Jugend schreibt Geschichte

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300 junge Menschen sind zum Vortreffen der Jugendsynode in Rom gekommen. Nur acht Deutsche waren dabei: Daniela Ordowski aus Rheinhessen nahm für die internationale Katholische Landjugendbewegung teil. Von Sarah Seifen.

Das hat es im Vatikan noch nicht gegeben: 300 Jugendliche aus der ganzen Welt haben sich zur Vorbereitung auf die Jugendsynode in Rom getroffen. Sie können mitreden, fordern, bringen ihre Ideen ein. Für das, was die Bischöfe im Herbst (siehe: Zur Sache) entscheiden sollen.

Zeit zum Kennenlernen in der Unterkunft

Palmsonntag in Rom: Junge Erwachsene aus Europa feiern den Abschluss des Vortreffens auf dem Petersplatz. Darunter Daniela Ordowski (hinter dem Banner in der Mitte) und der Bundesvorsitzende des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend, Thomas Andonie (links).  Foto: privat
Palmsonntag in Rom: Junge Erwachsene aus Europa feiern den Abschluss
des Vortreffens auf dem Petersplatz. Darunter Daniela Ordowski (hinter dem
Banner in der Mitte) und der Bundesvorsitzende des Bunds der Deutschen
Katholischen Jugend, Thomas Andonie (links). Foto: privat

„Ich bin sehr dankbar, bei diesem historischen Moment dabei gewesen zu sein“, erzählt Daniela Ordowski. Die 24-Jährige ist eine von acht Deutschen, die zum Vortreffen eingeladen waren. Neben zwei von der Bischofskonferenz ausgewählten Vertretern gab es deutschsprachige Teilnehmer von internationalen Organisationen wie Daniela Ordowski. Die Studentin war für die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) international, genannt MIJARC, in Rom. Dort sitzt sie im Europavorstand. Bis Januar 2018 war die gebürtige Rheinhessin, die heute in Frankfurt lebt, in der Diözesanleitung der KLJB im Bistum Mainz. Große Sitzungen kennt sie daher: „Es gibt oft die Sorge, dass Menschen in großen Runden nicht offen sind, aber das war nicht so. Es war eine angenehme Atmosphäre.“ Zeit zum Kennenlernen gab es beim Essen und am Abend in der gemeinsamen Unterkunft. Über persönliche Dinge wie den Glauben zu sprechen, sei eben einfacher, wenn man sich besser kenne.

Neben den Plenarsitzungen gab es 20 Diskussionsgruppen, aufgeteilt nach Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Deutschsprachige Gruppen gab es nicht, denn nur wenige der Teilnehmer sprechen Deutsch. Zudem sollte jeder Kontinent in jeder Gruppe vertreten sein.

Wie unterschiedlich die Ansichten von jungen Leuten aus verschiedenen Kontinenten sein können, zeigt sich im Abschlussdokument des Vortreffens. An Palmsonntag wurde es Papst Franziskus übergeben. Darin steht zum Beispiel, dass junge Afrikaner von einer selbstständigen Ortskirche träumen, die nicht auf Hilfe angewiesen ist. „Natürlich gibt es unterschiedliche Ansichten, die uns Deutsche nicht direkt betreffen“, sagt die 24-Jährige, die in Marburg Politik studiert. „Aber ich war überrascht, dass unsere Visionen von Kirche doch sehr ähnlich sind.“ Darum könnten sich alle 300 Teilnehmer in dem Dokument wiederfinden.

Für die Deutschsprachigen unter ihnen sei es wichtig gewesen, die Rolle der Frau in der Kirche einzubringen. „Das hat viel Zustimmung im gesamten Dokument gefunden“, fasst Daniela Ordowski zusammen. Die Vielfalt der Ansichten habe gezeigt, dass in der Kirche dezentralisierter gearbeitet werden müsse. „Es gibt nicht eine Lösung für alle Menschen auf der Welt.“

Daniela Ordowski Foto: privat
Daniela Ordowski
Foto: privat

Das verabschiedete Dokument soll den Bischöfen bei der Synode im Herbst als Grundlagenpapier dienen. „Die Anregung, junge Menschen einzuladen, kam ja vonseiten der Bischöfe, weil sie nicht über Jugendliche reden wollen, sondern mit uns“, erklärt Daniela Ordowski.

Die jungen Erwachsenen fordern in ihrer Abschlusserklärung: weniger Moralismus, größere Transparenz bei Entscheidungen der Kirche, mehr Mitsprache.

Zu kritischem Denken habe auch Papst Franziskus ermutigt: „Zu Beginn des Treffens war der Papst für vier Stunden bei uns. Das war beeindruckend. Er hat uns gesagt, dass wir Risiken eingehen und klare Worte finden sollen.“

Mitsprache der Jugend soll dauerhaft sein

Eine Forderung im Abschlussdokument ist die Gründung einer Jugendkommission im Vatikan. „Wir wollen dauerhaft einbezogen werden. Außerdem nicht nur zum Thema Jugend, sondern zu Kirchenthemen allgemein“, sagt Daniela Ordowski. Jugendbeteiligung sei in der katholischen Kirche meistens nur punktuell gegeben. Doch, so sagt sie: „Wir können für uns selbst sprechen und fühlen uns bereit, Führungspersonen in der Kirche zu sein.“

 

Zur Sache: Jugendsynode tagt im Herbst

Vom 3. bis 28. Oktober 2018 findet die Ordentliche Versammlung der Bischofssynode zum Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“ in Rom statt.
Die Bischofssynode berät den Papst. An der Synode nehmen Bischöfe teil, die von den nationalen Bischofskonferenzen gewählt werden. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat Bischof Stefan Oster aus Passau, den Vorsitzenden der Jugendkommission der DBK, Bischof Felix Genn aus Münster, den Vorsitzenden der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der DBK, und Weihbischof Johannes Wübbe aus Osnabrück, Mitglied der Jugendkommission der DBK, gewählt.
Wie viele und in welcher Form Jugendliche bei der vierwöchigen Versammlung teilnehmen können, ist noch nicht bekannt. Im Herbst des vergangenen Jahres konnten Menschen von 16 bis 29 Jahren einen Online-Fragebogen ausfüllen. Dieser und die Abschlusserklärung des Vortreffens zur Jugendsynode, das im März stattfand, dienen als Grundlage für die Bischofssynode. Die Erklärung des Vortreffens wurde vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend und der DBK ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. (sas)
Infos: www.jugend-synode.de

 

Meinung: Da geht noch mehr

Toll! Junge Frauen und Männer dürfen mitreden in der Kirche, und sie haben was zu sagen.

Sarah Seifen Foto: privat
Sarah Seifen, Volontärin

Nicht nur 300 junge Leute diskutierten beim Vortreffen zur Jugendsynode in Rom, gleichzeitig haben knapp 15.000 Menschen zwischen 16 und 29 Jahren über Facebook teilgenommen. Dort gab es sechs Sprachgruppen, denen Interessierte beitreten konnten. Schade, dass diese Information nicht über den inneren Kreis der Jugend in kirchlichen Verbänden und Gruppen hinaus bekannt war. Die deutschsprachige Gruppe zum Vortreffen auf Facebook zählt gerade einmal 1325 Mitglieder.

Da geht noch mehr! Sicher hätten viele weitere junge Menschen gerne mitgemacht. Jetzt ist es Aufgabe der Organisatoren, Teilnahmemöglichkeiten bei der Synode im Herbst früher bekannt zu machen, den inneren Kreis zu öffnen und bald die Teilnehmer zu benennen. Die teilnehmenden Bischöfe stehen immerhin auch schon fest.