Konzept der Osnabrücker Domschule ausgezeichnet

Lebensmittel retten mit Oskar

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Gegen die Wegwerfmentalität haben jetzt zwei Schüler der Domschule Osnabrück ein Konzept entwickelt: Sie wollen in Schulen und Kindergärten praktische Tipps zum richtigen Umgang mit Lebensmitteln geben. Für ihre Idee wurden die beiden jetzt ausgezeichnet.


Freuen sich über die Auszeichnung: (v.l.) Tim Zierholz, Jakob Prior und Lehrer Lukas Breul. Foto: Astrid Fleute

Jakob und Tim sind überzeugt: „Viel zu viele Lebensmittel landen im Müll, obwohl sie noch genießbar sind.“ Im Schnitt seien das 85 Kilogramm pro Kopf pro Jahr, damit lande jedes achte  gekaufte Lebensmittel heute im Müll, rechnen die beiden Siebtklässler aus Osnabrück vor. Für eine Power-Point-Präsentation zum Thema „Lebensmittelwertschätzung“ haben sie ausgiebig recherchiert, analysiert, gelesen, Material gesichtet. Was sie dabei erfahren haben, macht sie wütend: „Es war mir nicht so bewusst, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden“, erzählt Jakob. 

Daran wollen die beiden Domschüler nun etwas ändern. In ihrer Präsentation haben sie daher nicht nur das Problem beschrieben und analysiert, sondern sich auch ganz konkrete Lösungsvorschläge ausgedacht: Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft „Oskar“ wollen sie künftig Kindergartenkindern und Grundschülern die Wertschätzung von Lebensmitteln nahebringen und so viele Menschen auf das Problem aufmerksam machen. Denn eines ist ihnen bei ihrer Recherche klargeworden: „Wir müssen bei den jungen Menschen ansetzen, damit eine Gewöhnung eintritt und die Kinder von Anfang an senibilisiert werden für das Thema.“ Die beiden Zwölf- und 14-Jährigen sind optimistisch, dass ihre Botschaft Kreise ziehen wird: „Die Kinder erzählen das dann ihren Eltern, die wieder ihren Freunden und so können wir ganz viele Menschen erreichen.“

Preisgeld soll in die Umsetzung des Projekts fließen

Helfen werden den Schülern bei der Aktion nicht nur Lehrkräfte und die FÖJ-lerin an der Schule, sondern auch die Figur von „Oskar aus der Mülltonne“ aus der „Sesamstraße“. „Er ist witzig und bekannt. Nicht wir, sondern Oskar soll den Kindern erzählen, wie wertvoll Lebensmittel sind, wie wir Reste verwerten können, damit sie nicht im Müll landen“, erklärt Tim. Klassenlehrer Lukas Breul ist begeistert von dieser Idee: „Die Figur bietet ein großes Identifikationspotenzial“, betont er. Allerdings müssten derzeit noch die Lizenzrechte abgeklärt werden. Und: „Wir hoffen, dass Corona es zulässt, dass wir das Projekt nach den Ferien so umsetzen können, wie wir es vorhaben.“

Für ihre Ausarbeitungen wurden Tim und Jakob jetzt ausgezeichnet. Denn erstellt haben sie ihre Arbeit im Rahmen eines Ideenwettbewerbs des Zentrums für Ernährung und Hauswirtschaft in Niedersachsen (ZEHN). In ihrer Alterskategorie erreichten sie den ersten Platz. Das Preisgeld von 1500 Euro soll nun in die Umsetzung des Projektes „Oskar“ fließen. 

Auch schulintern schrieb die Schule den Wettbewerb als diesjährige Fastenaktion aus. Unter dem Motto „Lebensmittel sind mehr wert“ stellte die Oberschule der Schulstiftung das Thema „Lebensmittelwertschätzung“ in den Mittelpunkt des Schullebens und schrieb einen Preis für das beeindruckendste Ergebnis aus. Auch hier siegten Tim und Jakob mit ihrer Ausarbeitung. Sie teilen sich den ersten Platz mit dem Wahlpflichtkurs „Hauswirtschaft“, der eine digitale Pinwand mit Ideen und Rechercheergebnissen zusammengetragen hat.

Auch andere Schülergruppen waren aktiv: Eine Gruppe beschäftigte sich mit dem „Regrowing“ von Gemüseresten, andere sammelten Rezepte zur Resteverwertung und entwarfen ein Kochbuch. Auch ein Film wurde gedreht und ein Computerspiel entworfen. Alle Arbeiten entstanden während des Distanzunterrichts. „Das ist schon beeindruckend. Die Kinder haben sich ja nicht gesehen in dieser Zeit. Die Kommunikation gelang über Videokonferenzen und Telefonate“, so Breul. Über die Homepage der Schule sollen die Ergebnisse allen zugänglich gemacht werden.  Unterstützt wurde die Aktion der Schule auch vom WABE-Zentrum der Hochschule Osnabrück. 

Mit Kita-Kindern Reste verwerten

Über die im kommenden Schuljahr beginnende Arbeitsgemeinschaft „Oskar“ wird das Thema „Lebensmittelverschwendung“ auch nach dem Wettbewerb an der Domschule weiterleben. „Wir wollen uns damit als katholische Schule auch auf Bereiche konzentrieren, die sonst nicht so im Blick sind“, erklärt Lukas Breul und betont, wie wichtig dabei eine Fokussierung ist: „Wir können nicht alle Probleme lösen, aber wenn es uns gelingt, den Blick zu schärfen, auch bei anderen, dann haben wir unsere Verantwortung wahrgenommen.“ 

Auch Jakob und Tim merken, wie die Beschäftigung mit dem Thema bei ihnen bereits den Blick verändert hat: „Ich mache mir mehr Gedanken, ich sehe mehr“, erzählt Tim. So achte er nun stärker auf Feinheiten wie zum Beispiel das Mindesthaltbarkeitsdatum. Auch Jakob legt sich weniger Essen auf den Teller und nimmt im Zweifel noch mal nach, statt Reste übrig zu behalten. 

Überhaupt haben die beiden viele Ideen, wie man sorgsam mit Lebensmitteln umgehen kann: „Gezielt und nicht hungrig einkaufen“, sagt Jakob. „Eine Woche vor den Ferien keinen Großeinkauf mehr machen und überschüssige Lebensmittel an Freunde oder Nachbarn verschenken“, betont Tim. Diese Ideen und Informationen wollen sie künftig im Rahmen der AG an Kita-Kinder und Grundschüler weitergeben, mit ihnen zusammen ganz praktisch Reste verwerten und zum Beispiel einen Smoothie aus braunen Bananen herstellen. Was sie sich für das Projekt wünschen? Das weiß Jakob genau: „Dass wir irgendwann nicht mehr auf die Kitas zugehen müssen, sondern die Kitas und Schulen auf uns zukommen.“

Astrid Fleute