Neue Ideen in der Corona-Zeit

Kennenlernen im digitalen Kirchencafé

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Eine neue Art, Menschen kennenzulernen, bietet die Pfarrei St. Elisabeth in Osnabrück: Sie hat auf ihrem Youtube-Kanal ein digitales Kirchencafé eingerichtet. In jeder Folge stellen sich Gemeindemitglieder den Fragen des Redaktionsteams.


Online bietet die Pfarrei St. Elisabeth in Osnabrück erfolgreich eine neue Variante, um Menschen in Coronazeit kennenzulernen. Foto: Sebastian Hamel

Erst wird gemeinsam Gottesdienst gefeiert, dann trifft man sich auf ein Heißgetränk im Gemeindehaus: Der „Kirchenkaffee“ ist in vielen Gemeinden ein beliebtes Ritual für einen geselligen Start in den Sonntag – zumindest war er das bis zur Corona-Pandemie. Aufgrund der Schutzbestimmungen zur Eindämmung des Virus kann das Beisammensein seit Beginn der Krise nicht mehr wie gewohnt stattfinden. In der Osnabrücker Pfarrei St. Elisabeth haben sich die Verantwortlichen daher etwas Originelles einfallen lassen: Einen „digitalen Kirchenkaffee“ auf dem eigenen Youtube-Kanal, der in Form von Interviews ehrenamtlich tätige Gemeindemitglieder vorstellt.

„Alle fanden es schade, dass diese Form der Begegnung fehlt“, sagt Gemeindereferent Sebastian Nerlich mit Blick auf den Ausfall des sonntäglichen Kaffeetrinkens. Das Angebot sei stets gut angenommen worden und es habe einen festen Stamm an Leuten gegeben, die regelmäßig teilnahmen. Im Sommer 2020, als sich die Corona-Situation etwas entspannt hatte, veranstalteten sie ein „Open-Air-Café“ mit Hygienekonzept vor der Kirche.

Gemeindereferent stellt sich dem "Fragenhagel"

Die neue Onlinevariante biete nunmehr auf eine neue Art die Möglichkeit, andere Leute kennenzulernen – was vis-à-vis derzeit nicht geht. Fünf Episoden mit einer zeitlichen Länge zwischen zwei und vier Minuten wurden mittlerweile auf dem Kanal „Pfarrei St. Elisabeth Osnabrück“ hochgeladen. In der ersten Folge vom 14. April stellte sich „Musikfan und Gemeindereferent“ Nerlich selbst dem „Fragenhagel“ – und hatte unter anderem zu beantworten, ob er lieber Bier oder Wein trinkt, wofür er das meiste Geld ausgibt und was das Coolste war, das er jemals „bei Kirchens“ erlebt hat. Durch die insgesamt 15 Fragen soll das Internetpublikum einen umfassenden Eindruck von der jeweiligen Person erhalten. Für die Vorbereitung der Interviews und die redaktionelle Arbeit sind die Hauptamtlichen des Pastoralteams in der Pfarrei verantwortlich.

Bei den Videos ist es nicht erforderlich, dass die Befragten ihr Gesicht zeigen. Möglich ist auch die Einblendung eines Symbols, das für die jeweilige Person steht oder dieser wichtig ist. „Damit möchten wir die Hemmschwelle so gering wie möglich halten“, sagt Sebastian Nerlich, der seinerseits – um diese Option zu zeigen – in seinem Beitrag nicht zu sehen ist. Stattdessen wird dem Zuschauer ein Gotteslob gezeigt, das auf der Seite von GL 380 („Großer Gott, wir loben dich“) aufgeschlagen ist. Geplant ist, mindestens bis zu den Sommerferien jede Woche eine neue Folge des „Digitalen Kirchenkaffees“ zu veröffentlichen. Parallel dazu wird ein zweites Format verwirklicht: Unter dem Motto „Blick hinter die Kulissen“ werden Bereiche der Pfarrei vorgestellt, die vielen Menschen in der Gemeinde gar nicht bekannt sind – zum Beispiel, wie es auf dem Orgelboden aussieht oder wie der Blumenschmuck in die Kirche kommt.

„Es ist für uns eine neue Erfahrung gewesen, dass es so etwas wie eine Netzgemeinde gibt“, berichtet Sebastian Nerlich. Im vergangenen Corona-Jahr habe man schon mit anderen Onlineprojekten, etwa einem digitalen Adventskalender oder Exerzitien im Alltag während der Fastenzeit, guten Zuspruch erfahren. Am spannendsten sei es jedoch, wenn auch Gemeindemitglieder sich beteiligen.

Fotos vom "Soli-Suppen-Essen" in Bremen

Keinen Kaffee, sondern Suppe verzehrte man in der Bremer Pfarrei St. Katharina von Siena in Vor-Corona-Zeiten regelmäßig gemeinsam nach dem Familiengottesdienst. Zum jährlichen Misereor-Sonntag wurde daraus ein „Soli-Suppen-Essen“, um die Südsudan-Aktion der Misereor-Projektgruppe am Kirchort St. Ursula in der Pfarrei zu unterstützen. In diesem Jahr waren die Gemeindemitglieder aufgrund der Corona-Beschränkungen allerdings dazu eingeladen, am Mittag des Misereorsonntags daheim zu kochen und davon Fotos anzufertigen. Per Brief, der zuvor an der Kirchentür verteilt wurde, erhielten die Teilnehmer drei Rezepte aus einem Bibelkochbuch – Tabulé, Gurkensalat und ein besonderes Brot – und ein paar schöne Frühlingsservietten. 

„Am Sonntagabend hatten wir eine Dankandacht per Zoom, an der 18 Menschen teilnahmen. In dieser Andacht beteten wir, erfreuten uns an den schönen Fotos, tauschten uns über die Menüs aus und informierten uns über das Schulprojekt im Südsudan“, erklärt Pastoralreferentin Hildegard Rickermann. „Es war eine besondere Gemeinschaftserfahrung mit ganz unterschiedlichen Menschen und hat allen sehr gut gefallen.“ 

Insgesamt 24 Leute hätten sich aktiv beteiligt – und durch Sponsoren seien insgesamt 3966 Euro an Spenden zusammengekommen.

Sebastian Hamel