Bistum Osnabrück
Jahresrückblick 2024
Foto: Thomas Osterfeld
Januar
Sternsinger im Kanzleramt: Anna, Marie, Ben und Johanna Maria aus der Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst-Hollage-Rulle vertreten das Bistum Osnabrück beim Sternsingerempfang im Kanzleramt in Berlin zur 66. Aktion Dreikönigssingen.
Hochwasser: Viel zu viel Regen – seit Weihnachten stehen viele Regionen im Norden unter Wasser. Das Bistum Osnabrück hat einen Krisenstab eingerichtet. Der Ort Steinbild im Emsland war kurzzeitig von der Außenwelt abgeschnitten.
Segen für Homosexuelle: Katholische Priester dürfen jetzt auch homosexuelle Paare segnen. Die vatikanische Glaubensbehörde hatte Ende 2023 ein entsprechendes Dokument mit ausdrücklicher Genehmigung von Papst Franziskus veröffentlicht. Das freut unter anderem Christine und Sylvia Frai aus Bremen, die den kirchlichen Segen bereits in einer Zeit bekamen, in der Segensfeiern noch gar nicht offiziell erlaubt waren.
Protest: Gegen Rechtsextremismus steht auch die Kirche auf. Mehr als 100 000 Menschen protestieren in vielen niedersächsischen Städten und in Bremen, das Bistum ruft auf, sich an den Kundgebungen zu beteiligen.
Februar
Gewinner Fotowettbewerb: Sie haben Bauhelme auf und stehen vor einem Baustellenschild: Fünf Messdienerinnen aus Hilkenbrook im nördlichen Emsland haben nach Meinung der Jury das schönste Foto eingesandt und gewinnen den aktuellen Bilderwettbewerb, zu dem der Kirchenbote, das Diözesanjugendamt und die Ministrantenpastoral jährlich aufrufen.
Schon zwei Jahre Krieg in der Ukraine: Die gebürtige Ukrainerin Tetiana Kisker ist seitdem im Ausnahmezustand. Sie unterrichtet ukrainische Schüler an der Osnabrücker Ursulaschule, hilft Geflüchteten, sammelt Spenden und Hilfsgüter.
Gedenk- und Lernort: In Sögel wird ein neuer Gedenk- und Lernort eingeweiht. Er erinnert an die deportierten jüdischen Familien und die 74 ermordeten Juden der Hümmlinggemeinde.
Neu in Bremen: Mit dem Angebot „Resonanzraum“ hat sich die Citypastoral in Bremen neu aufgestellt. Sie kooperiert mit anderen gesellschaftlichen Akteuren und will damit als Kirche stärker in die Großstadt hineinwirken.
März
Weltgebetstag mit Brisanz: Am 1. März beten Frauen in ganz Deutschland um Frieden in der Welt. Diesmal haben sie Palästina als Partnerland ausgewählt. Nach dem Überfall der Hamas auf Israel und vielfältiger Kritik wird die deutschsprachige Liturgie neu überarbeitet.
Caritas und Frieden: Frieden beginnt bei mir – unter diesem Motto startet die Caritas in Osnabrück ihre Jahreskampagne. Verschiedene Angebote sollen zum gesellschaftlichen Frieden beitragen. An Schulen in der Region ist ein „Respect Coach“ unterwegs.
In eigener Sache: Mit der Osterausgabe stellt der Kirchenbote von der wöchentlich erscheinenden Zeitung auf ein 14-tägiges Magazin-Format um.
April
Verstärkung für diözesanen Schutzprozess: Sarah Röser ist neu in ihrer Funktion als „Unabhängige Beauftragte im diözesanen Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch im Bistum Osnabrück“. Sie kontrolliert, steuert und überwacht die Verfahren aller bekanntwerdenden Fälle.
72-Stunden-Aktion mit Rekord: Rund 7000 vor allem junge Menschen beteiligen sich im Bistum Osnabrück an der bundesweiten 72-Stunden-Aktion, verteilt auf 180 Gruppen. Das ist ein neuer Teilnehmerrekord. Hauptträger und Organisator einer der größten Solidaritätsaktionen in Deutschland ist der BDKJ, im Bistum Osnabrück ist außerdem die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) ganz vorn mit dabei.
Predigerinnentag: Am bundesweiten Predigerinnentag der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) beteiligt sich auch Gabriele Kuhlmann, Seelsorgerin im Christlichen Krankenhaus Quakenbrück. Zusammen mit zwölf weiteren Frauen hat sie die anspruchsvolle Fortbildung „Diakonische Leitungsdienste für Frauen“ besucht und erfolgreich abgeschlossen. Sie ist ebenso qualifiziert wie ihre männlichen Kollegen, aber Diakonin ohne Weihe.
Mai
Preis für "#OutInChurch": Der Osnabrücker Verein Gay in May zeichnet unter anderem „#OutInChurch“ für ihr Gruppen-Coming-Out mit dem Rosa Courage Preis aus. Dieser Preis wird seit 32 Jahren an Persönlichkeiten verliehen, die sich in besonderer Weise für die Belange von Menschen einsetzen, die lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer, intergeschlechtlich oder nichtbinär sind.
50 Jahre Musikalisches Pfingsttreffen: Diese Veranstaltung wird in der Aufbruchstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils ins Leben gerufen. Seit 50 Jahren findet das Musikalische Pfingsttreffen im Marstall Clemenswerth statt. Musikerinnen und Musiker kommen aus ganz Deutschland zusammen, um neue Lieder einzustudieren und am nächsten Tag ein Konzert zu geben.
50 Jahre Kleine Kirche: Die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils sorgen auch in Osnabrück für Aufbruchstimmung. Vor 50 Jahren gründet sich die Personalgemeinde Kleine Kirche. Eine Gemeinde, in die man nicht hineingeboren wird, in der nicht das sogenannte Territorialprinzip gilt. Wer dazugehören möchte, muss sich bewusst dafür entscheiden.
Priesterweihe: Patrick Poll aus Papenburg wird am Samstag vor Pfingsten im Osnabrücker Dom zum Priester geweiht. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung in der Altenpflege, später studierte er Theologie in Lantershofen, wo Männer mit abgeschlossener Berufsausbildung und Berufspraxis ihren Weg zum Priesteramt beginnen können. Seine erste Kaplanstelle tritt er in der Pfarrei St. Matthäus in Melle an.
Ein neuer Bischof für Osnabrück: Am 28. Mai wird verkündet, wer neuer Bischof wird. Es ist der Paderborner Weihbischof Dominicus Meier. Im Dom, der so voll ist wie sonst zu Weihnachten, stellt er sich der Öffentlichkeit vor.
Juni
Frauen in Ahmsen: Bei der Frauenkundgebung in Ahmsen ruft Jutta Flüthmann vom Bundesverband der kfd dazu auf, zur Europawahl zu gehen und die Stimmen einer demokratisch gesinnten Partei zu geben, damit Rechtspopulisten keine Chance haben.
100 Jahre Missionsgymnasium: Seit 100 Jahren gibt es das Gymnasium St. Antonius in Bardel bei Bad Bentheim. Die katholische Schule feiert ihr Jubiläum mit einer Aktionswoche und stellt sich die Frage: Was ist heute unsere Mission?
Islamistischer Terror: Nach der Messerattacke von Mannheim, bei der ein Polizist starb, wird verstärkt über Islamismus in Deutschland diskutiert. Wochen zuvor sorgen die Demonstrationen muslimischer Männer für ein Kalifat für Entsetzen. Bülent Ucar, Professor für Islamische Religionspädagogik und Leiter des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück, spricht sich dafür aus, junge Menschen niemals aufzugeben - auch wenn sie in eine extremistische Ecke abdriften. Man müsse ihnen über politische Bildungsprogramme, durch persönliche Kontakte, religiöse Begegnung und Austausch alternative Weltsichten aufzeigen.
Ernüchternde Zahlen: Die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum Osnabrück ist zwar leicht zurückgegangen, bleibt aber auf hohem Niveau. Das offenbart die frisch veröffentlichte kirchliche Statistik für 2023.
50 Jahre Nordische Studienwoche: Zum 50. Mal kommen katholische Christen aus Nordeuropa zu einer theologischen Studienwoche des Ansgar-Werks der Bistümer Osnabrück und Hamburg zusammen. In ihren Ländern sind sie in der Minderheit und müssen oft weite Wege zu Katechese und Gottesdienst zurücklegen. Prominenter Gast zur Jubiläumsveranstaltung ist Kardinal Kurt Koch aus Rom.
Juli
Wallfahrt nach Telgte: Rund 5000 Gläubige pilgern Anfang Juli von Osnabrück nach Telgte. Zwei Dutzend Wallfahrtsvereine und -gruppen aus dem Osnabrücker Raum stellen wieder den größten Teil der Pilger. Hinzu kommen weitere Gruppen, unter anderem mehr als 80 Telgter, die sich mit zwei Bussen in der Nacht auf den Weg nach Osnabrück gemacht hatten, um sich dem Pilgerzug anzuschließen. Zudem gibt es wieder eine größere Fahrradgruppe.
August
Drastische Sparmaßnahmen: Das Bistum Osnabrück muss sparen, und zwar über die bereits im Jahr 2022 beschlossenen Konsolidierungsziele hinaus, kündigt Diözesanadministrator Weihbischof Johannes Wübbe an.
Klimaschutz: Als Pilotprojekt fördert das Bistum Osnabrück den Neubau des Pfarrheims in Bad Essen. Es ist bundesweit das erste kirchliche Gebäude, das Solarstrom selbst erzeugt, selbst speichert und das ganze Jahr nutzt.
September
Amtseinführung: Zuerst zuhören und dann Taten folgen lassen. Das ist der Grundsatz des neuen Bischofs von Osnabrück, Dominicus Meier. Am 8. September wird der 65 Jahre alte Benediktinermönch feierlich in sein Amt eingeführt.
Tattoo-Event: Wenn der Glaube unter die Haut geht: Das Bistum lädt in Osnabrück zu einem ungewöhnlichen Event ein. In der Innenstadtkirche St. Johann in Osnabrück können sich Gäste christliche Motive tätowieren lassen oder von ihren religiösen Tattoos erzählen. Ein Glaubensbekenntnis anderer Art.
Landes-Erntedankfest: Diesmal findet es rund um die Kirche St. Johannes in Spelle statt. Es handelt sich um eine überregionale Veranstaltung der evangelischen Landeskirchen, der katholischen Bistümer und der Land- und Ernährungswirtschaft.
Sonnenschein-Preis: Unter dem Motto „Frieden stiften! – Frieden beginnt bei mir“ verleiht die Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück am Caritassonntag in Nordhorn den Sonnenschein-Preis 2024. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Stiftung jedes Jahr ehrenamtliches Engagement, das einen herausragenden Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leistet.
Oktober
Missbrauchsstudie Teil 2: Die Wissenschaftler haben geliefert. Der Abschlussbericht zum Missbrauchsgutachten im Bistum Osnabrück legt Fakten und Ausdrucksweisen dar, die den sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Bistum Osnabrück von 1945 bis heute ermöglichten. Jetzt ist es an der Bistumsleitung, weitere Konsequenzen daraus zu ziehen, Strukturen zu verändern. Bischof Dominicus reagiert betroffen und spricht von einer „Dimension des Grauens“.
Neuer Ausstellungsort: In Osnabrück wird „Die Villa_“ eröffnet, in einem Gebäude, das als Villa Schlikker bekannt ist und ab 1932 der NSDAP als Parteizentrale diente. In diesen Räumen präsentieren die Ausstellungsmacher jetzte Texte und Gegenstände, die erläutern, wie schnell in einer Diktatur demokratische Errungenschaften wie Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde abgeschafft werden können. Es geht auch um den Juristen Hans Georg Calmeyer, der über 2900 Juden rettete.
25 Jahre Glaubensweg: Er soll einen Bogen spannen von der Erlebniswelt der Jünger Jesu zur Lebensrealität der Menschen heute: der Glaubensweg der Seligpreisungen von Lohne nach Wietmarschen in der Grafschaft Bentheim. Beginnend an einem Findling am Heimathaus in Lohne, führt der Weg mit seinen acht Stationen auf einer Länge von gut sieben Kilometern über den Alten Diek zur Wallfahrtskirche in Wietmarschen. Vor 25 Jahren wurde er eingeweiht.
Modenschau in der Kirche: Unter dem Motto „Bibel und Fashion“ gibt es eine Modenschau in St. Nikolaus in Ankum. Der Erlös kommt einem Verein zugute, der sich um trauernde Kinder und Jugendliche kümmert.
November
Die Suchtberatung in Deutschland schlägt Alarm: Dreiviertel der öffentlich finanzierten Beratungsstellen können ihre Kosten in diesem Jahr nicht decken. Die Folgen: Viele müssen schließen oder ihre Angebote einschränken – und das bei steigender Nachfrage. Die Caritas-Beratungsstellen, zum Beispiel in Bremen, protestieren öffentlich.
25 Jahre Solwodi: Der Osnabrücker Verein Solwodi feiert sein 25-jähriges Bestehen. Er ist Anlaufstelle für Frauen, die betroffen sind von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Prostitution, Frauen, die zwangsverheiratet werden sollen und Gewalt in ihren Beziehungen erfahren.
Dezember
Krankenhaus in Thuine verkündet Schließung: Großer Frust, das seit 1912 bestehende Elisabeth-Krankenhaus, das zum Verbund der Niels-Stensen-Kliniken gehört, muss schließen. Mit Blick auf die Zahlen lief der Betrieb der Einrichtung in Trägerschaft der Thuiner Franziskanerinnen stark defizitär. Rettungsmaßnahmen sind gescheitert. Die Generaloberin Schwester Maria Cordis ist dennoch zuversichtlich: „Wir bleiben der Sorge um die Kranken von unserem Ursprung her verpflichtet, das hört mit dem Elisabeth-Krankenhaus nicht auf. Auch wenn sich die Form ändern mag: Es geht weiter.“