Sonntag der Weltmission
Kaffeetrinken als soziales Ereignis
Bei einer traditionellen Zeremonie haben zwei äthiopische Ordensschwestern im Forum am Dom in Osnabrück das diesjährige missio-Beispielland vorgestellt. Dort ging es darum, wie Frauen selbstbestimmt leben können.
Der Duft von frisch gerösteten und gemahlenen Kaffeebohnen hängt in der Luft im Osnabrücker Forum am Dom. Die Gäste warten auf ihre Tassen und unterhalten sich. Der Kaffee kommt aber nicht aus einem modernen Vollautomaten, sondern ist Teil einer traditionellen äthiopischen Zeremonie, die zwei Ordensschwestern der „Little Sisters of Jesus“-Kongregation vorstellen. Beide kommen aus der Kaffa-Region im Südwesten Äthiopiens und präsentieren das Beispielland der diesjährigen Spendenaktion des Hilfswerks missio.
„Kaffee ist Teil unseres Lebens“, sagt Schwester Askalemariam Karlo. In Äthiopien trinken ihn die Menschen bis zu viermal täglich, Zeremonien gibt es aber meistens erst in den Abendstunden oder an Festtagen. Dann kommt die ganze Familie zusammen und auch die Nachbarn werden eingeladen. Selbst die Kinder nehmen teil. „Es ist Zeit der Gastfreundschaft und um zusammen zu sein und viele Dinge miteinander zu besprechen und zu teilen“, erzählt Schwester Kidist Habtegiorgies. Sogar in der Kirchengemeinde der Ordensschwestern werden Kaffeezeremonien nach den Gottesdiensten abgehalten.
Das gemahlene Kaffeepulver gießen die beiden Schwestern aus Äthiopien mit Wasser auf und erhitzen es in einem Tonkrug auf einem kleinen Herd, bis die Flüssigkeit kocht und aus dem Gefäßhals sprudelt. Den fertigen Kaffee reichen sie den Besuchern in kleinen Porzellantässchen, zusammen mit selbst gebackenem Brot, gerösteten Erdnüssen, Gerstenkörnern und Popcorn. Gewöhnlich werden bei der Zeremonie auch Weihrauchkörner verbrannt, um den feierlichen Charakter zu unterstreichen. Um einen Feueralarm zu vermeiden, werde man aber darauf verzichten, erklärt Christian Adolf, missio-Referent im Bistum Osnabrück.
Appetit vom Kaffeegeruch
Während die Besucher die erste Tasse Kaffee trinken, erzählen die Schwestern von ihrer Arbeit in Äthiopien. Dort kümmern sie sich um Frauen und Kinder der Menja, einem diskriminierten Volksstamm des Landes. Seit Jahrhunderten werden sie von anderen äthiopischen Volksstämmen an den Rand gedrängt. Die Schwestern bringen den Frauen das Nähen bei und helfen ihnen, die selbst gefertigten Produkte vor Ort zu verkaufen. So können die Frauen mithelfen, den Lebensunterhalt der Familie zu finanzieren, und ihr Selbstwertgefühl wird gebessert. Äthiopien gehört in Afrika zu den Ländern mit dem stärksten Wirtschaftswachstum. Trotzdem gebe es noch immer viele sehr arme Menschen, erzählt Schwester Karlo. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns“, sagt sie.
Wie Frauen und junge Menschen dazu ermutigt werden können, ihr Leben trotz Widerspruch von außen selbst zu gestalten war auch das Thema bei anderen Treffen der äthiopischen Ordensschwestern im Bistum. Bei einem Filmabend im Cinema Arthouse in Osnabrück sprachen sie mit Besuchern über einen äthiopischen Film zum Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne. In der Angelaschule in Osnabrück erklärten sie den Schülern, wie Flüchtlinge in Äthiopien aufgenommen werden und feierten in der St.-Thomas-Gemeinde in Bremen eine Kaffeezeremonie.
Eine der Besucher der Zeremonie im Forum am Dom ist Sieglinde Tetteh. Sie liebe Afrika, erzählt die Osnabrückerin. Nach der Hochzeit mit ihrem Mann aus Ghana hat sie Afrika mehrfach besucht. Die Kaffeezeremonie ist für sie aber ein gutes Beispiel der Geselligkeit der Menschen auf dem Kontinent. Auch den bewussteren Umgang mit Kaffee findet sie interessant: „Allein beim Kaffeegeruch bekommt man schon richtig Appetit“, sagt Tetteh.
Christoph Brüwer
Am Weltmissionssonntag, 28. Oktober, sammeln viele päpstliche Missionswerke Spenden für die Diözesen in den ärmsten Ländern der Welt, so auch das Missionswerk missio. Der Schwerpunkt ihrer Projektfinanzierung ist die Ausbildung kirchlicher Fachkräfte für die Arbeit mit notleidenden Menschen.
Weitere Informationen: www.missio-hilft.de/wms