasten. Heilfasten liegt zum Beispiel gerade im Trend, wobei hier der Körper im Vordergrund steht. Christen fasten aber nicht nur, um Gewicht zu reduzieren oder den Körper zu reinigen. Für uns gibt es auch immer eine spirituelle Komponente: Wir wollen die Zeit nutzen, um uns neu auszurichten und einen Schritt auf Gott zuzugehen.

Wie kann man die 40 Tage am besten durchhalten?

Indem man zum Beispiel in Gemeinschaft fastet und sich mit seinen Freunden abspricht – zum Beispiel, auf das Handy oder Social Media zu verzichten und mehr durch Telefonate oder persönliche Gespräche zu kommunizieren. Man kann aber auch in seiner Wohnung oder seinem Haushalt gemeinsam beschließen, faire Produkte zu kaufen oder den Müll zu reduzieren. Dann merkt man, dass man nicht allein ist, sondern Menschen an seiner Seite hat.

Interview: Malin Remmers