Vorbereitung auf Ostern
Holt die Fastenfreude zurück!
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Wahrscheinlich gibt es nur wenige Menschen, die den Advent nicht lieben. Den Duft nach Plätzchen und Glühwein. Die Kerzen am Adventskranz. Das Geheimnisvolle. Der Advent, das sind vier Wochen, in denen wir bewusst und gern auf Weihnachten hinleben – um dann bewusst und gern zu feiern.
Warum ist das in der Vorbereitungszeit auf Ostern so anders? Denn die Idee ist ja dieselbe: Sechs Wochen haben wir jetzt Zeit, um bewusst und gern auf Ostern hinzuleben – und dann zu feiern. Aber tatsächlich ist anders als im Advent im Alltag eine besondere Stimmung nicht spürbar. Und wahrscheinlich freuen sich die wenigsten darauf, dass die Fastenzeit nun endlich losgeht.
Liegt es daran, dass die Kinder weniger Begeisterung in diese Zeit bringen? Oder daran, dass wir sie eher mit weniger als mit mehr verbinden? Mit Buße statt mit Freude? Mit Schwere statt mit Leichtigkeit? Wobei der Advent liturgisch ja auch eine Bußzeit ist: mit der Farbe violett und Bußpredigten von Johannes. Nur haben wir es geschafft, die lichten Momente zu finden und zu betonen.
Und nein, das nicht nur wegen des Konsums. Viele halten den Advent auch religiös für wichtig. Unsere Kirche jedenfalls ist dann sonntags deutlich besser besucht – auch und gerade von Familien mit Kindern. Anders als in der Fastenzeit.
Vielleicht wäre es deshalb gut, uns die Freude an der Fastenzeit zurückzuholen und sie so wie den Advent mit guten Erfahrungen zu verbinden. Schon die Jahreszeit bietet dafür Anknüpfungspunkte. Frühlingserwachen. Krokusse und Osterglocken. Wie wäre es also mit einer neuen Tradition der Fastenwanderung durch die erwachende Natur mit allem, was blüht. „Alle Knospen springen auf“, hat Wilhelm Willms gedichtet – ein gutes Lied für die Vorbereitung auf Ostern.
Wiederentdeckte Traditionen können ziemlich lecker sein
Auch kulinarische Traditionen könnte man wiederentdecken. Zum Beispiel die Fastenbrezeln, die vor allem in Süddeutschland populär sind. Oder man lädt ein zu einem Fastenessen mit klassischen Fastenspeisen wie Fisch oder Maultaschen, die ebensfalls in Süddeutschland gerne „Herrgottsbescheißerle“ genannt werden; verbunden mit einem Familiengottesdienst könnte das Spaß machen.
Und dann sind da die näheren Ostervorbereitungen. Das Basteln von Palmstöcken und Osternestern; das Backen von Karfreitagsstruwen und Osterzöpfen. Das Färben der Eier. All das bietet Potenzial für Vorfreude. Man muss nur etwas daraus machen.
Und der Glaube?, sagen Sie jetzt vielleicht. Und die Buße? Wird jetzt alles wieder weichgespült? Jesus sagt: „Wenn du fastet, mach kein finsteres Gesicht, sondern salbe dein Haupt.“ Und das ist tatsächlich die antike Form von: Mach es dir schön und lass es dir gutgehen! Recht hat er, der Jesus.