Immer mehr junge Menschen fühlen sich einsam
Hast Du keine Freunde?
Grafik: iStock
Von Luzia Arlinghaus
Sie lag im Bett und starrte an die Decke. Es war schon spät am Vormittag, aber es gab keinen Grund aufzustehen. Es war Wochenende und nichts und niemand wartete auf sie. Keine Schule, keine Arbeit und vor allem keine Verabredung. Ein entspanntes Wochenende? Für Kia Voosen war das der Horror. Erst recht, weil sie wusste, dass andere sich gerade von der Party am vorherigen Abend ausruhten oder schon wieder mit ihren Freunden unterwegs waren. Sie hatte das Gefühl, abgehängt und einsam zu sein. Und sie hatte keine Kraft aufzustehen. Sie glaubte nicht daran, dass es ihr jemals besser gehen könnte. „Das ist das Fieseste, wenn man sich über Wochen einsam fühlt“, sagt sie.
Heute ist Voosen 25 und studiert Soziale Arbeit. Sie hat schon lange nicht mehr zu lange im Bett gelegen, aber an das Gefühl der Einsamkeit erinnert sie sich noch immer gut. Es hat sie über Jahre begleitet. Als sie 12 war, litt sie unter Depressionen, ging mehrmals in eine psychosomatische Klinik, wechselte die Schule, verlor Freunde und wurde einsam. „Meine Freunde wussten nicht mehr, wie sie mit mir umgehen sollten, und gleichzeitig habe ich mich auch immer weiter zurückgezogen. Ich konnte diese Nähe nicht mehr zulassen“, erzählt Voosen.
Auch Cecilia Rülke kennt das Gefühl, einsam zu sein. Seit die 16-jährige Schülerin von ihrer Mutter zu ihrem Vater, aus ihrer Heimatstadt Lüneburg nach Hamburg gezogen ist, verbringt sie die meiste Freizeit allein. Besonders im vergangenen Winter zog sie sich zurück, las Bücher, schrieb viel und versank irgendwann in ihrer ganz eigenen Fantasiewelt. In Lüneburg hatte sie viele Freunde, war ständig unterwegs und liebte Partys. In Hamburg hat sie zwar Leute gefunden, mit denen sie sich gut versteht, aber es sind keine echten Freunde. Deswegen bleibt sie lieber allein.
Nervös wird sie trotzdem, wenn sie unter der Woche merkt, dass sie am Wochenende noch keine Verabredung hat, nichts, worauf sie sich freut. „Ich habe irgendwann angefangen, einfach in die Stadt zu gehen und Erledigungen zu machen. Ich habe mir was Hübsches angezogen und irgendwelche Sachen gekauft, die ich gar nicht brauchte. Einfach nur, damit ich Leute sehe und gesehen werde“, erzählt Rülke. Weniger einsam als vorher ist sie dadurch natürlich nicht. Aber wenigstens ist sie so abgelenkt und kann sich nicht weiter in das Gefühl hineinsteigern.
Kia Voosen und Cecilia Rülke sind mit ihrem Problem nicht allein. Seit ein paar Jahren ist die Anzahl der unter 30-Jährigen, die sich einsam fühlen, gestiegen. Schulen und Unis hatten während der Corona-Pandemie lange geschlossen. Davon haben sich nicht alle erholt, das legen viele Studien und Umfragen nahe.
Chronische Einsamkeit ist nicht einfach nur ein unangenehmes Gefühl, das man eben hinnehmen muss. Wer sich lange einsam fühlt, hat ein viel höheres Risiko, krank zu werden – sowohl psychisch als auch körperlich. Experten haben herausgefunden, dass chronische Einsamkeit genauso ungesund ist, wie 15 Zigaretten am Tag zu rauchen. Einsame Menschen fühlen sich häufiger niedergeschlagen, erleben einen Knick in ihrem Selbstwertgefühl, haben mehr Ängste und leiden häufiger unter Depressionen.
„Ich kann diese Nähe gar nicht genießen“
Wie sich Einsamkeit bei jungen Menschen auswirkt, erleben Voosen und Rülke auch in ihrem Ehrenamt. Sie engagieren sich bei U25 in Hamburg, einer Anlaufstelle der Caritas von Jugendlichen für Jugendliche. Wer in einer Krise steckt oder sogar Suizidgedanken hat, kann anonym an U25 schreiben. Jugendliche wie Rülke und Voosen, die eine Ausbildung als sogenannte Peerberater gemacht haben, schreiben innerhalb von ein paar Tagen zurück. „Einsamkeit ist ein Thema, das in fast jeder Beratung vorkommt. Auch wenn es nicht benannt wird“, sagt Rülke. „Das sind dann halt oft Zwischensätze. Zum Beispiel wenn jemand erzählt, dass er mit einer Freundin im Café saß und gemerkt hat: Die kommt gar nicht an mich ran und ich kann diese Nähe gar nicht genießen, sondern ich fühle mich so weit weg.“
Dieses Gefühl, unter Leuten zu sein und sich doch einsam zu fühlen, ist typisch für Jugendliche. Alte Menschen, die einsam sind, sind oft allein. Junge Menschen sind häufig emotional einsam. Sie sind zwar ständig unter Leuten, zum Beispiel in der Schule, im Studium, auf Partys oder bei der Arbeit. Aber viele Kontakte, die sie haben, sind oberflächlich. Rülke erzählt: „Ich habe eine Bekannte, die ist voll die Party-Maus und hier und da unterwegs. Sie ist aber auch total einsam. Man merkt es wirklich nicht jedem an.“
Auch Voosen kennt das Gefühl, sich „nicht connected“, also nicht verbunden zu fühlen: „Ich hatte oft tolle Menschen in meinem Umfeld und habe mich trotzdem einsam gefühlt.“ Dass das möglich ist, auch wenn es sich auf den ersten Blick ausschließt, „das muss man halt auch erst mal begreifen“. Dass sich Voosen nicht einmal unter guten Freunden wohlgefühlt hat, lag daran, dass sie wegen ihrer Depression kaum mit sich selbst zufrieden war.
Wenn junge Erwachsene denken, es stimme etwas mit ihnen nicht, liege das auch daran, dass es irgendwie tabu sei, sich einsam zu fühlen, glauben Voosen und Rülke. Die Generation Z, also diejenigen, die ab Mitte der 1990er Jahre geboren wurden, gehen heute offen mit psychischen Problemen um. Sie erzählen, dass sie zur Psychotherapie gehen, und haben eine Idee davon, was ADHS oder Hochsensibilität sind. Wenn sie gerade keine Kraft mehr haben, unter Leuten zu sein, dann ist es okay für sie, ein Treffen abzusagen; sie sagen dann oft, ihre „social battery“ sei leer. Doch darüber zu sprechen, dass sie sich einsam fühlen, das trauen sich viele nicht. Warum? Rülke vermutet: „Aus Angst, dass andere Menschen einen als komisch wahrnehmen. Also im Sinne von: Warum bist du einsam? Hast du keine Freunde? Ist dein Charakter komisch? Bist du vielleicht ein Arsch?“
Wenn man sich dafür schämt, ist es noch schwieriger, aus der Einsamkeit herauszukommen. Jeder Mensch versucht es auf eigene Art. Rülke sagt: „Damit ich rauskomme, fahre ich nach Hause, nach Lüneburg. In einer Kleinstadt ist das Leben friedlicher. In Hamburg ist alles so ungreifbar. Man ist nur ein Mensch in einer riesigen Stadt. Man weiß gar nicht, wohin mit sich.“ Voosen erlebt das ganz anders. „Ich bin sehr dörflich zwischen Köln und Bonn groß geworden. Dort war es sehr schwer mit meiner Depression und auch mit meiner Sexualität. Da war niemand lesbisch. Das gibt es da gar nicht. Das hat mich sehr einsam gemacht“, erzählt sie. Nun, in Hamburg gebe es „mehr Möglichkeiten, sich queere Communities zu suchen“.
Als Voosen mit 20 in die Großstadt kam, war gerade Lockdown. Trotzdem fühlte sie sich plötzlich frei. „Zehn Jahre Therapie und Hamburg waren der absolute Turn. Ich war in mir drin nicht mehr so einsam. Ich habe zwar kaum Leute getroffen, weil Corona war, aber trotzdem habe ich durch diese Entscheidung eine bessere Beziehung zu mir selber bekommen. Zu dem, was ich möchte“, sagt sie. „Mittlerweile habe ich viele Menschen kennengelernt, die gut zu mir passen. Hamburg hat’s rausgehauen.“
Voosen und Rülke freuen sich, dass sie durch ihr Engagement bei U25 anderen helfen können, die Einsamkeit zu überwinden. „Vor allem, wenn ich lange mit jemandem schreibe, erkenne ich einen Verlauf, wie es besser wird“, sagt Rülke. „Zuerst ist die Person vielleicht in einer Klinik, dann kommt sie wieder raus, lernt neue Leute kennen, lernt einen Jungen kennen. Alles toll. Und es ist so schön, das mitzuerleben.“
Es stärkt die Beraterinnen, wenn sie sich dabei erleben, wie sie anderen helfen, ihre Probleme zu lösen. Es gibt ihnen Vertrauen in sich selbst zurück. Vertrauen, das ihnen einst im Kampf gegen die Einsamkeit gefehlt hat. Am schlimmsten sei in so einer Phase die Hoffnungslosigkeit, sagt Voosen, der Gedanke, „dass es nicht besser werden kann“.
„Diese Vorfreude macht einfach Spaß“
Dieser Gedanke ist ein Trugschluss, manchmal erkennen einsame Jugendliche das nur durch Hilfe von anderen. Früher hätte sie sich dem Gefühl der Einsamkeit viel mehr hingegeben, sagt Voosen: „Aber jetzt habe ich für mich beschlossen, ich möchte das nicht. Ich möchte rausgehen. Und ich möchte was für mich tun. Sport machen und Zeit mit Leuten verbringen, die ich gerne habe.“ Sie hat einen Hund, eine Wohngemeinschaft, in der sie sich wohlfühlt, einen Freundeskreis, auf den sie sich verlassen kann.
Rülkes Strategie ist es, kleine Highlights in ihren Alltag einzubauen. „Ich setze mir ein Ziel, worauf ich mich freuen kann“, sagt sie. „Und diese Vorfreude macht einfach so viel Spaß. Das ist ein herrliches Gefühl. Das ist traumhaft. Man steht morgens auf und freut sich schon auf den Abend.“
Was sie Jugendlichen, die sich einsam fühlen, in der U25-Beratung mitgeben, ist kein Rezept. Jeder ist unterschiedlich und hat eigene Wege, um aus der Einsamkeit herauszukommen. Doch was für alle Jugendlichen gilt, ist: Sie müssen das nicht alleine schaffen. Und sie haben ihr Leben noch vor sich.
„Die schöne Welt der anderen“
Warum sind junge Menschen heute einsam? Wie kommen sie da wieder heraus? Und was können andere tun, die ihnen helfen wollen? Der Sozialpädagoge Raphael Schütz forscht zu dem Thema und gibt Antworten.
Jugendliche sind über die Schule, die Ausbildung oder ihr Studium gut vernetzt. Warum sind viele von ihnen trotzdem einsam?
Sie sprechen da den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein an. Alleinsein bedeutet erst mal, wenige Kontakte zu haben, und ist relativ neutral. Während Einsamkeit ein subjektives und schmerzhaftes Gefühl ist. Unter anderem, weil man sich mehr oder auch intensivere Kontakte wünscht. Das heißt: Nicht jeder, der allein ist, ist automatisch auch einsam – und nicht jeder, der einsam ist, ist automatisch allein.
Man kann auf einer Party unter vielen Menschen also einsam sein?
Genau, zum Beispiel, weil man in den Gesprächen keine Nähe spürt und sich insgesamt nicht verstanden fühlt. Diese emotionale Einsamkeit spielt gerade im Jugendalter eine Rolle. Sich in Gruppen einsam zu fühlen, kann sogar noch schmerzhafter sein, weil man sieht, dass andere keine Distanz zueinander haben. Man sieht, was möglich wäre.
Was können Einflüsse sein, die bei Jugendlichen zu Einsamkeit beitragen?
Hier werden viele verschiedene Faktoren diskutiert. Zusammenfassend ist es wohl ein Wechselspiel an biologischen, psychologischen und sozialen Bedingungen. Darunter zum Beispiel eine genetische Veranlagung, Schüchternheit, ein geringes Selbstwertgefühl, geringe soziale Unterstützung und geringe finanzielle Möglichkeiten. Bei manchen Aspekten stellt sich noch die Frage, was Ursache und was Folge ist.
Wirkt sich die Corona-Pandemie noch darauf aus, ob Jugendliche sich einsam fühlen?
Auf Basis unserer Studien lässt sich das noch nicht mit Sicherheit sagen, aber es ist naheliegend. Einmal wegen der Isolation, durch die Bedürfnisse nach Nähe, emotionalen Beziehungen, Verständnis, Liebe und Umarmung nicht erfüllt werden konnten. Aber es war ja auch eine sehr belastende Zeit wegen der Sorgen, die man sich gemacht hat.
Welche Sorgen meinen Sie?
Viele Jugendliche haben darunter gelitten, dass die Schulen geschlossen waren und dass ihre Jugend vorüberging, ohne dass sie viel erlebt hätten. Sie hatten Angst vor Konflikten mit ihren Freunden und Familien und wollten sich und andere nicht anstecken. Aber Jugendliche sorgen sich auch wegen der Klimakatastrophe, der Inflation, des Rechtsrucks und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und des Nahostkonflikts. All diese Krisen können womöglich Gefühle der Hoffnungslosigkeit bedingen und so Einsamkeit verstärken.
Hilft Social Media gegen Einsamkeit oder befeuert es Einsamkeit eher?
Man könnte natürlich sagen, Medienkonsum fördert Kontakte, weil sich Jugendliche darüber kennenlernen. Für manche Menschen stimmt das. Es gibt aber auch Studien, die darauf hindeuten, dass Medienkonsum, Internetsucht und Einsamkeit zusammenhängen.
Inwiefern?
Es kann zum Beispiel dazu führen, dass sie sich weiter zurückziehen. Manche Jugendliche versuchen vielleicht auch ihre Einsamkeit zu betäuben, indem sie durch Social Media scrollen, und auf Instagram die vermeintlich schöne Welt der Anderen sehen. Die hätten sie vielleicht auch gerne. Dadurch kann eine Sehnsucht entstehen, die womöglich zusätzlich belastet.
Sind Jugendliche, die in einem armen Haushalt aufwachsen, eher einsamkeitsgefährdet als die, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammen?
Ja, der sozioökonomische Status spielt eine Rolle. Wenn Jugendliche wenig finanzielle Möglichkeiten haben, können sie auch weniger am sozialen Leben teilhaben. Sie haben zum Beispiel kein Geld, um in einen Sportverein zu gehen, das Kino zu bezahlen oder mit Freunden in den Urlaub zu fahren.
Manche Studien zeigen, dass einsame Jugendliche eher an Verschwörungstheorien glauben. Woran liegt das?
Ja, das stimmt, das sind interessante Ergebnisse. Es ist jedoch schwierig zu sagen, ob die Einsamkeit eine Ursache dafür ist, dass Jugendliche antidemokratische Einstellungen entwickeln, wozu zum Beispiel zählt, an Verschwörungstheorien zu glauben. Es könnte auch sein, dass die Verschwörungsmentalität der Grund für die Einsamkeit ist oder dass ein dritter Faktor beides bedingt. Eine Hypothese ist, dass Jugendliche, die eher zurückgezogen sind und weniger Kontakte haben, womöglich empfänglicher sind für antidemokratische Gruppierungen und ihre Versprechen, um sich vernetzt zu fühlen. Aber damit würde ich nicht alle, die sich einsam fühlen, unter Generalverdacht stellen.
Würden Sie sagen, dass Einsamkeit für Betroffene nur negativ ist?
In der Fachliteratur hat sich die Übereinstimmung herauskristallisiert, dass Einsamkeit ein subjektives, schmerzhaftes, leidvolles Gefühl ist. Das würde auch Sinn ergeben, denn in der Evolution hat sich Einsamkeit als Warnsignal entwickelt, damit sich der Einzelne wieder der Gemeinschaft anschließt – und in der Gemeinschaft war die Überlebenswahrscheinlichkeit größer. Gemeinsam konnte man sich besser verteidigen, wärmen und Nahrung sammeln.
Heute müssen wir uns nicht mehr vor wilden Tieren verteidigen. Kann uns dauerhafte Einsamkeit trotzdem krank machen?
Es gibt viele Erkenntnisse darüber, dass Einsamkeit mit psychischen und physischen Erkrankungen in Zusammenhang steht. Zum Beispiel mit depressiver Symptomatik, psychosomatischen Beschwerden, einer höheren Suizidalität, aber auch mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit. Wobei auch hier bei manchen Punkten die Frage bleibt, was Ursache und was Folge ist.
Das klingt, als ob Einsamkeit gefährlich ist.
Ich möchte Menschen, die einsam sind, keine Panik machen. Ich bin auch mal einsam. Es ist jedoch wichtig, sensibel für das Thema zu sein, damit man etwas dagegen tun kann.
Viele Jugendliche denken, dass sie es allein schaffen müssen, aus der Einsamkeit herauszukommen. Stimmt das?
Auch hier gibt es Ergebnisse, die das nahelegen. Ich bin aber kein Anhänger davon, Menschen die alleinige Verantwortung für Einsamkeit oder andere psychische Phänomene zuzuschreiben. Dafür sind die menschliche Psyche und Entwicklung zu komplex.
Was können andere tun, um einsamen Jugendlichen zu helfen?
Jeder kann zum Beispiel anfangen, den Menschen in seiner Umgebung aufmerksam und empathisch zu begegnen und zu fragen, wie es ihnen geht. Man kann andere unterstützen, ihnen Hilfe anbieten, sie versuchen zu integrieren. Weiterhin ist es wichtig, auch in der Schule ein positives Klima zu schaffen, das von Unterstützung, Wertschätzung, Interesse, Toleranz, Empathie und Partizipation geprägt ist.
Was können Jugendliche, die sich einsam fühlen, selbst tun?
Der erste Schritt ist, überhaupt wahrzunehmen, dass man vielleicht einsam ist. Dann kann es helfen zu schauen: Was habe ich für Ressourcen, und wie kann ich die stärken? Die eigenen Interessen helfen häufig, das Selbstwertgefühl zu stärken und Kontakte aufzubauen. Das kann bei dem Einen etwas Künstlerisches sein, beim Anderen Sport oder Schreiben, Gartenarbeit oder Backen. Vieles kann das Gefühl von Selbstwirksamkeit erfüllen – auch, anderen zu helfen, kann sich gut anfühlen. Und dann kann man schauen: Traue ich mich jetzt mit meinem aufgebauten Selbstwertgefühl raus in den Verein oder in den Leseclub?
Und wenn das nicht klappt?
Dann sollte man mit einer vertrauten Person reden oder sich professionelle Hilfe suchen. Einsamkeit ist keine Krankheit und nicht mit Depressionen gleichzusetzen. Aber wenn man das Gefühl hat, es hilft nichts, dann sollte man mit anderen darüber sprechen.
Zur Person:
Raphael Schütz (34) ist Sozialpädagoge und promoviert an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg zum Thema Einsamkeit unter Jugendlichen. Er ist systemischer Traumatherapeut und hat als psychosozialer Berater in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet.