Jugendprojekt „Mobile Kirche"

Gotteshaus auf vier Rädern

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Ab Frühjahr 2020 rollt eine „Mobile Kirche“ durchs Bistum. Entworfen haben sie Architekturstudenten aus Düsseldorf. Das Projekt soll vor allem Jugendliche ansprechen und ihnen zeigen: Die Kirche kann auch zu euch kommen.


Transparent und offen: Dieser Entwurf zeigt, wie die „mobile Kirche“ aussehen soll.

Wo sind die jungen Menschen? „Jedenfalls nicht sonntags im Gottesdienst“, sagt Pastoralreferentin Nathalie Jelen, „sondern auf Streetfood-Festivals, der Maiwoche oder Konzerten – da muss Kirche präsent sein“. Genau hier setzt ein neues Konzept des Diözesanjugendamtes an: Ab Frühjahr nächsten Jahres soll eine „Mobile Kirche“ im Bistum unterwegs sein und verschiedene Veranstaltungen ansteuern. „Wir wollen als Kirche zu den Jugendlichen kommen“, sagt Jelen.

Dafür hat das Bistum einen Kleinlaster gekauft, den ein Fahrzeugbauer gerade zur „Mobilen Kirche“ umbaut. Den Entwurf haben Architekturstudenten aus Düsseldorf gemeinsam mit Mitarbeitern des Bistums entwickelt: Eine Netzstrukur aus Aluminium und Stahl mit lichtdurchlässigen Glasscheiben. „Sie sollen Transparenz ausstrahlen und für die Offenheit der Kirche stehen“, sagt die Studentin Linda Trippler, die an dem Projekt mitarbeitet. „Transparenz spiegelt vielleicht nicht unbedingt das wieder, was die Menschen gerade mit der Kirche verbinden“, sagt sie, „aber es ist auch der Wunsch des Bistums, nach außen offener zu wirken.“ Damit das gelingt, müsse sich in der Kirche vieles grundlegend verändern, betont die 23-Jährige. „Die mobile Kirche ist sozusagen  ein erster Testläufer, um herauszufinden, ob man die jungen Menschen damit erreichen kann.“

Glaube braucht nicht unbedingt einen Raum

Kirche im Kleinlaster auf Festivals und Volksfesten – kommt das bei der Zielgruppe an? „Wenn die Leute entspannt sind und Zeit haben, wird das sicher gut angenommen“, schätzt Trippler. „Es zeigt: Hey, die Kirche ist hier.“ Oft müsse man selbst aktiv werden, wenn man den Kontakt zur Kirche suche. „Ich glaube, dass das für junge Leute nicht mehr der richtige Weg ist“, sagt die Studentin. „Deswegen finde ich die mobile Kirche so interessant. Weil das genau umgekehrt ist: ‚Wir sind für euch da und zwar nicht nur, wenn ihr zu uns kommt.‘“

Linda Trippler ist selbst evangelisch getauft und konfirmiert, einen engen Bezug zur Kirche hat sie aber nicht, sagt sie. „Ich schätze an der Kirche vor allem die Gemeinschaft – ich glaube, dieses Gefühl des Miteinanders ist für Jugendliche wichtig.“ Eine grundsätzliche Frage, die sich das Team deshalb gestellt hat: Braucht Glaube für junge Menschen überhaupt einen Raum?

„Wenn ich glaube, kann ich überall glauben – dafür brauche ich nicht unbedingt ein Gotteshaus“, findet Trippler. „Aber für diesen Gemeinschaftsaspekt brauche ich einen Raum.“ Deshalb sei die mobile Kirche auch nicht darauf ausgerichtet, Gottesdienste zu feiern. „Sie soll Gemeinschaft ausstrahlen. Jeder Mensch ist eingeladen – egal welcher Glaubensrichtung“, betont Trippler. Auch wenn auf den Altar und das Kreuz in der Mitte verzichtet wird, soll Gott trotzdem im Mittelpunkt stehen: „Wir haben versucht, diesen Gedanken mit aufzugreifen, aber die Mitte modern zu gestalten.“

Jede Ecke, jedes Detailist sorgfältig geplant

Im Inneren des Fahrzeugs gibt es einen kleinen Kreis aus Sitzmöbeln, der nach außen hin immer größer wird. Bei der mobilen Kirche soll sich viel im Freien abspielen: „Man muss nicht reingehen, um ein Teil davon zu sein, sondern kann auch erst mal nur einen Schritt näher kommen“, sagt Trippler. Das Fahrzeug an sich ist relativ klein: Etwa sechs Personen haben darin Platz. Deshalb mussten die Studenten jede Ecke sorgfältig planen.

„In den Möbeln ist gleichzeitig auch alles untergebracht, was wir für die mobile Kirche brauchen, zum Beispiel Liederbücher oder eine Kaffeemaschine“, erklärt Nathalie Jelen. Die Möbel wollen die Studenten selbst bauen, wenn der Wagen vom Fahrzeugbauer zurückkommt. „Hoffentlich kann die mobile Kirche dann ab Februar auf die Straße“, sagt Linda Trippler.

Sandra Röseler