Elisabeth-Krankenhaus muss Klinikbetrieb einstellen
Großer Frust in Thuine
Foto: Elisabeth-Krankenhaus/Stefan Schöning
Er selbst sei in dem Krankenhaus zur Welt gekommen, berichtet Rickermann, lebe in direkter Nachbarschaft zu der Einrichtung – und sei auch mit vielen Mitarbeitenden befreundet: „Einige sind so traurig, dass sie gar nicht für Weihnachten schmücken wollen.“ Allgemein herrsche im Ort ein großes Unverständnis vor, wie denn so ein „voll belegtes und mit guten Ärzten bestücktes“ Krankenhaus überhaupt schließen könne.
Mit Blick auf die Zahlen lief der Betrieb der Einrichtung, die sich als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit 120 Betten bis 2017 in alleiniger Trägerschaft der Thuiner Franziskanerinnen befand und seither zum Verbund der Niels-Stensen-Kliniken gehört, jedoch stark defizitär. Im Juni dieses Jahres hatten die Verantwortlichen deshalb ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt, um die Klinik darüber zu rekonstruieren und wieder zukunftsgerecht aufzustellen, wie ein Pressesprecher der Niels-Stensen-Kliniken auf Anfrage berichtet: „So sollte das Elisabeth-Krankenhaus künftig seinen Schwerpunkt auf die Bereiche Orthopädie und Geriatrie legen. Ein von Experten erarbeitetes Medizin-Konzept hatte für diese Bereiche eine Unterversorgung in der Region festgestellt. Eine Analyse zeigte zudem, dass die Umsetzung dieses Konzeptes auch wirtschaftlich tragfähig ist.“
Die Stimmung war angespannt, dennoch blieb die Diskussion weitgehend sachlich.
Potenzielle Investoren hätten das Konzept für realistisch gehalten und Interesse geäußert, das Krankenhaus zu übernehmen – allerdings unter dem Vorbehalt, dass auch die entsprechenden Gremien, Ausschüsse und die Politik im Land und der Region hinter diesem Konzept stehen müssten. Der Krankenhausausschuss habe dann aber signalisiert, das Konzept nicht zu unterstützen, auch nicht im Rahmen eines Trägerwechsels: „Die Region ist trotz aller Bemühungen nicht in der Lage, das Krankenhaus finanziell zu unterstützen, sodass die interessierten Investoren abgesprungen sind“, so der Sprecher. „Der Klinikbetrieb muss deshalb eingestellt werden, den etwa 500 Beschäftigten wird zeitnah unter Einhaltung der jeweiligen Frist die Kündigung ausgesprochen. Mit den Arbeitnehmervertretern wird ein Interessensausgleich und Sozialplan verhandelt.“
Lediglich die in der gleichen GmbH organisierten Bereiche St. Veronika Hospiz sowie die Fach-Pflegeeinrichtung St. Katharina für demenziell erkrankte Menschen und die Palliativ-Abteilung, mit insgesamt etwa 120 Beschäftigten, blieben zunächst erhalten und würden nach einem Investorenprozess an einen neuen Gesellschafter übertragen, heißt es weiter: „Verhandlungen darüber laufen bereits sehr vielversprechend.“
Wie groß der Unmut in der Bevölkerung ist, zeigte sich auch bei einem Info-Abend, zu dem der Thuiner Gemeinderat kürzlich ins Feuerwehrhaus eingeladen hatte. Das Haus sei „aus allen Nähten geplatzt“, berichtet Hans Rickermann. „Die Stimmung war angespannt, dennoch blieb die Diskussion weitgehend sachlich.“ Für ihn und viele weitere Bürgerinnen und Bürger seien aber noch viele Fragen offen, insbesondere was die künftige Gesundheitsversorgung in der Region anbelangt.
Als Zeichen der Solidarität und der Dankbarkeit für das langjährige Engagement der Krankenhaus-Beschäftigten hat Rickermann eine besondere Aktion initiiert, zu der sich nach eigenen Angaben bereits viele Bürgerinnen und Bürger angemeldet haben: Am Samstag, 7. Dezember, soll um 17 Uhr eine Lichterkette zwischen dem Elisabeth-Krankenhaus und dem Kloster in Thuine gebildet werden. Treffpunkt ist der Parkplatz der Berufsbildenden Schulen an der Klosterstraße, alle Interessierten sind willkommen.