In Laos traf ich mehr Mönche als Christen

Image

Gestern noch Schüler in Hamburg, heute Englischlehrer in Ostasien: Alexander Schmitt hat nach dem Abitur ein Jahr in Laos verbracht. Jetzt unterstützt er einen 1500 Kilometer langen Benefizlauf durch das ganze Land. Der Lauf wird von einem Katholiken organisiert. So etwas ist in Laos selten. 

Der FSJler Alexander Schmitt als Englischlehrer in Laos
Gestern noch Abiturient in Hamburg, heute Englischlehrer in Laos: Alexander Schmitt  Foto: privat

„Aiy Boun-Tsu, Aiy Boun-Tsu“, ruft Palitha aus ihrem Auto. Sie versucht mit ihrer Stimme gegen den Lärm der vielen Motorroller anzukommen: „Ich möchte dich zum Essen einladen.“

Motorroller beherrschen in Laos den Verkehr; Aiy, das bedeutet in der Landessprache älterer Bruder und Boun-Tsu – der Erfolgreiche – bin ich. Eigentlich ist mein Name Alex, 19 Jahre jung und Katholik aus Hamburg-Bergedorf. Nach meinem Abitur 2017 ging ich mit „weltwärts“ ins südlaotische Paksé und habe dort für die staatliche Jugendorganisation Englisch unterrichtet. Schüler, Azubis, Studenten, ja sogar Mönche waren Teil meiner bunt gemischten Kurse.

Neben dem Freiwilligendienst blieb auch genug Zeit, das Land zu erkunden. Mit Palitha, einer mittlerweile guten Freundin, besuchte ich zum Beispiel die ehemalige Königsstadt Champasak oder die Wasserfälle des Bolaven-Plateaus. 

Zum Essen gibt es Nudelsuppe, oder auch mal GrashüpferLaos in Südostasien

Auch das Essen lernte ich in Laos neu kennen. Oft gab es Khao Piak, eine Nudelsuppe, Papaya-Salat oder etwas Ausgefallenes wie Grashüpfer. Nach einem Jahr war selbst der Einkauf auf Laotisch kein Problem mehr. Dass ich dazugehörte spürte ich auch, als mich die Leute aus Paksé nicht mehr „Falang“ – Ausländer –, sondern „Boun-Tsu“ nannten. Mehr und mehr wurde ich zum Nicht-Touristen. Davon gibt es im Land nur wenige, die jedoch untereinander gut vernetzt sind. Einer von ihnen ist der Katholik Martin Haack, der auch der ökumenische Gottesdienstbeauftragte für Laos ist. Er kam vor etwa 20 Jahren als Ingenieur nach Laos. Im Moment allerdings baut er keine Wasserwerke oder Straßen. Er läuft – und zwar bei der Charity-Aktion „South 2 North“. Startpunkt dieses fast dreiwöchigen Wohltätigkeitslaufs ist die Provinz Attapeu im Süden von Laos. Ein Kernteam von fast zehn sich abwechselnden Läufern steuert nach über 1 500 Kilometern die Stadt Phongsaly, in der Nähe der chinesischen Grenze, an. Mit der Aktion möchten die Läufer Spenden für ein Kinderkrankenhaus sammeln. „Eine Spendensumme von 50 000 Dollar wäre schön“, sagt Martin Haack, der mit einem anderen Deutschen, zwei Filipinos und einigen Laoten das Kernteam bildet. „Eigentlich sollte ich nur die Hälfte der Strecke laufen, aber mein Chef hat mir Urlaub gegeben“, freut sich Martin Haack, „neben dem Sammeln von Spenden ist es mir ein Anliegen, Menschen vom Sport zu begeistern.“ 

Dass Christen in Laos diese Aktion ins Leben gerufen haben, ist für das Land ungewöhnlich. Staatsreligion ist der Buddhismus. Mönche prägen das Straßenbild. Die Menschen gehen in prachtvolle Tempel, um Opfergaben zu bringen, zu beten und gesegnet zu werden. Feiertage, Feste und Bräuche richten sich nach dem buddhistischen Kalender. 

So feiern die Laoten Mitte April ihr wichtigstes Glaubensfest, das den Jahreswechsel markiert, es heißt „Pi-Mai“. Und doch leben einige, meist ausländische, Christen in Laos. Viele davon sind aus dem benachbarten Vietnam oder Arbeiter von den Philippinen. 

Die wenigen Christen kommen oft aus den Nachbarländern

Es gibt 45 000 Katholiken im Land, 22 Gemeinden mit regelmäßigen Gottesdiensten. Einen dieser Gottesdienste habe ich zusammen mit Martin Haack besucht. Für mich als Messdienerleiter eine eher unkoordiniert wirkende dreistündige Mischung aus Gesang und Gebet. Danach sperrten wir uns aus unserem Auto aus. Das perfekte Chaos in Laos. Doch auch das war in dem entspannten Land kein Grund für Stress. Mit einem „Bopenjang“ (kein Problem) getröstet und einem kleinen Handgriff, half uns ein Bekannter aus der Not.

Hintergrund

„weltwärts“ ist ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) für junge Menschen zwischen 18 und 28. Hier gibt es eine Vielzahl von Projekten, bei denen junge Menschen sich einbringen können. Im Fokus stehen dabei interkulturelle Kompetenzen, Sprachkenntnisse und Arbeitserfahrungen. Infos unter: weltwärts.de

Laos, der einzige Binnenstaat Südostasiens, beherbergt etwa 7 Millionen Einwohner. Lebensader des Landes ist der in Tibet entspringende Fluss Mekong. Kulturell und sprachlich ist das Land eng mit Thailand verbunden. Weitere Infos über weltwärts in Laos und das Projekt gibt es unter: alexinlaos.blogspot.de