70 Jahre Loccumer Vertrag und 60 Jahre Niedersachsenkonkordat
Grundlage für ein gutes Miteinander

Foto: Edmund Deppe
Feiern den Abschluss des Loccumer Vertrags vor 70 und des Niedersachsenkonkordats vor 60 Jahren: (v.l.) Bischof Dominicus Meier, Bischof Oliver Schuegraf, Landesbischof Ralf Meister, Erzbischof Nikola Eterović, Ministerpräsident Stephan Weil, Bischof Thomas Adomeit und Bischof Heiner Wilmer.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil betonte die Bedeutung beider Verträge zwischen Land und den beiden großen Kirchen. So gelte der Loccumer Vertrag von 1955 zwischen der Konföderation der evangelischen Kirchen und dem Land Niedersachsen noch heute als der Prototyp aller weiteren Staatskirchenverträge nach dem Zweiten Weltkrieg.
Nicht minder von Bedeutung sei, so Weil, das Niedersachsenkonkordat, das 1965 zwischen dem Vatikan und Niedersachsen geschlossen wurde. Weil erinnerte an eine turbulente Begleiterscheinung des Konkordats, die aber auch den hohen Stellenwert des Vertragsabschlusses unterstreiche. „Aus Anlass dieses Konkordats ist eine ganze Landesregierung geplatzt, aus Streit über die katholischen Bekenntnisschulen. Der damalige Ministerpräsident Diederichs sah sich veranlasst, seinen Koalitionspartner wegen dieser Frage aus der Koalition zu entlassen“, berichtete Weil. Denn die FDP lehnte die Bekenntnisschulen kategorisch ab. „Aber Diederichs hat sich entschieden und damit auch für eine Regelung der Verhältnisse in einem sehr positiven Sinne zwischen der katholischen Kirche und dem Land Niedersachsen.“
Beide Vertragswerke könnten für sich in Anspruch nehmen, „ihren Beitrag dazu geleistet zu haben, dass aus diesem fragilen Kunstgebilde Niedersachsen ein sehr festes Gerüst geworden ist, in dem es uns gelingt, sehr unterschiedliche einzelne Regionen und auch durchaus sehr unterschiedliche Bekenntnisse miteinander zu verbinden, und zwar so, dass wir von uns sagen können, wir sind das Land der Vielfalt. Aber Vielfalt ist auch unsere Stärke“, so der Ministerpräsident.
Beide Abkommen regeln die partnerschaftliche und freundschaftliche Zusammenarbeit von Staat und Kirche – besonders in Bereichen wie Religionsunterricht, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen, Gefängnis- und Krankenhausseelsorge. Beide Verträge, so Weil, hätten die Verhältnisse "lange und gut geregelt". Auch wenn die Zahl der Kirchenmitglieder weiter zurückgehe, würden die Kirchen immer noch als eine wichtige Stimme in der Gesellschaft wahrgenommen. „Wir werden auch weiterhin auf der Basis dieser Verträge gut zusammenarbeiten. Und ich sehe keinen Grund, warum irgendjemand dies infrage stellen sollte, und bin mir sicher, dass wir uns in zehn Jahren wieder zur nächsten Jubiläumsfeier treffen werden“, betonte Weil und wies ausdrücklich auch auf das gute ökumenische Miteinander der Kirchen hin.
Der Vorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, wies auf die gemeinsame Verantwortung von Staat und Kirche für die Gesellschaft hin. Beiden gehe es darum, „das Gemeinwohl zu fördern und die gesellschaftliche Entwicklung unseres Landes zu begleiten“. Der Loccumer Vertrag sei der „Grundpfeiler“ ihrer guten Beziehungen.
Zugleich hob Adomeit den dort verankerten Öffentlichkeitsauftrag der Kirchen hervor. „Dass die Kirche nicht schweigen darf, wenn antidemokratische Kräfte sich anmaßen, die Grundlagen unserer Gesellschaft anzugreifen, nämlich Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt, das ist eine Lehre aus der Zeit des Nationalsozialismus“, betonte er. Daran wolle sich die Kirche weiter orientieren. Sie sei nicht nur ein Ort des Glaubens und der Seelsorge, sondern auch „ein Akteur im öffentlichen Leben“.
Für den katholischen Vertragspartner sprach der Apostolische Nuntius, der Botschafter des Vatikans in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović. Auch er betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche in Niedersachsen. „Dieser Vertrag hat sich bewährt. Die katholische Kirche und das Land Niedersachsen pflegen ein freundschaftliches Miteinander, das auch in der Freundschaftsklausel des Konkordats zum Ausdruck kommt. Das Niedersachsenkonkordat dient dem Wohl aller Menschen“, unterstrich der Nuntius. Es gilt bindend für alle Teile der katholischen Bistümer, die in Niedersachsen liegen.