Gemeinsam geht fast alles
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Als ich noch berufstätig war, hatte ich einen jungen Kollegen. Ich erzählte ihm von unserem katholischen „Frauenkreis“ und er lachte lauthals. Er stellte sich das wörtlich vor – Frauen im Kreis – und fand das lustig. In unserem Pfarrhaus in Malchow sitzen wir tatsächlich an jedem ersten Dienstag im Monat an Tischen im Kreis. Und das seit 36 Jahren!
Wie begann es? Unser Diakon Ulrich Kurowsky bemerkte, dass einige Gemeindemitglieder in keine der bestehenden Gruppen richtig ’reinpassten. Das waren die vielen alleinstehenden Frauen. So wurde der Kreis der Alleinstehenden ins Leben gerufen. Im Laufe der Jahre wurden es weniger, und die Gruppe lud auch verheiratete Frauen ein.
Das Gründungsmitglied Emma Schendel aus Alt-Schwerin stand der Gruppe 18 Jahre, bis Ende 2016, vor. Emma hat von Anfang an immer anspruchsvolle Themen ausgearbeitet und mit uns im Dialog besprochen. Es ging dabei nicht selten lebhaft und auch mal kontrovers zu. Wir waren somit ein Frauengesprächskreis.
So eine Frauengruppe wird nicht selten als eine Kaffeeklatschrunde belächelt. Dagegen verwahren wir uns. Wir besprechen auch Organisatorisches wie Blumenschmuck in der Kirche, Reinigung, Gartenpflege oder die Vorbereitung von Feiern im Kirchenjahr und in der Ökumene.
Einmal im Jahr hat Emma einen ganztägigen Exkursionstag vorbereitet. Akribisch wurde dieser geplant. Mit bis zu fünf Autos, und später auch mal dem Bonibus, ging es morgens um 8 Uhr los. Über die Jahre wurden viele Ziele in Mecklenburg-Vorpommern anvisiert. Unter anderem waren wir in Ludwigslust in der Hostienbäckerei, in Graal-Müritz im Rhododendronpark mit anschließendem Kaffeetrinken in der Ferienstätte St. Ursula, in Klöstern wie Dobbertin, Tempzin, Rhena oder Heiligengrabe.
Der Franziskaner Thomas Hilgemann, der bei der Landesregierung arbeitet, bot uns einmal eine Keller-Dachboden-Führung im Schweriner Schloss an. Das war ein Highlight. Wir standen hoch oben an dem Reiterstandbild über dem Eingang , sahen die Bienenstöcke auf dem Dach und staunten über das Gehörte in der Schlosskapelle.
Im Februar geht es locker zu mit Faschingshütchen, Luftschlangen, lustigen Texten und viel Gelächter. Im Dezember bei der Adventsfeier gibt’s auch jeweils ein Thema, das sich schon in der Dekoration ankündigt: Engel, Sterne, Kerzen oder Nikolaus.
Die Frauen beklagen manchmal, dass nicht genug Zeit zum Erzählen ist. So gibt es in den Sommermonaten auch mal eine Einladung zu jemandem in den Garten. Früher kamen abends die Männer dazu und es wurde gegrillt.
Nachdenken über den Fischer und seine Frau
Emma fielen nach 18 Jahren die Vorbereitungen schwerer. Ab Januar 2016 übernahm diese dann Angelika Meissel, die Schreiberin dieser Zeilen. Ich trat ein schweres Erbe an, da Emma ein wachsames und kritisches Auge auf mein Tun hatte. Es heißt, neue Besen kehren gut. Ich würde in dem Fall ergänzend sagen „anders“.
Was mache ich anders? Eigentlich nicht viel. Wir bestimmten den ersten Dienstag im Monat als festen Termin und wir legten Verantwortlichkeiten fest. Wer kocht Kaffee? Denkt an die Geburtstage? Organisiert die Kuchenbäcker? Deckt den Tisch? Das Abwaschen und Aufräumen hinterher klappt immer wie von selbst. Ansonsten ist fast alles, wie es vorher war. Es gibt immer ein Thema. Allerdings lade ich mal jemanden dazu ein. So war Michaela Spengler von der Caritas bei uns mit Informationen zur Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Pastor Eckhart Hübener, Initiator des Kapellenweges Mecklenburg-Vorpommern, kam und brachte den Zweitguss der Bronzen mit, die das Kreuz jeder Station zieren und dazu inhaltliche Aussagen haben.
Im Oktober kam zum zweiten Mal Monika Schaugstat aus Güstrow. Sie interpretiert Märchen, sowohl religiös als auch psychologisch. Wir Frauen waren vor einem Jahr total begeistert über ihre Gedanken zum „Fischer und seiner Frau“. Nie wären uns diese durch den Kopf gegangen! Wir freuten uns nun schon auf die Auslegung von: „Des Kaisers neue Kleider“, die wieder sehr gut gefiel.
Unsere Gemeinde ist so geschrumpft, dass über den Erhalt der Gebäude nachgedacht wurde. Für deren Erhalt gibt es inzwischen ein Konzept. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die 14 Frauen einen großen Teil der Kerngemeinde in Malchow bilden. Ohne den Zusammenhalt im Frauenkreis bliebe vielleicht die eine oder andere auch dem Gottesdienst fern.
Für mich kann ich sagen, dass mir die Themen nicht ausgehen werden.