Juli 2024
Kuh-Alarm
Foto: Katja Schmid
Es seien unbefugte Kühe auf der Fahrbahn, heißt es am Bahnsteig. „Unbefugt“, denke ich und frage mich, ob die Kühe davon wissen, dass sie unbefugt sind und ob es auch „befugte“ Kühe gibt. Vielleicht mit Genehmigungsschein, oder Warnweste. Aber vielleicht ist der Durchsagenmann einfach ein witziger Typ. Nur peitscht der Wind durch unsere Sommermäntelchen und das Lachen haben wir tief unten im Rucksack verstaut. Es ist Juli in Hamburg. Juli in Hamburg heißt offenbar den windigsten aller Winde, Sprühregen und viel zu wenig Klamotte, weil – nun ja, es ist ja Juli in Hamburg. Ich seufze. Der Durchsagenmann muss sich heute oft entschuldigen – kein Zug kommt pünktlich. Die Menschen werden ungeduldig und zappeln von einem Fuß auf den anderen. Da muss doch jemand „zuständig“ sein – also echt. Wenn Kühe da so einfach auf den Gleisen herumlungern. Wie kann sowas überhaupt passieren? Gibt es in diesem Land wildes Vieh? Meine Tochter stößt mich in die Seite „Mama. Nicht aufregen!“ Ich seufze und vergrabe mein kaltes Kinn in meinem viel zu dünnen T-Shirtkragen. Da endlich – wieder eine Durchsage: Die Kühe sind abgewackelt. Die Bahn ist tierfrei. Man entschuldige sich aber für eine Verzögerung aufgrund einer technischen Störung. Und auch das Personal habe noch nicht alle Unterlagen. Klar. Vermutlich wird noch gemolken.
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