Tageseltern haben wichtige Aufgabe

Gut betreut in der Familie

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Osnabrück ist einer von 48 Modellstandorten des Programms „Pro Kindertagespflege: Wo die Bildung für die Kleinsten beginnt“. Damit will das Bundesfamilienministerium die Qualität der Angebote von Tagesmüttern und Tagesvätern stärken. Jetzt haben die ersten Absolventen ihre Zertifikate erhalten. 

Sechs Frauen und ein Mann (nicht im Bild) haben den ersten Kurs „Pro Kindertagespflege“ absolviert. Vorne: die Leiterinnen Maria Aepkers (links) und Marianne Metzdorf (rechts). Fotos: Marie-Luise Braun

 

Es seien „außerordentlich schwierige Rahmenbedingungen“ gewesen, sagt Maria Aepkers in ihrer kurzen Ansprache. „Aber gemeinsam haben wir das sehr gut gemeistert“, fügt die Leiterin der Katholischen Familienbildungsstätte Osnabrück (FaBi) hinzu. Damit meint sie nicht nur ihr Team, das das auf Präsenzlehre ausgerichtete Programm im vergangenen Jahr innerhalb kurzer Zeit durch ein Onlineformat ergänzt hat. Sie sagt es auch mit Blick auf die sieben Osnabrücker Teilnehmenden des Bundesprogramms. Denn auch sie mussten sich flexibel auf die Bedingungen einstellen, die die Bekämpfung der Corona-Pandemie mit sich gebracht hat. Manche von ihnen mussten zum Beispiel erst die Bedingungen schaffen, an Online-lehre überhaupt teilnehmen zu können. 

Gerade für Kleinkinder ein wichtiges Angebot

Mit dem Programm will das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend die Weiterentwicklung der Qualität in der Kindertagespflege – die von Tagesmüttern und -vätern angeboten wird – stärken. Nach Angaben der FaBi ist diese familienähnliche Betreuungsform besonders für Kleinkinder im Alter bis zu drei Jahren bewährt. Das Programm soll umfangreiche fachliche, methodische und praktische Kompetenzen vermitteln,  und damit ein erweitertes professionelles Handeln im Alltag ermöglichen. Es ist ausgerichtet auf das Ziel, Kinder ganzheitlich zu fördern, zudem wird betriebswirtschaftliches Wissen vermittelt. Den ersten Qualifizierungskurs mit 300 Unterrichtsstunden hat das Familien- und Kinderservicebüro der Stadt Osnabrück in Kooperation mit der FaBi jetzt beendet. 

Desiree Wilken-Hoffmann und Jana Thiessen haben an dem Kurs teilgenommen, weil sie sich beruflich umorientieren wollten. „Ich habe durch Corona meinen Umschulungsplatz verloren, weil ich niemanden für die Kinderbetreuung hatte“, sagt Wilken-Hoffmann. Als Tagesmutter könne sie nicht nur fremde Kinder aufnehmen, sondern auch ihr eigenes. Während sie das erzählt, nickt Jana Thiessen, die ihre Motivation ganz ähnlich schildert. 
Während manche ihrer Kolleginnen erst nach den Sommerferien ihre Angebote starten, haben die beiden bereits mehrere Kinder aufgenommen – Desiree Wilken-Hoffmann drei Kinder, Jana Thiessen vier. Das liegt an der Größe der Räume, die die beiden als Tagesmütter nutzen. Die meisten Menschen, denen die beiden von ihrer neuen Aufgabe erzählen, reagierten positiv, erzählen sie. „Vor allem jüngere Mütter“, ergänzt Thiessen. Andere seien aber auch befremdet gewesen. „Ich bin Akademikerin. Da haben einige gestaunt, dass ich jetzt ausgerechnet Tagesmutter werden möchte.“ Gesellschaftlich sei der Beruf noch nicht wirklich anerkannt, meinen beide. Dabei sei ihre Arbeit sehr gefragt. 
Vor allem Familien, die keinen Kitaplatz bekommen haben, würden die Dienste von Tagesmüttern und -vätern in Anspruch nehmen, sagen die beiden. Diese Familien seien dann sehr zufrieden mit dem Angebot. Auf die Frage, was passiere, wenn das eigene Kind oder sie selbst krank werden, antworten beide, dass sie an dem Tag natürlich keine anderen Kinder betreuen könnten. Eine 100-prozentig gesicherte Betreuung gebe es aber auch in den Kitas nicht. Auch hier müssten bei einer Erkrankung der Fachkräfte schon einmal Gruppen schließen. Angst vor fehlender Nachfrage haben Desiree Wilken-Hoffmann und Jana Thiessen nicht. 

„Im Kurs ist die Verzahnung von Theorie und Praxis ein wesentliches Element“, betont Maria Aepkers. Dazu sollten auch  Praktika in einer Kita und in einer Kindertagespflegestelle beitragen. Wegen des Lockdowns war für den ersten Kurs jedoch nur ein Praktikum möglich. 400 Euro gab es als Abschlussprämie zum Zertifikat dazu. „Das Geld ist unterwegs“, versprach Marianne Metzdorf den Absolventen.  Marie-Luise Braun