Nordhorner Initiative für die Demokratie

Für die Würde des Menschen

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Drei Personen stehen um ein Porträt von einer Frau versammelt
Nachweis

Foto: Petra Diek-Münchow

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Sie zeigen Gesicht für die Demokratie: Thomas van den Berg (v.l.), Katharina Engelen und Heinrich Heidkamp.

„Grafschaft zeigt Gesicht“: Der Name dieser Nordhorner Initiative ist Programm. 3000 Menschen, Vereine und Einrichtungen machen sich damit stark für die Demokratie und lehnen jede Art von Extremismus ab. Auch viele Kirchengemeinden haben unterschrieben.

Katharina Engelen rückt die Stellwand im Nordhorner „Kirchenschiff“, dem Haus für die Passantenpastoral, noch mal zurecht. Darauf ist ein Foto von Armanda ten Brink zu sehen, mit einem Statement der Sängerin: „Lasst uns lernen, einander so anzunehmen, wie wir sind.“ Heinrich Heidkamp aus dem Kirchenvorstand der Stadtpfarrei St. Augustinus bleibt davor stehen und sagt: „Das kann man doch nur unterschreiben.“

Das Plakat ist nur eines von vielen weiteren, die überall in der Grafschaft Bentheim hängen und online zu sehen sind. Männer und Frauen aus vielen Bereichen zeigen dort ihre Gesichter. Sie bekennen sich damit zu Demokratie und Menschenwürde, beziehen Stellung gegen Rassismus und jede Form der Gewalt. Gerade im Internet gefällt das nicht jedem. „Da erleben wir auch manchen Shitstorm“, sagt Thomas van den Berg.

Sie legen alle Zeugnis ab

Der Pädagoge gehört zum Team der ehrenamtlich geführten Nordhorner Initiative „Grafschaft zeigt Gesicht“, die hinter der Plakatreihe steht. Fast 3000 Personen, Kirchengemeinden, kirchliche Einrichtungen, Vereine, Gewerkschaften, Firmen, Schulen und Kindertagesstätten haben sich dem Bündnis angeschlossen: öffentlich einzusehen auf der Homepage (www. grafschaft-zeigt-gesicht.de). Auch Heidkamp hat sich registriert. „Sie und wir legen alle Zeugnis ab“, sagt van den Berg und erkennt als katholischer Religionslehrer darin eine „zutiefst jesuanische Haltung“.

Entstanden ist die Initiative aus Sorge um die politische Entwicklung in unserem Land und den zunehmenden Extremismus. „Reden allein oder nur mal auf eine Demo gehen, das reicht nicht mehr“, sagt van den Berg. „Wir müssen da laut werden, wo laute Menschen andere ausgrenzen.“ Daher entstand die Idee, eine Internetseite zu entwickeln, auf der man „Gesicht zeigen“ kann. „Ich möchte unsere Gesellschaft in gute Hände weitergeben“, sagt Thomas van den Berg, der sich wie Heinrich Heidkamp erschrocken darüber wundert, dass für selbstverständlich gehaltene Werte heute so unverhohlen infrage gestellt werden. Bei der Homepage und der Plakatreihe bleibt das Bündnis aber nicht stehen. Es gibt ein Manifest, ein Lied und viele Aktionen, mit denen „Grafschaft zeigt Gesicht“ in die Öffentlichkeit geht. Van den Berg erzählt von Straßen- oder Stadtteilfesten, bei denen die Initiative zu Gast ist – mit Infos und bunten Cocktails.

Aktion soll nicht die letzte sein

Bunt soll es auch bei einer Aktion am 11. August in Wietmarschen werden. Dort laden Kommune, lutherische, reformierte und katholische Christen ein. Der Pastorale Koordinator der Pfarreiengemeinschaft, Rainer Axmann, sagt: „Gott schenkt allen Menschen Würde. Deswegen kann es uns Christen nicht gleichgültig sein, wenn Menschen ausgegrenzt, bedroht oder angegriffen werden. Wenn extremistische, rassistische, antisemitische und völkische Gedanken verbreitet werden, dann müssen wir auch als Kirchengemeinde Gesicht zeigen.“

Die Aktion soll nicht die letzte sein. Thomas van den Berg bietet an, dass „Grafschaft zeigt Gesicht“ zu Gesprächsabenden in Gemeinden oder zu Projekten in Schulen kommt. „Wir brauchen einen langen Atem“, sagt er und denkt an die Bundestagswahl 2025. Heinrich Heidkamp nickt bei diesen Worten. „Ich hoffe, dass das Beispiel, mit dem hier so viele Menschen vorangehen, überzeugt.“

Petra Diek-Münchow
Termin

Auch „Wietmarschen zeigt Gesicht“ und will mit einer Aktion am 11. August ab 11 Uhr das Grafschafter Bündnis vor Ort bekannter machen. Die Veranstaltung auf dem Marktplatz, der um 10 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst vorausgeht, umfasst Wortbeiträge, Musik „und ganz viel“ Hoffnung.