Interview mit Generalvikar Martin Wilk

Glaubensräume erschließen und den Glauben weitertragen

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Generalvikar Martin Wilk ist Mitglied im Bonifatiusrat des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken mit Sitz in Paderborn und der Vorsitzende des diözesanen Bonifatiuswerkes. Im Gespräch mit der KirchenZeitung unterstreicht er die hohe Bedeutung des Hilfswerkes für das Bistum Hildesheim.


Generalvikar Martin Wilk engagiert sich im Bistum
und bundesweit für das Bonifatiuswerk.

Herr Generalvikar, welche Aufgaben haben Sie in Ihren beiden Funktionen beim Bonifatiuswerk?

Der Bonifatiusrat ist das Aufsichtsgremium des Bonifatiuswerkes. Er entscheidet über den Rahmen der Vergabe der Hilfen, beschließt den Haushaltsplan und beaufsichtigt den Vorstand. Als Vorsitzender des diözesanen Bonifatiuswerkes unterstütze ich die Förderung von pastoralen sowie sozialen Projekten, die katholische Christinnen und Christen dort unterstützen, wo sie in einer extremen Minderheitensituation, in der Diaspora, ihren Glauben leben.

Welche Bedeutung hat das Bonifatiuswerk für das Bistum Hildesheim?

Dem Bonifatiuswerk kommt für unser Bistum eine hohe Bedeutung zu. Das Hilfswerk steht solidarisch an der Seite katholischer Christinnen und Christen, die sich als religiöse Minderheit erfahren. Die Hilfsarten unterstützen in den Herausforderungen und Nöten in der Diaspora. Mich beeindruckt es, mit welchem Engagement und neuen Ideen sich die Menschen durch die Initiativen des Bonifatiuswerks in unserem Bistum einbringen.

In der Vergangenheit hat das Bonifatiuswerk vor allem den Bau von Kirchen, Pfarrheimen und anderen kirchlichen Gebäuden sowie die Anschaffung von Gemeinde-Bussen gefördert. Wo sehen Sie heute wesentliche Aufgaben für das Hilfswerk?
 


Viele Gemeinden im Bistum profitieren von den BONI-Bussen.
Im vergangenen Jahr erhielt die Hamelner St. Augustinus-Gemeinde
ein Fahrzeug. Das Foto entstand bei der Übergabe in Paderborn
und zeigt Hubert Hennig vom Kirchenvorstand, den Generalsekretär
des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, und Pfarrer Stephan
Uchtmann.

Das Bonifatiuswerk investiert für eine Entwicklung von personalen Glaubens-Beziehungen in neuen Formen und Unternehmungen. Sei es in dynamische Projekte oder sei es in die Bereitstellung von immobiler Infrastruktur wie Räume für Gottesdienste, Kirchen oder Versammlungshäuser. Mir ist es wichtig, allen Menschen, die auf dem Gebiet der Diaspora leben, die Möglichkeit zu eröffnen, die frohe und heilende Botschaft unseres Glaubens wahrzunehmen.

Die Kirche im Bistum Hildesheim schrumpft, die Diaspora-Situation verschärft sich dadurch. Ist diese Entwicklung eher Not oder Chance?

Entscheidend ist doch, dass wir bei all den Entwicklungen, die zugleich mit Chancen und Herausforderungen verbunden sind, über unseren Glauben und die Menschen im Dialog bleiben. Für mich kommt es daher vor allem auf die Grundhaltung und die Solidarität miteinander an. Im gemeinsamen Gebet können wir entdecken, welche tiefe Bedeutung der Glaube für unser Leben hat. Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft erleben wir in vielfältigen Situationen. Durch die Corona-Pandemie haben wir bei Ärzten und Pflegekräften, in der Organisation und Versorgung sowie in der Seelsorge Nächstenliebe erfahren und was es heißt, sich einzusetzen. Der Blick für unseren Nächsten zeigt sich im konkreten Handeln und wird auch in Zukunft wichtig für die Menschen in der Diaspora sein. Es ist wichtig, den Menschen auch in Zukunft Zuversicht und Hoffnung zu geben, dass sie wieder Vertrauen in die Gemeinschaft unserer Kirche bekommen.

Was sind in Ihren Augen wesentliche Aufgaben einer Diaspora-Kirche?

In meinen Augen bestehen wesentliche Aufgaben einer Diaspora-Kirche darin, Menschen zu helfen und Glaubensräume zu erschließen. Daher ist es wichtig, dass wir den Glauben weitertragen und mit den Menschen, die anders glauben oder denen der Glaube fremd geworden ist, in einen Dialog kommen.