Fünf Kirchen aus dem Erzbistum wurden im Jahr 2000 neu gebaut

Kirchbauten aus besseren Zeiten

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Kirche von oben
Nachweis

Foto: Wilhelm Brenzinger

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Seit 25 Jahren steht mitten in Quickborn die „neue“ Marienkirche. 

Vor 25 Jahren wurden im Erzbistum Hamburg noch Kirchen gebaut. In Quickborn wird deshalb an Himmelfahrt rund um St. Marien gefeiert

Fünf Kirchen im Erzbistum feiern in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen: St. Marien – Hilfe der Christen in Quickborn, St. Christophorus in Westerland auf Sylt, Maria Rosenkranzkönigin in Dömitz an der Elbe, Heilige Dreifaltigkeit in Kühlungsborn und St. Petrus in Teterow. Aufbruchsstimmung, wie es sie vor einem Vierteljahrhundert noch gab, ist rar geworden. Doch das ist kein Grund, nicht zu feiern. Jedenfalls nicht in Quickborn, wo die Freude am Moment zählt: An Christi Himmelfahrt, fast auf den Tag 25 Jahre nach der Kirchweih, wird es um 11.15 Uhr einen Festgottesdienst mit Weihbischof Horst Eberlein geben, gefolgt von einem Fest der Begegnung mit Sektempfang, Kaffee, Kuchen, Gegrilltem und vielem mehr.

Nein, leicht fiel Astrid Bark (47) vom Gemeindeteam der Abschied von der alten Marienkirche nicht. In ihrer Jugend war das Gebäude ihr zweites Zuhause. Dort wurde sie getauft, feierte sie ihre Erstkommunion. Die Empore war sonntags Treffpunkt der jungen Leute. Deshalb war Bark „echt traurig, als die alte Kirche abgerissen werden sollte“ und der Abschied, „das war schon ein Prozess“, sagt sie.

Doch die Zustände waren nicht mehr tragbar. Sonntags war die Kirche rappelvoll und mit nur einem Gottesdienst war es nicht getan. Die Menschen standen oft dichtgedrängt „wie Gurken im Glas“, sagt einer. Nicht nur die Kirche, auch die Eingänge waren zu klein. Nicht auszudenken, was bei einer Panik passiert wäre. So gab es schon ab Ende der 1980er Jahre unter Pfarrer Heinrich Hülsmann Überlegungen, das 1953 konsekrierte Gebäude zu ersetzen. Er setzte das Projekt mit dem Bistum Osnabrück auf die Schiene.

1996, ein Jahr nach der Gründung des Erzbistums Hamburg, kam Pfarrer Wolfgang Guttmann in die Gemeinde. Das alte Pfarrhaus war da schon einem Neubau gewichen. Doch wie würde der Priester über eine neue Kirche denken? Er erbat sich Bedenkzeit, doch dann war der gebürtige Hamburger entschlossen, „dieses ganz, ganz außergewöhnliche Projekt“ umzusetzen, so der Priester, der jetzt im Ruhestand lebt. Es dauerte ein wenig bis in den Entwurf der Architekten Bernhard Breuninger, Friedhelm Grundmann und Mathias Hein alle Wünsche eingearbeitet waren. Reminiszenzen an den Vorgängerbau waren okay, aber es sollte ein Bau für die Gegenwart und Zukunft werden, modern und hell. Licht und Wasser als Elemente der Schöpfung sollten architektonisch – im doppelten Wortsinn – einfließen.

Dass er auf „einen fahrenden Zug aufspringen“ und „vor den Toren meiner Heimatstadt mal ein solches Gotteshaus bauen darf“, das sei für ihn noch immer ein Wunder. „Zwei Jahre geplant, zwei Jahre gebaut, weitere drei Jahre abbezahlt: Nach insgesamt sieben Jahren war das Werk der neuen Quickborner St.-Marien-Kirche vollendet“, schreibt er in der Festschrift. Kostenpunkt: fast fünf Millionen D-Mark. Das Erzbistum übernahm etwa die Hälfte der Kosten, das Bonifatiuswerk gab einen Zuschuss und die andere Hälfte wurde durch die Gemeinde sowie unzählige Benefizaktionen finanziert. Die Stadt, die evangelische Gemeinde, alle unterstützten die Katholiken. „Die Quickborner Gemeinde war ein Traum“, schwärmt Guttmann. Und: „Ich würde es heute genau so wiedermachen.“

Auch Heiko Kiehn, amtierender Pfarrer der Pfarrei Heiliger Martin, weiß um die gelungene Architektur von St. Marien, „eine Kirche, die Ausstrahlungskraft hat, weit über unsere Gottesdienstgemeinde hinaus“. Dies sei ein Grund für Dankbarkeit und zum Feiern. Doch es ist eben auch eine Zeit, in der im ganzen Erzbistum Kirchen geschlossen werden. Und deshalb, so findet Kiehn, braucht es Menschen, die wie vor 25 Jahren dieses Projekt zu ihrem persönlichen Anliegen machen. So, wie es damals eine Kraftanstrengung gewesen sei, die Kirche zu bauen, sei es nun eine Kraftanstrengung, „diese Kirche nicht nur äußerlich bestehen zu lassen, sondern mit Leben zu füllen“. Die Quickborner Gemeinde ist mit knapp 2400 Gemeindemitgliedern die kleinste der sechs Gemeinden der Pfarrei mit ihren 18.000 Katholiken. Die 350 Plätze der Kirche sind nur noch selten voll belegt. „Zeigt auch, dass euch diese Kirche wertvoll ist und kommt!“, appelliert Kiehn.

Selbst eine Kirche zu bauen, das werde nicht zu seinen „Schwerpunktaufgaben der nächsten 30 Jahre“ gehören, das ist dem 44-jährigen Pfarrer klar. „Aber mein Anliegen ist auch eher, Gemeinden zu bauen. Menschen für das Evangelium zu begeistern, sie stark zu machen, dass sie sich treffen und ihren Glauben miteinander leben und teilen.“

Für Astrid Bark geht es bei der Feier an Christi Himmelfahrt darum, „dass dieses Gotteshaus einfach so viel Heimat gibt, was auch immer kommen wird in nächster Zeit“. Aus ihrer Sicht steht fest: „Es ist eine große Feier der Dankbarkeit, eine Feier des Lebens im Hier und Jetzt, eine Feier des Zusammenhalts und des Beisammenseins – und auch des Nichtvergessens, wo unsere Mitte ist.“

Marco Heinen