Der vom Erzbistum Hamburg einberufene Beirat beauftragt die Universität Ulm mit der Aufarbeitung.

Forschungsauftrag zu Missbrauchsfällen

Die Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch katholische Priester in Mecklenburg sollen jetzt Forscher der Universität Ulm aufarbeiten. Das hat der vom Erzbistum Hamburg zu diesem Thema eingerichtete Beirat auf seiner Sitzung am Freitag, 12. Juli in Schwerin beschlossen.

Ziel sei es, dass Betroffene die Anerkennung ihres Leids erführen, hieß es seitens des Erzbistums. Die Aufarbeitung solle betroffenen Frauen und Männern psychische Entlastung ermöglichen und einen Beitrag zur individuellen Aufarbeitung leisten. Die Forschungsarbeit beginnt im Herbst mit einer Auftaktveranstaltung in Neubrandenburg.

17 Beschuldigte und 54 minderjährige Opfer

Dem Erzbistum sind 17 Pries­ter bekannt, die zwischen 1945 und 2015 in Mecklenburg Missbrauchshandlungen verübt haben sollen. Davon sollen nach kirchlichen Unterlagen 54 Kinder und Jugendliche betroffen gewesen sein. Die Ulmer Uni habe den überzeugendsten Projektantrag gestellt, hieß es zur Begründung der Auswahl. 

Das Projekt laufe unter dem Titel „Sexueller Missbrauch durch katholische Priester und andere im Dienst der katholischen Kirche stehende Personen in Mecklenburg“. In ihm sollten die Geschehnisse unter anderem durch Interviews „im historischen Kontext der beiden geschlossenen Systeme DDR und Kirche“ erforscht werden. Dabei würden historische Rahmenbedingungen ebenso untersucht wie Belastungs- und Schutzfaktoren, so der Beirat. Dr. Manuela Dudeck, Professorin für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Forschungsschwerpunkt Psychotraumatologie, leitet das Aufarbeitungsprojekt.

Einer der Hauptverdächtigen in der katholischen Kirche Meck-
lenburgs ist der 1979 verstorbene Neubrandenburger Pfarrer Hermann-Josef Timmerbeil, der die Pfarrei zwischen 1946 und 1975 leitete. Im Jahr 2010 erhoben Gemeindemitglieder Vorwürfe. Die Rede war von schwerer psychischer, physischer und sexueller Gewalt. Dem Erzbistum sind 14 betroffene Männer und Frauen bekannt. Es richtete 2010 zwei Anzeigen an die Staatsanwaltschaft. Nach Vorermittlungen wurden jedoch keine Ermittlungsfahren eingeleitet, da die Fälle verjährt waren oder die Beschuldigten inzwischen verstorben sind.

Text: kna/nkz