Mehr zu tun bei Stella Maris

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Die Mitarbeiter der katholischen Seemannsmission besuchten im vergangenen Jahr fast dreimal so viele Schiffe wie 2020. Die Coronapandemie schränkt die Betreuung der Besatzungen aber immer noch erheblich ein.

P. Ritchille Salinas SVD und ein Seemann bei der Verladung von Weihnachtsgeschenken auf ein Frachtschiff im Hamburger Hafen
P. Ritchille Salinas SVD (re.) freut sich mit einem Seemann
über die weihnachtliche Überraschung für eine Schiffsbesatzung.
Foto: Monica Döring

11 332. So viele Besatzungsmitglieder von Schiffen sind im vergangenen Jahr von der katholischen Seemannsmission Stella Maris im Hamburger Hafen in irgendeiner Weise betreut worden. „Wir haben die Seeleute nun nicht alle einzeln getroffen, aber ihnen Informationen und andere Dienste zugute kommen lassen“, sagt deren Leiterin Monica Döring. Insgesamt besuchten sie und ihre Mitarbeiter von Januar bis Dezember 982 Schiffe – mehr als zweieinhalbmal so viele wie 2020, als es 368 waren. Zusammen mit der evangelischen Seemannsmission Duckdalben seien so rund 6 000 Schiffe besucht worden, ein Drittel mehr als 2020 und dreimal so viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019.

Nur sechs Fahrten zu Gottesdiensten

„2020 war Corona extrem“, berichtet Döring. „Danach hatten wir die Hoffnung, dass alle Seeleute nun wieder von den Schiffen durften. Das wurde aber nichts.“ Gleichwohl sei 2021 entspannter gewesen. Dank der Impfungen sei wenigstens ein Stück mehr Normalität bei der Betreuung möglich gewesen. Und diese Sicherheit führte zu mehr Besuchen. So konnten auch 23 Andachten und heilige Messen an Bord und in Seemannsheimen gefeiert werden. Überdies: Stella Maris unterstützte 862 Impfungen gegen Corona. Zudem stand Döring seit November 2020 mit Lejla Semsi
eine weitere Vollzeitkraft für Bordbesuche zur Verfügung.

Vom Vor-Corona-Niveau ist man bei der Seemannsmission aber in einigen Dingen noch weit entfernt. So gab es im vergangenen Jahr nur sechs Fahrten zu Gottesdiensten der Philippinischen Gemeinde im Kleinen Michel. 2019 waren es noch 35. Döring: „Wir wollen dieses Angebot so bald wie möglich auf einen Besuch pro Woche ausweiten.“ Der Pfarrer der Philippinischen Gemeinde, Pater Ritchille Salinas SVD, ist als Seelsorger und Pries­ter auch der Seemannsmission verbunden.

Die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen von Stella Maris bringen den Seeleuten neben Zeitungen und Zeitschriften oft SIM-Karten für Mobiltelefone bis an die Gangway, damit sie mit ihren Angehörigen in der Heimat telefonieren können. Zudem gern gefragt: offene Ohren. Und das besonders im vergangenen Dezember. Denn da wütete auf den Philippinen der „Super-Taifun“ Rai, dem mehr als 200 Menschen zum Opfer fielen. Rund 300 000 Bewohner des aus mehr als 7 000 Inseln bestehenden südostasiatischen Landes mussten fliehen. „Daher ist das Bedürfnis nach Kontakt mit der Heimat, aber auch nach Gesprächen hier vor Ort, die nur an der Gangway möglich waren, sehr groß gewesen“, sagt Döring. Überdies wurden im Dezember 454 Weihnachtsgeschenke sowie 13 geschmückte Tannenbäume auf 19 Schiffen übergeben.

Hoffnung auf mehr Landgang und Gespräche

Seit 2015 befindet sich die katholische Seemannsmission Stella Maris im ehemaligen Schleusenwärterhäuschen am Ellerholz­-weg 1a. In Nicht-Corona-Zeiten ist sie gewissermaßen eine grüne Oase mitten im geschäftigen Treiben des Hafens. Dort können Seeleute bei Kaffee, Getränken und Snacks mit anderen ins Gespräch kommen. Zudem stehen ihnen kostenloses Internet sowie viele fremdsprachige Fernsehsender zur Verfügung. Im Sommer darf dort sogar gegrillt werden. Die Mitarbeiter holen die Seeleute mit Kleinbussen von den Schiffen ab, bringen sie auch in die Stadt oder wohin sie möchten. Sie helfen in Konflikt- und Notsituationen, besuchen Seeleute im Krankenhaus und vermitteln Kontakte zu anderen kirchlichen und weltlichen Einrichtungen. Und selbstverständlich gibt es eine Kapelle für Gottesdienste, zum persönlichen Gebet und zum Rückzug. 

„Wir hoffen, dass für die Seeleute bald wieder mehr Landgänge möglich sind, bei denen wir sie unterstützen können. Und dass wir nicht nur auf, sondern auch in die Schiffe dürfen, um mehr Gesprächsangebote machen zu können“, sagt Döring. 

Text: Matthias Schatz