Sechs Menschen berichten aus ihrer ganz persönlichen Sicht
Hoffnung für das neue Jahr
„Wir haben ein Grundrecht auf Hoffnung. Wir können Ängste haben und Sorgen, weinen und trauern, doch das Grundrecht bleibt. Es wird nicht fortgespült von Tränen, nicht niedergeschrien von Verzweiflung, nicht ausgelacht von Zynismus!“ Bischof Heiner Wilmer in seiner Weihnachtspredigt 2020
Abenteuer Familie
„Wissen Sie schon, was es wird?“ – diese Frage brachte mich in den letzten Wochen oft zum Schmunzeln und die Fragesteller zum Staunen. Denn mein Mann und ich erwarten tatsächlich Vierlinge – drei Mädchen und einen Jungen. Wir freuen uns riesig auf unsere Kinder und danken Gott für jeden Tag, den die Kleinen in meinem Bauch wachsen dürfen und immer kräftiger werden. Bislang ist alles sehr gut verlaufen, aber Kontrolle ist in einem solchen besonderen Fall natürlich besser. So werde ich die nächsten Wochen also im Krankenhaus verbringen. Damit schnell reagiert werden kann, sollte es eines der Kinder besonders eilig haben. Meine Hoffnung für das neue Jahr: Dass Gott uns nicht mehr zumutet als wir tragen können und unsere kleine, große Familie segnen möge. Darauf vertrauen wir!
Martha Klawitter-Weiß (30)
Die Redakteurin arbeitet in der Redaktion der Bernward Mediengesellschaft
Ein sicherer Ort der Begegnung
Das sorgenreiche Jahr 2020 liegt endlich hinter uns und ich blicke mit Hoffnung, Freude und Zuversicht auf das neue Jahr. Immerhin habe ich in den vergangenen Monaten gespürt, dass unsere Gesellschaft ein Stück näher zusammengerückt ist. Die Belange der älteren Menschen wurden stärker berücksichtigt als zuvor. Wir haben gezeigt, dass Begegnung auch auf neuen, kreativen Wegen möglich ist.
Im Jahr 2021 wird meine Herausforderung sein, unser „Haus der Senioren“ in Duderstadt wieder zu einem sicheren Ort der Begegnung, des Austausches und der Beratung werden zu lassen. Aber dass wir das schaffen, haben wir bereits nach dem ersten „Lockdown“ bewiesen und gezeigt, dass auch in schwierigen Lebensphasen Lichtblicke zu finden sind. Ich freue mich darauf, wieder gemeinsam mit unseren Seniorinnen und Senioren bei den zahlreichen Gruppenangeboten zu lachen und einfach nur zu reden und neue Kursangebote auszuprobieren.
Darüber hinaus ist mir der Generationendialog wichtig. Ich erlebe es täglich als Familienvater, wie schnell Kinder und junge Heranwachsende einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern können. Diese „innere Kraft“ der Kinder möchte ich gern unseren Senioren erfahrbar machen. Und wer weiß, welch’ neue Freundschaften generationsübergreifend entstehen können. Darauf freue ich mich.
Johannes Riemekasten-Remy (34)
Er leitet das „Lorenz-Werthmann-Haus – Haus der Senioren“ der Caritas Südniedersachsen in Duderstadt.
Ich lasse mich nicht unterkriegen
Mein persönlicher Lockdown liegt jetzt acht Jahre zurück. „Krebs“, sagten mir die Ärzte. Als sie genauer wurden, war mir als Krankenpfleger auf der Intensivstation klar, dass mir kein Zuckerschlecken bevorstand. Ich weiß gar nicht mehr, wieviel Zeit ich seitdem in der Klinik verbracht habe, ein ständiges Auf und Ab war es jedenfalls. Jahre zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Gott sei Dank bin ich im Moment gesundheitlich stabil – mit Einschränkungen zwar, aber alles in allem habe ich noch großes Glück.
Natürlich war ich zwischendurch mutlos und verzweifelt, die Krankheit ist heimtückisch, nimmt immer wieder einen neuen Anlauf. Aber ich werde mich von ihr nicht unterkriegen lassen und ich habe mir Ziele gesetzt. Ich wollte wieder aufs Fahrad steigen und durchs Eichsfeld radeln. Das habe ich geschafft. Die Bewegung tut mir gut, und auch jetzt, im Winter, bin ich viel unterwegs.
Dann die nächste Etappe: Ich werde Opa, kündigte zuerst unser Sohn an, kurz darauf unsere Tochter. Auch das ist ein Ziel: Ich will sehen, wie meine Enkelkinder groß werden, ich will ihnen Gute-Nacht-Geschichten vorlesen und ihnen ihr erstes Fahrrad kaufen und dann irgendwann mit ihnen auf die erste kleine Tour gehen.
Musik ist meine große Leidenschaft. Orgel, Klavier, Trompete, Akkordeon. Das macht mir Freude, die ich gern weitergebe. Im Kinderchor, im Altenheim, als Organist in unserer Pfarrgemeinde und in der Umgebung. Das ist ja seit Monaten alles zum Erliegen gekommen und ich vermisse es. Hoffentlich können wir bald wieder im großen Kreis zusammenkommen und musizieren und singen. Ich bin optimistisch und freue mich darauf, das gibt mir Kraft und Zuversicht. So schnell lasse ich mich jedenfalls nicht unterkriegen – von meiner Krankheit nicht und von Corona nicht.
Georg Schütte (61)
Vom Drang zum Helfen
Von jeher habe ich den Drang verspürt zu helfen. Ich habe bei der Wasserrettung – der DLRG – angefangen und bin „im Rahmen der Evolution“ an Land gegangen und bei den Maltesern gelandet. Wo wirklich Hilfe nötig ist, kann ich dann auch erlebbare Hilfe leisten und Menschen wenigstens etwas Hoffnung geben. Darauf setze ich auch im neuen Jahr.
Seit meinem Eintritt bei den Maltesern im Februar 1978 habe ich viele Ämter übernommen, zahlreiche Dienste und Projekte neu aufgebaut und mich für Menschen eingesetzt. Dazu zählen zum Beispiel der Besuchshundedienst für Pflegeheimbewohner und Gefängnisinsassen oder der mobile Einkaufswagen für alte mobilitätseingeschränkte Menschen in Wolfenbüttel. Neu hinzugekommen ist im vergangenen Jahr der „Versorgungsbus“ für Obdachlose und sozial Benachteiligte in Braunschweig. Wir sind angetreten, als die anderen Einrichtungen im März wegen des Lockdowns zugemacht haben. Mit dem Bus erhalten Wohnungslose und sozial Benachteiligte zweimal pro Woche Suppe und heiße Getränke, außerdem verteilen Ehrenamtliche von der Fan-Abteilung von Eintracht Braunschweig Hygieneartikel. Im Moment dürfen die Besuchshunde nicht ins Altenheim und auch bei uns ruhen ja leider Gottes wegen der Pandemie einige Projekte, so ist der „Versorgungsbus“ umso wichtiger.
Im neuen Jahr macht mir der Impfstoff gegen Corona Hoffnung, dass wieder relative Normalität im Leben eintreten kann. Allerdings wird es dauern, ehe alle durchgeimpft sind. Wir Malteser wirken unter anderem aktiv im Impfzentrum in der Braunschweiger Stadthalle mit sowie bei den mobilen Impfteams. Weiterhin betreuen wir als Sanitäter frisch Geimpfte in der Stadthalle.
Außerdem macht mir Hoffnung, dass sich so viele auch während der Coronazeit für Menschen engagieren und sich nicht in ihren Wohnungen verstecken, wie es angeraten wird. Denn wer kümmert sich dann beispielsweise um die Wohnungslosen und sozial Schwachen?
Frank Stautmeister (64)
Der Sozialversicherungsfachangestellte ist Stadtbeauftragter der Malteser in Braunschweig und wurde 2020 für sein Engagement bei den Maltesern mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Alles steht unter dem Vorzeichen „Falls“
Meine Zukunft besteht aus „Falls“. Normalerweise würde ich Anfang des Jahres überlegen, auf was für eine Freizeit ich mit meinen Freundinnen in den Sommerferien fahren möchte oder was für Fächer es im nächsten Schuljahr gibt. Vielleicht würde ich auch einfach den Tag mit Lesen verbringen und höchstens mal an die nächsten Wochen denken. All dies würde ich mit der Gewissheit tun, dass es so weiter geht in dem altbekannten Rhythmus aus Schule, Ferien, Schule, Ferien. Ich als Schülerin, als Kind, mit der Aufgabe zu lernen und sonst Spaß zu haben.
Jetzt ist der letzte feste Termin in meinem Kalender der dritte Juli, Tag der Abiturzeugnisausgabe. Danach ist nichts.
Zunächst hat mich dieses „Nichts“ sehr geängstigt und ich habe mir Deadline um Deadline gesetzt, zu der ich einen Plan haben wollte.
Nächtelang habe ich mich durchs Internet geklickt, neue Seiten geöffnet, bis die Symbole der einzelnen Fenster so klein wurden, dass ich sie nicht mehr erkennen konnte. Meine Generation habe ja so viele Möglichkeiten, heißt es immer. Beim Klicken stellte ich mir vor, ich würde Pflegerin werden, Wissenschaftlerin oder vielleicht Germanistik studieren?
Inzwischen steht für mich fest, dass ich nicht direkt studieren werde, sondern zunächst ein freiwilliges Jahr in Deutschland mache. Dafür läuft bald die Bewerbungsphase. Meine Hoffnung ist, dass ich mich in dem Jahr ausleben und viel dazulernen darf. Natürlich spielt auch hier Corona mitherein, es ist schwierig bis unmöglich Praktika zu bekommen und manche schreiben ihre FSJ Stellen gar nicht erst aus. Mittlerweile habe ich mich an die Situation gewöhnt, lernen geht auch von zu Hause aus. So empfinde ich eine Zuversicht, dass es schon einen Weg geben wird.
Noch steht also nichts fest, aber ich freue mich auf die Herausforderungen, die die nächsten Monate bringen werden. Auf mich warten Erlebnisse, wie das erste Mal allein leben, an einer Stelle zu arbeiten oder sich in einer neuen Stadt zurechtzufinden. Dort werde ich auf einmal von neuen Menschen und noch unbekannten Freunden umgeben sein. Immer mehr freue ich mich auf diese Freiheit – „Falls“. Und irgendwann hoffe ich, werde ich die Fenster auf meinem Computer eines nach dem anderen schließen, bis nur noch eines übrigbleibt und ich meinen Platz gefunden habe. Wer weiß, vielleicht liegt dieser auch abseits des festen Plans.
„Falls“ die Grenzen offen sind, erwartet mich im Sommer aber erstmal eine Radtour mit einer Freundin an der Ostseeküste.
Anna Abraham (18)
Schülerin im 13. Jahrgang auf dem Bischöflichen Gymnasium Josephinum in Hildesheim