Beneditinerinnen übernehmen Kundenstamm

Keine Hostien mehr aus Thuine

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Zum 1. März geben die Franziskanerinnen in Thuine ihre Hostienbäckerei auf. 180 Kirchengemeinden hatte der Orden in unserem Bistum und bundesweit beliefert. Schwester Frederike Rhotert hat die Arbeit bis zuletzt gerne gemacht. Den Kundenstamm übernehmen jetzt die Benediktinerinnen in Osnabrück.


Große Sorgfalt: Von Hand sortiert Schwester Frederike Rhotert
unebene oder rissige Hostien für den Versand aus. Fotos: Petra Diek-Münchow

„Das ist jetzt der Rest“, sagt Schwester Frederike und stellt eine Plastikwanne auf den Tisch. Darin liegen, ordentlich nebeneinander aufgestellt, dünne Teigplatten, die sie vor ein paar Tagen zum letzten Mal aus dem Backautomaten geholt hat. Der Geruch davon hängt noch immer ein wenig in der Luft. Sorgfältig stapelt sie die Platten in einem Rahmen übereinander und stanzt sie mit einem Hohlbohrer Reihe für Reihe von Hand aus. Die fertigen Hostien fallen von dort in einen roten Wäschekorb. „Die muss ich jetzt noch sortieren“, sagt die 70-Jährige. Denn unebene, rissige oder gar zerbrochene Oblaten kommen bei ihr nicht in die Tüten. „Die sollen doch gut aussehen.“

Seit 13 Jahren arbeitet die Ordensfrau in der Hostienbäckerei der Thuiner Franziskanerinnen. „Das hat mir immer viel Freude gemacht“, sagt sie und klingt dabei wehmütig. Denn in diesen Tagen hat sie zum letzten Mal den Teig aus Wasser und Mehl angesetzt und gebacken, zum letzten Mal die Hostien ausgestanzt und verpackt. Zum 1. März schließt der Orden in Thuine seiner Hostienbäckerei.

Das liegt nicht nur daran, dass der über 40 Jahre alte Backautomat das Ende seiner Betriebszeit längst erreicht hat und das Gebäude hätte umfangreich saniert werden müssen. Sondern mehr noch daran, dass dem Orden der Nachwuchs fehlt. „Wir haben künftig einfach keine Schwestern mehr für diese Arbeit“, sagt die Generaloberin, Schwester Maria Cordis Reiker, mit deutlichem Bedauern in der Stimme. Finanziell hat dieser Schritt nach ihren Worten keine großen Folgen für den Orden.  

Mit der Schließung der Bäckerei geht aber ein Stück Geschichte zu Ende. „Das hat immer zu unserem Orden gehört“, sagt Schwester Frederike Rhotert. Seit etwa 150 Jahren haben die Franziskanerinnen in Thuine Hostien gebacken – Pfarrer Gerhard Dall hatte den ersten Schwestern um Mutter Anselma Bopp damals um 1869 ein Backeisen geschenkt.

Es werden nicht mehr so viele Hostien gebraucht wie früher

Die Kunden kamen und kommen bis heute aus dem Bistum Osnabrück und darüber hinaus. „Von Flensburg bis nach Berchtes­gaden“, sagt Schwester Frederike und schlägt dabei ein Ringbuch auf. Alphabetisch geordnet von A bis Z stehen darin die Namen der 180 Kirchengemeinden, die monatlich oder vierteljährlich bei ihr bestellt haben: kleine Hostien für die Gottesdienstbesucher, die etwas größeren Priesterhostien und die mit einem schimmernden Korpus verzierten Monstranzhostien. In ihrem Computer hat die Franziskanerin aufgelistet, wie viele es im vergangenen Jahr insgesamt waren – über 2,3 Millionen Hostien.

Aber die Bilanz zeigt auch, wie stark die Zahlen mit der Zeit zurückgegangen sind: Im Jahr 2000 waren es vier Millionen Hostien, im Jahr 2007 sind 3,3 Millionen verschickt oder abgeholt worden. „Es gehen immer weniger Menschen in die Gottesdienste, dann werden eben nicht mehr so viele Hostien gebraucht wie früher“, erklärt sie ganz richtig.

Bei dem Wort „früher“ denkt die Ordensfrau auch an die vielen Erstkommunionkinder und Besuchergruppen, die sich bis vor einigen Jahren die Produktion selbst angeschaut haben. Sie holt ein Fotoalbum, blättert darin und zeigt auf einige Bilder. Viele Jungen und Mädchen sind darauf zu sehen, wie sie am Backautomaten Schwester Ingrid und Schwester Renate umringen. „Meine Vorgängerinnen“, sagt Schwester Frederike. Und erzählt, dass beide mit viel Hingabe über Jahrzehnte hinweg in der Hostienbäckerei gearbeitet haben.

Aber auch sie hängt an ihrer Aufgabe. Mit Wehmut denkt die 70-Jährige an den Tag, wenn sie den Schlüssel umdrehen muss. Gern führt sie ihren Gast noch einmal durch die Räume. Zeigt, wie mit dem großen Quirl der Teig angerührt und auf die zwölf Eisen im Backautomaten gespritzt wird. Wie danach die Hostien aus den dünnen Platten ausgestanzt, von Hand aussortiert und in Tüten entweder zu 1000 zu 1500 Stück verpackt werden. „Das ist hier alles Handarbeit“, sagt sie. Noch sind die Schränke und Schubladen gut gefüllt mit der Produktion der vergangenen Wochen. „Ich hoffe, das geht noch alles ‘raus.“ Wie sie sich fühlt bei diesem Anblick? Schwester Frederike zuckt die Schultern und dann hellt ihr Gesicht sich auf. „Es ist ja nicht alles zu Ende, es geht weiter in Osnabrück.“ Die Benediktinerinnen werden den Kundenstamm aus Thuine übernehmen (siehe auch „Zur Sache“). Und dort wird die Thuiner Franziskanerin dann mitarbeiten.

Petra Diek-Münchow


 

Hostien von den Benediktinerinnen

Katholische und evangelische Kirchengemeinden, die bisher ihre Hostien aus der Bäckerei der Thuiner Franziskanerinnen bekommen haben, können sich künftig an die Benediktinerinnen von der ewigen Anbetung in Osnabrück wenden. Die Ordensgemeinschaft am Hasetorwall bietet an, den Kundenstamm zu übernehmen.

Die Benediktinerinnen in Osnabrück backen laut Schwester Eva-Maria Kreimeyer derzeit gut vier Millionen Hostien für katholische und evangelische Gemeinden. „Diese Tätigkeit passt sehr gut zu unserer Spiritualität, da spüren wir eine ganz enge Verbindung“, sagt die Priorin. Zudem erwirtschaften die Anbetungsschwestern ihren Lebensunterhalt durch die Hostienbäckerei ebenso wie durch die Kerzenwerkstatt und die Paramenten, zum Beispiel Messgewänder. „Das ist finanziell für uns ein ganz wichtiges Standbein.“

Vier bis fünf Ordensfrauen und zwei Angestellte arbeiten in der Osnabrücker Hostienbäckerei, künftig wird Schwester Frederike Rhotert aus Thuine das Team verstärken. „Das ist wunderbar, dass wir diesen Weg gemeinsam weiter gehen können“, sagt Schwester Eva-Maria und freut sich über die ordensübergreifende Zusammenarbeit. Infos: Telefon 05 41/3 47 83 17; Hostien können auch hier werden: www.osb-os.de