Katholikentag in Münster

Friedliche Friedenssuche

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Die Resonanz ist viel höher als erwartet. Rund 70.000 Teilnehmer haben den Katholikentag in Münster besucht, der am Sonntag mit einem Open-Air-Gottesdienst vor dem Schloss seinen Höhepunkt erreichte - und zu Ende ging. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter spricht vom "größten Katholikentag seit der Wiedervereinigung".

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75.000 Katholiken kamen nach Münster / Foto: kna

"Suche Frieden" lautete das programmatische Leitwort, das Besucher während der fünf Tage auf türkisfarbenen Schals durch die Stadt des Westfälischen Friedens trugen. Dennoch war das Christentreffen keine "Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltung", wie Gastgeber-Bischof Felix Genn bilanzierte. Es wurde heftig diskutiert und mitunter auch gestritten: besonders über Kreuze in Behörden oder die Kommunion für evangelische Ehepartner. Alles lief aber in einer zivilisierten Debattenkultur ab - bis auf die kleine Irritation beim umstrittenen Podium mit dem religionspolitischen Sprecher der AfD, Volker Münz.

Eingeladen waren Experten aller Bundestagsfraktionen, um über das Verhältnis von Kirche und Staat zu reden. Zu Beginn stürmten Demonstranten mit Transparenten nach vorne, riefen "Keine Bühne für die AfD" oder "Nazis raus". Einige der Besucher - unter ihnen auch zahlreiche AfD-Anhänger - reagierten mit "Haut ab"-Rufen. Die Demonstranten wurden friedlich aus dem Saal begleitet. In geordneten Bahnen zog auch ein Protestzug des Bündnisses "Keinen Meter den Nazis" mit rund 1.000 Teilnehmern vor das Messezentrum. Überhaupt verlief der Katholikentag laut Polizei "ganz ohne Zwischenfälle".

Das ZdK ließ die AfD mitdiskutieren, um keine Bundestagsfraktion auszugrenzen. Inhaltlich distanzierte sich Präsident Thomas Sternberg klar von der Partei: "Islamophobie, Antisemitismus, Ausgrenzung von Ausländern, das sind Dinge, die gehen mit Christen nicht, Punkt."

Frieden für eine zerrissene Welt

Vor allem suchte der Katholikentag Gegenakzente zur angespannten Weltlage - angefangen beim Syrienkrieg über den Terror in Afghanistan bis hin zu Donald Trump und dem von ihm aufgekündigten Atomabkommen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, verwies beim Abschlussgottesdienst auf das Motto "Suche Frieden" und betonte: "Diesen Auftrag Jesu wollen wir annehmen und aus Münster mitnehmen." Dies gelte umso mehr "in einer Welt, die zerrissen ist".

Ähnliche Botschaften brachten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit. Beide Protestanten erhielten in Münster viel Zustimmung, als sie die Aufkündigung des Atomabkommens als "schweren Rückschlag" für die Friedensdiplomatie und «schlechte Nachricht für die Welt» kritisierten.

Geistliche und weltliche Prominenz

Die heimlichen Stars in Münster kamen aber weder aus der Politik noch aus der Kirche. Und einer von den beiden war nicht einmal dabei, obwohl er aus dem nahen westfälischen Gronau stammt: der Rockmusiker Udo Lindenberg. Seine mit "Likörell-Technik" gemalten Bilder zu den Zehn Geboten zogen rund 42.000 Besucher in die Überwasserkirche.

Ein Publikumsmagnet war auch Kabarettist Eckart von Hirschhausen, der mit 5 Auftritten innerhalb von 24 Stunden eine gewisse Omnipräsenz an den Tag legte. Als "Hofnarr" ging er den Kommunion-Streit satirisch an: Er zahle über seine katholische Ehefrau auch Kirchensteuern. Dafür wolle er "auch die Oblate - oder mein Geld zurück". Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kritisierte die Wortwahl, für die sich der Komiker später entschuldigte. Auf sachlichem Niveau war das Thema in Münster allgegenwärtig. Eine Minderheit der Bischöfe in Deutschland wendet sich gegen das Votum der Mehrheit, wonach der evangelische Partner in Einzelfällen in einer katholischen Messfeier die Kommunion empfangen darf.

Nicht unter den Teppich gekehrt wurde in Münster die Amok-Fahrt mit vier Toten vor einem Monat in Münster. Am Unglücksort, dem "Kiepenkerl-Platz", ist wieder das normale Leben zurückgekehrt. Beim Katholikentag sind dort ein Gitarrist und ein Gospelchor zu hören. Die Opfer und Verletzten sind aber nicht vergessen. Den Angehörigen spricht Steinmeier sein Mitgefühl aus. Und es wird für sie gebetet, für ihren - inneren - Frieden.

von Andreas Otto /KNA