Freiraum für Auszeiten

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Das Geistliche Zentrum San Damiano bietet Besuchern einen Ort der Stille mit geistlicher Begleitung. Seit dem Sommer baut es Evelyn Krepele in einem Stadtteil auf, in dem man solch eine Einrichtung kaum vermutet: in Horn.

Bibel auf dem Altar
Brennende Kerze und Bibel im Gebetsraum des Geistlichen Zentrums San Damiano. Foto: Matthias Schatz

Blickt man die Straße Speckenreye zur Kirche St. Olaf entlang, fühlt sich Hamburg mehr wie eine Kleinstadt an. Umgeben von Grünflächen, vielen Einfamilien- und einigen Mietshäusern reckt sich der Glockenturm 33 Meter in den Himmel. Schon von weiterer Entfernung macht er Passanten  auf das Gotteshaus aufmerksam. Der alleinstehende Campanile bietet zugleich einen Durchgang  zum Geistlichen Zentrum San Damiano. 

Evelyn Krepele vor dem Geistlichen Zentrum San Damiano
Baut das Zentrum seit Juni auf: Evelyn Krepele. 
Foto: Matthias Schatz

Evelyn Krepele baut es seit Juni neben dem Gemeindezentrum auf. Zuvor waren in diesen Räumlichkeiten die Vorsehungsschwes­tern untergebracht. Es ist eines der „Leuchtturmprojekte“ der erst im April gegründeten Pfarrei St. Franziskus, zu der auch das kleine benachbarte Franziskanerkloster zählt. Mit freiwilligen Helfern richtete Krepele das Gebäude her und verleiht ihm einen neuen Glanz. Jetzt finden sich dort neben zwei Büros und einem Gemeinschaftsraum mit Küche, ein Gebetsraum und drei Gästezimmer. Auch eine Terrasse mit Garten gehört zu dem Zentrum, das von den Franziskanern mit gepflegt wird. Mit ihrer Schlichtheit, in der nur einzelne Bilder,
etwa Ikonen, Akzente setzen, laden die Räume zu innerer Einkehr und Besinnung ein. In dem Gemeinschaftsraum werden zudem Literatur und Bildbände geboten. Und natürlich gibt es einen Gebetsraum mit flauschigem Teppich – allerdings dürfen sich dort aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nur vier Personen gleichzeitig aufhalten. Jeden Mittag beten dort Gäste und Mitarbeiter – auf eigenen Wunsch. „Das Geistliche Zentrum soll Freiheit und Offenheit atmen. Wenn Menschen uns besuchen, können sie selbst entscheiden, was ihnen guttut. Was ihnen wichtig ist“, sagt Evelyn Krepele.

Offen für viele Möglichkeiten

San Damiano ist ein Ort, der Menschen eine Auszeit bietet. Die geistliche Begleitung in schwierigen Situationen suchen. „Wir möchten einen Ort schaffen, wo Menschen sich wohl und angenommen fühlen. Besonders in Glaubensdingen“, sagt Evelyn Krepele. 

Sie weiß, wovon sie redet. Krepele ist nach ihrem Studium der Religionspädagogik und anschließendem Anerkennungsjahr dem Orden der St. Josephschwes­tern beigetreten. Nach ihrem Austritt machte sie eine Ausbildung in geistlicher Begleitung und Exerzitien. Besonders die ignatianische Spiritualität begleitet sie seit der Zeit im Orden bis heute. In diesem Sinne bietet sie auch eine geistliche Begleitung an. Ihr ist allerdings sehr wichtig, Raum für die Wünsche der Besucher zu lassen. 

„Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir den Gebetsraum auch für Meditationsgruppen nutzen“, sagt Evelyn Krepele. Sie habe  viele Ideen, wie das Geistliche Zentrum in Zukunft genutzt werden könne. Zum Beispiel könnten Oasentage für Gruppen gestaltet werden oder Glaubenskreise stattfinden. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Möglichkeiten derzeit freilich begrenzt.  „Alle Angebote in San Damiano sind freiwillig. Zu uns können auch Menschen kommen, die eine stille Zeit suchen und sich allein mit ihrem Glauben und ihrer Spiritualität auseinandersetzen möchten“, betont Krepele. 

Auch Anregungen von Interessierten seien willkommen, um so noch besser auf deren Bedürfnisse eingehen zu können. Und auch ein stärkeres Hineinwirken in den Stadtteil könne sie sich vorstellen. Weitere Informationen per E-Mail an e.krepele@st-franziskus-hamburg.de

Text: Anna Neumann