Für mehr Gleichberechtigung in der Kirche

Inspirierende Frauen

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Die kfd-Frauen im Bistum Dresden-Meißen wollen junge Frauen dazu begeistern, sich für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche einzusetzen. Fördermitglieder können auch Männer werden.


Angelika Pohler (links) und Maria Ruby wollen jüngere Frauen begeistern, sich für Frauenthemen in der Kirche stark zu machen.

Maria Ruby (70) aus Leipzig war vor ihrem Renteneintritt Krankenhausseelsorgerin. Die Katholikin stieß dabei immer wieder an Grenzen und fragte sich: „Warum soll ich nicht die Krankensalbung spenden? Warum darf das nur ein Priester?“ Dass sie nicht verstand, dass Angehörige oder Seelsorger, also Frauen und Männer, die Kranken nicht salben dürfen, war Anlass für die Gemeindereferentin, sich der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) anzuschließen. Ihre Überlegungen gingen noch weiter: „Warum kann die Beichte nur ein Mann abnehmen?“ Gerade in Bezug auf Sexualität oder gar Missbrauch hätten ihr Frauen erzählt, sich nur gegenüber anderen Frauen öffnen zu können.

Inzwischen ist Maria Ruby Geistliche Begleiterin der kfd im Diözesanverband Dresden-Meißen und Mitglied im erweiterten Bundesvorstand der kfd. Die etwas mehr als 50 Mitglieder im Bistum setzen sich für mehr Gleichberechtigung von Frauen innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland ein und machen sich dafür stark, dass die Spiritualität von Frauen in Gemeinden einen Platz hat.

Dadurch, dass der Verband erst nach der Wende hier Fuß fasste, haben viele engagierte Frauen ein ähnliches Alter. Ein großes Anliegen sei es, jüngere Frauen anzusprechen, sagt Angelika Pohler, Sprecherin der kfd im Diö- zesanverband Dresden-Meißen. Die 71-jährige Grafikerin sagt: „Ostfrauen sind anders geprägt.  Schon lange definieren sich Frauen in Ostdeutschland mehr über den Beruf als über ihr ehrenamtliches Engagement.“

Das sei ein Grund, warum sich jüngere Frauen in den östlichen Bundesländern weniger in dem Verband engagierten. Außerdem hat sich die Familiengründungszeit nach hinten verschoben, der Berufsalltag hat sich geändert. Dabei böte die kfd eine Möglichkeit sich mit  „verantwortungsbewusster weiblicher Theologie“ auseinanderzusetzen, so Pohler. Dies könne auch eine Gestaltungsmöglichkeit sein, sodass Frauen der katholischen Kirche nicht ganz den Rücken kehrten.

Vor allem sei die Solidarität untereinander wichtig, betonen beide Frauen, und verweisen darauf, dass der kfd-Bundesverband nicht nur in die Kirche hineinwirke, sondern auch in die Gesellschaft. So werden seit 1992 etwa Erziehungsleistungen in der Rente anerkannt und 2009 wurden Mütterkuren Pflichtleistungen  der Krankenkassen. Kirchlich habe sich beispielsweise geändert, dass 1994 Mädchen als Ministrantinnen zugelassen wurden und 2006 die Bibel in geschlechtergerechter Sprache veröffentlicht wurde. „Wir kfd-Frauen versehen uns als Bindeglied zwischen Kirche und Gesellschaft“, sagt Pohler.

Inspiriert haben die Grafikerin schon immer andere Frauen. Zum Bistumsjubiläum entwarf sie eine Ausstellung über Maria Magdalena, die wegen Corona allerdings nur online zu sehen war. „Um spannende Vorbilder zu finden, können wir zu den Anfängen des Christentums schauen“, so Angelika Pohler. Und Maria Ruby ergänzt: „Obwohl die Frauen gesellschaftlich abgewertet waren, spielten sie im frühen Christentum eine wichtige Rolle. Heute ist das oft anders herum.“ Und sie betont, dass die Kirche in westlichen Gesellschaften durchaus eine Verantwortung in der Weltkirche habe. „Wir Christen können etwas verändern für Frauen aus anderen Kulturkreisen, wo Frauen noch stark abgewertet werden.“

Auch der Klimawandel oder die Flüchtlingsarbeit sind Themen, die die kfd-Frauen beschäftigen. Traditionell bereitet der Frauenverband den Weltgebetstag – in diesem Jahr am 4. März – vor. Ein guter Anlass, die Anliegen kennen zu lernen. Fördermitglieder des Vereins können übrigens auch Männer werden.

Von Ruth Weinhold-Hesse

Der nächste kfd-Frauentag findet am 11. März in Leipzig statt. Informationen dazu unter:
www.kfd-dresden-meissen.de