Verkauf der Osnabrücker Paracelsus-Klinik

Keine Kirchensteuer für Krankenhaus

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Der kirchliche Krankenhausverbund Niels-Stensen-Kliniken kauft in Osnabrück ein finanziell angeschlagenes Krankenhaus. Das Geld kommt aus eigenen Mitteln. Warum Generalvikar Theo Paul mit der Entscheidung zufrieden ist.


Die Geschäftsführer Werner Lullmann (links) und Martin Siebert informierten über die Pläne zur Kooperation zweier Krankenhäuser. Foto: Paracelsus-Klinik

Insider hatten es schon lange gewusst, aber nichts verraten. Die kirchlichen Niels-Stensen-Kliniken (NSK) kaufen die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Paracelsus-Klinik im Westen der Stadt. Kurz bevor die Neuigkeit während einer Pressekonferenz verkündet wurde, waren die rund 368 Paracelsus-Mitarbeiter informiert worden. Niemand müsse sich Sorgen machen um seinen Arbeitsplatz, sagte NSK-Geschäftsführer Werner Lullmann, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden übernommen. „Wir freuen uns schon auf sie“, sagte Lullmann.

Dass ein privat geführtes Krankenhaus und ein kirchlicher Verbund zueinander fänden, erscheine eher ungewöhnlich, sagte Lullmann während der Pressekonferenz. In diesem Fall sei es aber gut möglich, Synergien zu heben. Ab dem 1. Januar 2020 – die noch notwendige Zustimmung durch das Kartellamt gilt für die Verantwortlichen als sicher – wird sich die Zusammenarbeit dann mehr und mehr entwickeln.

„Qualifizierte Medizin auf Zukunft hin sichern“

Ob Kirchensteuermittel für den Kauf verwendet werden? Generalvikar Theo Paul beantwortet die Frage des Kirchenboten eindeutig. „Nein“, sagt er und fügt hinzu: „Es geht auch nicht darum, dass die Niels-Stensen-Kliniken um jeden Preis wachsen. Wir sehen vielmehr einen Dienst am Menschen, wenn wir qualifizierte Medizin auf Zukunft hin sichern“, so der Verwaltungschef des Bistums. Das Bistum Osnabrück ist über den Bischöflichen Stuhl Mitgesellschafter des Klinikverbunds. Werner Lullmann widerspricht im Gespräch mit dem Kirchenboten ersten Medienberichten, wonach das Bistum den Kauf getätigt habe. Tatsächlich sei das Marienhospital Osnabrück unter dem Dach der Niels-Stensen-Kliniken die Organisation, die das Geld aufbringe, und zwar aus eigenen Mitteln.

Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Doch beide Krankenhausträger machen deutlich, dass es nicht der Preis war, der den Ausschlag zugunsten des kirchlichen Trägers gegeben hat. „Wenn es darum gegangen wäre, möglichst viel Geld zu bekommen, hätte Paracelsus ein anderes Angebot annehmen müssen“, so Lullmann. Paracelsus-Geschäftsführer Martin Sie­bert sagt es so: Die Niels-Stensen-Kliniken hätten nicht das wirtschaftlich attraktivste Angebot abgegeben. „Aber so können wir diese Hängepartie im Sinne unserer Mitarbeiter jetzt beenden.“

Werner Lullmann sieht für die Niels-Stensen-Kliniken auch kein Risiko darin, das finanziell angeschlagene Krankenhaus zu erwerben. „Wir machen hier nichts Ruinöses“, sagte er dem Kirchenboten. Und erklärt, dass hinter dem erworbenen Grundstück und den zwölf Kassenarztsitzen Werte stehen, die nicht vergehen.

„Niels Stensen“ hat rund 6000 Beschäftigte

Die Niels-Stensen-Kliniken sind ein Verbund von 14 Krankenhäusern, Altenheimen und einer Krankenpflegeschule, die größtenteils in Osnabrück und der näheren Umgebung beheimatet sind, wobei auch das Krankenhaus in Haselünne dazugehört. Etwa 6000 Frauen und Männer sind bei „Niels Stensen“ beschäftigt. Der Name geht auf den aus Kopenhagen stammenden Niels Stensen zurück, der zunächst Arzt war und später Priester und Bischof wurde. 1988 wurde er seliggesprochen. Die Paracelsus-Kliniken gibt es bundesweit an 18 Standorten mit 4500 Mitarbeitern.

Matthias Petersen