50 Jahre BDKJ-Zeltlager in Bremerhaven

Lagerfeuer und gute Laune

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Schlafen in Zelten, Singen im Feuerkreis, Spielen in der Natur – und das alles ganz ohne Handy und Spielkonsole. Was ungewöhnlich klingt, ist für das BDKJ-Zeltlager in Bremerhaven ein echtes Erfolgsrezept. In diesem Jahr feiert das Zeltlager der Katholiken seinen 50. Geburtstag. Vom 25. Juli bis zum 8. August geht es für 120 Kinder und Betreuer an den Hollener See.


ã Das Lagerfeuer darf in keinem Zeltlager fehlen und ist auch bei den Bremerhavenern fester Bestandteil. | Foto: privat

Einige Tage vor Beginn des Zeltlagers, steigt die Aufregung. „Wir freuen uns schon wahnsinnig auf die Kinder“, sagt Anna Ohmstedt. Zusammen mit Dennis Guziewicz leitet die 25-Jährige in diesem Jahr zum ersten Mal das BDKJ-Zeltlager. Sie selbst hat die „typische“ Zeltlagerkarriere durchlaufen, ist erst selbst als Teilnehmerin mitgefahren, hat dann als Jugendliche und junge Erwachsene erste Verantwortung als Gruppenleiterin übernommen und macht nun den Schritt in die erste Reihe und übernimmt mit ihrem Kompagnon Dennis die Leitung.  Dabei weiß sich die Erzieherin, die in einer Wohngruppe arbeitet, auch in ihrer neuen Aufgabe als Lagerleiterin getragen von der Gruppe. Denn im Zeltlager verschmilzt ein zusammengewürfelter Haufen ganz schnell zu einer eingeschworenen und starken Gemeinschaft.

Geschlafen wird nach Altersgruppen gestaffelt in Gruppenzelten: acht bis zehn Kinder und zwei Gruppenleiter sind jeweils gemeinsam untergebracht. Die Tage verbringen die Kinder alle zusammen, gehen schwimmen, singen, werden kreativ, machen Spiele und genießen die Ferien. Ein religiöser Arbeitskreis legt im Vorfeld ein übergeordnetes Lagerthema fest, zu dem die Kinder dann mittels Diskussionen, erlebnispädagogischen oder anderen Angeboten Anregungen bekommen. Drei Mahlzeiten am Tag bereitet das Küchenteam des Zeltlagers selbst zu – und alle Kinder haben zumindest einmal während der Ferienfreizeit Küchendienst und müssen mit ihren Zeltgefährten beim Vorbereiten der Mahlzeiten helfen und auch hinterher mit aufräumen.

Flucht in eine andere Welt

„Zeltlager ist ein Parallel-Universum“, sagt Danny Albers, einer der Gruppenleiter.  Der 30-Jährige ist ebenfalls als Kind mitgefahren und hat seine kleine „Flucht in eine andere Welt“ immer sehr genossen, wie er erzählt. „Es war für mich immer fester Teil der Sommerferien“, sagt auch Dennis Guziewicz. Der 25-Jährige, der im Fenstervertrieb selbstständig ist, fuhr das erste Mal mit, als er acht Jahre alt war, machte als Jugendlicher eine Pause und stieg dann 2015 wieder als Gruppenleiter ein. Seitdem hat ihn das Zeltlager-Fieber nicht mehr losgelassen. „Und jetzt mache ich die Lagerleitung“, freut er sich.

Im Vordergrund steht für Lagerleiter und Gruppenleiter immer, dass die Kinder ihren Spaß haben und eine schöne Zeit verbringen. Doch auch für die Erwachsenen kommt der Spaß nicht zu kurz während ihrer Zeit in der Natur. In diesem Jahr fährt die Gruppe mit drei Reisebussen an den Hollener See im Oldenburger Münsterland. Ein Vortrupp aus Jugendlichen und Erwachsenen reist einige Tage früher an und baut das Zeltlager auf. Der BDKJ Bremerhaven hat mehrere Stamm-Zeltplätze, die er ungefähr im Fünf-Jahres-Rhythmus anfährt. Die meisten liegen im Emsland, weil es dort passende Zeltplätze gebe, sagt Hartmut Milter. Milter gehört zu den Zeltlager-Urgesteinen, ist zwar seit Jahren nicht mehr aktiv im Zeltlager dabei, unterstützt aber mit Herz und Leidenschaft im Hintergrund und  kümmert sich um Organisatorisches. Von den jüngeren Teilnehmern wird der ehemalige Polizist liebevoll „Haddel“ genannt.

„Haddel“ ist ein echtes Zeltlagerurgestein

Ein starkes Team (v. l.): Zeltlager-Urgestein Hartmut Milter, Liliana Dietrich, Anna Ohmstedt, Dennis Guziewicz und stehend Svantje Schmidt und Danny Albers.
ä Ein starkes Team (v. l.): Zeltlager-Urgestein Hartmut Milter, Liliana Dietrich, Anna Ohmstedt, Dennis Guziewicz und stehend Svantje Schmidt und Danny Albers.

Hartmut Milter erinnert sich noch gut, wie es 1970 losging mit dem zelten. Eine Kindergruppe aus der Gemeinde St. Ansgar wollte ins Ferienlager einer anderen Gemeinde fahren und brauchte dafür Gruppenleiter. „Und da bin ich eingesprungen“, sagt Milter. Zwei Jahre fuhr die gut zehnköpfige Gruppe in der anderen Gemeinde mit, dann entschlossen sich die Bremerhavener, ein eigenes Zeltlager auf die Beine zu stellen: Premiere 1972 im Solling – damals noch als reines Jungenzeltlager, mit 50 Kindern und Betreuern. Die Mädchen fuhren parallel nach Celle. Ab 1974 gab es dann gemischte Zeltlager.

Der Erfolg gibt dem Konzept recht: Nach und nach wurde die Teilnehmerzahl immer größer, aus 60 Teilnehmern in 1974 wurden 100 und heute pendelt es sich bei etwa 120 ein. Nicht zuletzt aufgrund der Größe ist die Struktur mit den Gruppenleitern umso wichtiger. Sie haben „ihre“ Kinder immer im Blick, kontrollieren Anwesenheit, sind gerade für die jüngeren Teilnehmer – die jüngsten sind acht Jahre alt – in den zwei Wochen so etwas wie „Elternersatz“.

Handys gibt es nur für den Notfall

„Aber es klappt sehr gut“, sagen die beiden Lagerleiter. Zwar haben die Leiter für Notfälle Handys, alle anderen verzichten jedoch für zwei Wochen auf die Technik. Auch für die Eltern heißt das ein Stück loslassen. Es erfolgt kein täglicher Austausch per Kurznachrichten, sondern ganz traditionell auf dem Postweg. Es ist eben eine andere Welt, in die die Bremerhavener Kinder und Jugendlichen im BDKJ-Zeltlager abtauchen.

Von Martina Albert