Zu Besuch im "Klosterlädchen" in Ahmsen
Kurzer Weg zum Einkauf
Rindfleischsuppe, Himbeer-Mango-Marmelade, Aprikosensenf oder Nudeln: Das alles gibt es im „Klosterlädchen“ in Ahmsen. Nicht nur Gäste des Jugendklosters, sondern auch die Ahmsener kaufen dort ein.
Für ihren kleinen Einkauf muss Sarah Cordes an diesem Mittwochnachmittag nicht extra ins Auto steigen. Mit dem Rad fährt die zweite Vorsitzende der Waldbühne Ahmsen nur ein kurzes Stück – bis zum Jugendkloster. Dort packt sie Honig, Eier, Brötchen, frisch gekochte Suppe aus der Klosterküche und Müsli in ihren Korb. Die Frühstücksflocken kann sich Cordes einfach in ein mitgebrachtes Glas abfüllen. Und ihre Kinder dürfen sich noch wie früher etwas Süßes für ein Tütchen aussuchen, 10 Cent das Stück. „Das ist wirklich eine gute Möglichkeit hier“, sagt sie. „Denn sonst gibt es ja in Ahmsen keine andere Option zum Einkaufen.“ Der nahe Dorfladen in dem etwa 300 Einwohner zählenden Ort hat schon vor Jahren seine Türen geschlossen.
Kein anderer Laden für Lebensmittel in Ahmsen
Seit Februar 2020 gibt es das „Klosterlädchen“ direkt auf dem Gelände des Jugendklosters. Eine ehemalige Garage ist dafür zu einem kleinen Geschäft mit Regalen in zwei Räumen, Kassentheke und Kühlschrank umgebaut worden. Als die Jugendbildungsstätte Marstall Clemenswerth vor zwei Jahren das ehemalige Exerzitienhaus zu einem Jugendkloster umgeformt hat, war für Leiter Christian Thien schnell klar: „Wir brauchen hier auch so etwas wie einen Kiosk.“ Denn anders als in Sögel, wo die Gäste der Jugendbildungsstätte schnell mal um die Ecke in den nächsten Supermarkt gehen können, gibt es in Ahmsen schon seit längerer Zeit keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Wer mittags beim Seminar merkt, dass Zahnbürste und Zahnpasta zu Hause geblieben sind, müsste mehrere Kilometer bis nach Lähden fahren.
Aber Thien und das Team des Jugendklosters hatten bei der Idee nicht nur an die Gäste des Hauses gedacht, sondern auch an die Einwohner in Ahmsen. „Wir wollten auch etwas für das Dorf machen“, sagt er. Denn das Haus war immer ein wichtiger Teil der Ahmsener Ortsgeschichte: 1922 als Kloster der Maristen gegründet, dann erweitert als das „Haus der Begegnung“ des Ordens und später als Exerzitienhaus der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL). Und auch das neue Jugendkloster soll die Verwurzelung behalten.
Dass die Ahmsener den kleinen Laden gut annehmen, bestätigt Marlies Benten. Christian Thien hatte die Verkaufsstellenleiterin aus Vinnen schnell mit ins Boot geholt, weil sie sich dem Jugendkloster nicht nur eng verbunden fühlt, sondern sich auch beruflich im Einzelhandel auskennt. Mit einem ihrer Kolleginnen und Kollegen, Thomas Thesing, zeigt Benten gern, was die Kunden alles im Klosterladen kaufen können. Das sind zunächst Speisen, die das Team der Klosterküche gekocht und in Gläser abgefüllt hat: Hühner- und Rindfleischsuppe, Gulasch, Bolognese-Sauce (auch vegan) und im Winter Rouladen. „Die sind hier der Renner“, sagt sie. Außerdem stehen Marmeladen, Senf und Chutneys aus eigener Produktion sowie eine in Börger kreierte Brotbackmischung für ein eigenes „Klosterbrot“ im Regal.
Regionale Produkte sollen ohnehin einen Schwerpunkt im Sortiment bilden. Es gibt auch Käse aus Papenburg, Honig aus Vinnen-Ahmsen, Wurst aus Werpeloh, Brötchen aus Groß Berßen und einen hochprozentigen „Hümmlinger Pilgertrunk“ aus Haselünne. Besonders gefragt ist nach Worten von Marlies Benten neben Naturkosmetika, fair gehandeltem Kaffee und Geschenken für kirchliche Feste die neue „Unverpackt“-Abteilung. Dort können sich die Kunden selber Reis, Linsen, Erbsen oder Müsli abfüllen. „Eine Frau nimmt gleich für einen Monat Nudeln im großen Eimer mit“, sagt sie.
Corona machte Angst um die Existenz
Und was ist mit Corona? Christian Thien gibt ehrlich zu, dass das Team zu Beginn des Lockdowns Angst um den Fortbestand des gerade eröffneten Ladens hatte. Mit dem Sortiment an Lebensmitteln musste das Geschäft zwar nicht schließen, aber dafür zeitweise das Jugendkloster. Statt der Gäste kamen dann die Ahmsener zum Einkaufen. „Das Dorf hat uns nicht hängen lassen“, sagt er und ist sehr dankbar „für diesen Support“. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Marlies Benten beobachtet, dass sich das „Klosterlädchen“ zu einem Treffpunkt für das Dorf entwickelt. Immer wieder setzen sich Leute auf die Bank vor der Tür und plaudern ein wenig miteinander. Und am Wochenende kommen viele Besucher aus angrenzenden Orten mit dem Rad hierher. Sie gehen auf dem Gelände spazieren, die Kinder spielen im Niedrigseilgarten oder füttern die Ziegen und Schafe. Dafür gibt es Futtertüten zu kaufen. Auch die Kinder von Sarah Cordes bleiben einen Moment länger – für ein Eis aus der Truhe.
Petra Diek-Münchow
Das Klosterlädchen befindet sich direkt auf dem Gelände des Jugendklosters in Ahmsen. Das Geschäft hat montags bis freitags von 17 bis 19 Uhr und derzeit in den Sommermonaten auch samstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Kontakt: Telefon 0 59 64/9 39 90, E-Mail: info@jugendkloster-ahmsen.de
Zur Sache
In diesen Tagen kommt ein neues Kochbuch des Jugendklosters Ahmsen und der Jugendbildungsstätte Marstall Clemenswerth Sögel heraus. Das 55-seitige, von Dom-Medien gestaltete Heft beinhaltet 100 Rezepte, die die Küchenteams beider Einrichtungen ihren Gästen bei Seminaren und Freizeiten gern servieren. Dazu gehören zum Beispiel die Rote-Linsen-Suppe, Quinoa-Mais-Schnitten oder Rindergulasch mit Rotwein. Wichtig ist dabei eine nachhaltige Zubereitung sowie regionale und saisonale Produkte. Das Buch beinhaltet auch vegetarische und vegane Gerichte.
Das Kochbuch mit dem Titel „Neues aus der Ahmsener Klosterküche und dem Marstall Clemenswerth“ gibt es direkt im Jugendkloster in Ahmsen, im Marstall Clemenswerth in Sögel und auch in der Dom Buchhandlung in Osnabrück zum Preis von 12,50 Euro zu kaufen.