Pro und Contra

Konzelebration ade ?!

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Konzelebration
Nachweis

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Das Zweite Vatikanische Konzil spricht nicht nur theoretisch über die Liturgiereform, sondern setzt sie auch praktisch um. Dazu gehört die Konzelebration, die Messfeier mehrerer Geistlicher an einem Altar. Unser Bild: Papst Paul VI. feiert mit Bischöfen aus fünf Erdteilen erstmals in Konzelebration.

Je festlicher ein Gottesdienst, desto häufiger stehen gleich mehrere Priester am Altar. Konzelebration gilt als Zeichen für den Zusammenhalt der ganzen Kirche und für die Kollegialität aller Priester. Die Redaktion streitet darüber, ob das noch zeitgemäß ist. Johannes Becher sieht in der Konzelebration ein falsches Zeichen für Klerikalismus, Hans-Joachim Stoehr sagt: „Das ist ein Zeichen der Einheit.“


Konzelebration ade!? PRO

Johannes Becher

Warum macht man es denn Jesus, dem Christus, so schwer? Wie soll er denn wissen, wer von den geweihten Häuptern, die beim Konzelebrieren am Altar alle die Wandlungsworte mitsprechen, in „persona christi“ handelt? Schließlich sei ja Christus der Handelnde des eucharistischen Geschehens. 
Der Gedanke ist ein Beispiel für die besondere Spitzfindigkeit von Theologen. Aber es ist eben auch ein wesentlicher Hinweis auf ein Problem der Konzelebration. Schon Thomas von Aquin hatte im Mittelalter genau darauf hingewiesen: Christus sei eben der eine (Monogenes) und werde deshalb am Altar am besten nur von einem Priester dargestellt.
Ja, schon in der frühen Kirche standen regelmäßig mehrere Priester gemeinsam am Altar, das Zweite Vatikanische Konzil hat diese Praxis für besondere Gottesdienste wieder neu belebt. Damals, vor 60 Jahren, ging es dabei allerdings eher um das Vermeiden von Privatmessen ohne teilnehmende Gemeinde.
Heute dagegen wirkt der Schulterschluss der geweihten Männer am Altar wie eine Abschottung. Die Zelebrantenwand dokumentiert den Bankdrückern, wer wesentlich ist für die Feier der Eucharistie. Kein Wunder, dass noch immer von „Gottesdienstbesuchern“ die Rede ist statt von Teilnehmern. Dabei geht es doch stets um „die tätige Teilnahme aller Getauften“. Und damit sollte jeder Verdacht einer Klerikalisierung des Gottesdienstes vermieden werden. Vielleicht praktizieren wir Konzelebration künftig ausschließlich in einem Sinn, den der Theologe Angelus Häußling so formuliert: „Die Feier der Eucharistie ist Handlung der ganzen (Orts-)Kirche (aller Getauften).“ Das heißt: Ein Priester am Altar genügt. Alle anderen Geweihten setzen sich in die Bank und feiern aus der Gemeinde mit.

Johannes Becher, Redaktionsleiter

 

Konzelebration ade!? CONTRA

Hans- Joachim StoehrDie Feier der Eucharistie ist ein Geschehen der Gemeinschaft. Diesen Gemeinschaftscharakter betont das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965). Eucharistiefeiern eines Priesters allein waren vor dem Konzil verbreitet, Konzelebrationen mehrerer Priester eher die Ausnahme. Die Seitenaltäre in den Domen und anderen großen Kirchen geben ein beredtes Zeugnis davon. 
Dass sich mehrere Priester oder Diakone mit dem Bischof um den Altar versammelten, war hingegen in der Kirche der ersten Jahrhunderte ein gewohntes Bild. Erst später kamen die so genannten Privatmessen auf. Und damit wurde ein zelebrierender Priester die Regel – und Konzelebration die Ausnahme wie etwa am Gründonnerstag. 
Das Zweite Vatikanische Konzil ging wieder stärker zurück zu den Wurzeln, also auch zur Konzelebration. Klar ist: Es reicht ein Priester als Vorsteher für die Feier der Eucharistie. Kommen weitere Priester zum Gottesdienst, dann können die sich in die Bank setzen zu den anderen Gottesdienstteilnehmern. Können sie. Sie können aber auch konzelebrieren. Sie geben damit ein Zeichen der Einheit. Denn alle im Gotteshaus sind um den einen Altar versammelt als Fest- und Mahlgemeinschaft.
Sind sechs Priester um den Altar oder gar über ein Dutzend im Altarraum versammelt, so mag dieser Anblick Gedanken an den derzeit viel diskutierten Klerikalismus aufkommen lassen. Ob hier Klerikalismus im Spiel ist, das hängt aber entscheidend von der Haltung der Konzelebrierenden ab. Wir, die Priester hier im Altarraum, und die Laien dort – im Kirchenschiff –, das wäre für mich Abgrenzung, Elitedenken und damit eine Form von Klerikalismus. Aber die Realität ist heute ja eine andere. Der Altarraum ist nicht reserviert für die Geistlichen. Angefangen bei den Ministranten über die Lektoren bis hin zu Kommunionhelfern halten sich eine Vielzahl von Laien beim Gottesdienst im Altarraum auf. 

Hans-Joachim Stoehr, Redakteur