Das Lieblingslied von Julius Ruben Napp
Menschen, die Ihr wart verloren
Organisten aus dem Bistum Hildesheim stellen ihr Lieblingslied der Advents- und Weihnachtszeit vor. Julius Ruben Napp, Organist im Eichsfeld, hat das Lied: „Menschen, die ihr wart verloren“ (Gotteslob Nr. 245) ausgewählt.
Gespielt von Lukas Speer an der Orgel im Hildesheimer Mariendom.
„Menschen die ihr wart verloren …“ Wo können wir in der vorweihnachtlichen Zeit nicht überall verloren gehen! Sei es auf Weihnachtsmärkten, die vielerorts überfüllt sind mit hektischen und drängelnden Menschen, welche oftmals nur darauf aus sind, sich am Glühwein zu „erfreuen“ und daran „aufzuleben“. Aber diese „Freude“ kann sehr ernüchternd sein und ist spätestens am nächsten Morgen wieder verflogen.Auch kann man sich leicht in den vielen Terminen und Verpflichtungen, welche die Adventszeit so mit sich bringt, verlieren.
Nun am dritten Advent „Gaudete“ können wir schon voller Vorfreude auf dieses Lied schauen, welches für mich in der Christmette bzw. in den Gottesdiensten der Weihnachsoktav nicht fehlen darf.
Im alten Gotteslob von 1975 war dieses Lied weder im Stammteil noch im Hildesheimer Diözesanteil abgedruckt. Im Anhang „Lieder für das Untereichsfeld“ war es bereits enthalten, weshalb es bei uns in vielen Eichsfelder Gemeinden schon vor der Erscheinung des neuen Gotteslobes 2013 ein bekanntes und vertrautes Lied war.
Im Jahre 1810 hat der Geistliche Christoph Bernhard Verspoell aus Münster dieses Lied als katholisches Kirchenlied für den Weihnachtsfestkreis komponiert. Aus seiner Feder stammen sowohl die Melodie als auch 10 Strophen, von denen eine Auswahl von vier Strophen in das jetzige Gotteslob aufgenommen wurde.
Die lebhafte Melodie im 4/4-Takt mit ihrer wirkungsvollen Schlusssteigerung zum dreifachen „Ehre sei Gott“ verleiht diesem Lied seine Festlichkeit. Die Thematik des Textes bezieht sich auf das Geheimnis der Geburt des Gottessohnes, welche uns erfreuen und zur Ehrfurcht anhalten soll. In den Strophen 3 und 4 wird zudem die Liebe angesprochen, welche im Weihnachtsgeschehen unentbehrlich ist und auf Gegenseitigkeit beruht.
Der Priester Heinrich Fidelis Müller aus Trier komponierte zu diesem Text eine eigene Melodie und integrierte das Lied in sein Werk „Weihnachtsoratorium op. 5“ aus dem Jahre 1879.
So ist die Freude, die uns verlorene Menschen aufleben lassen soll, etwas Dauerhaftes und Emotionales. Sehr stark zum Ausdruck bringt dieses Lied, dass es eben nicht der Glühweinrausch, viele bunte Lichter, das Gedränge auf Weihnachtsmärkten und der Stress ist, weswegen das Weihnachtsfest etwas Besonderes ist, sondern es ist das Geheimnis der Geburt unseres Herrn Jesus Christus.
Also: Lasst uns vor ihm niederfallen ... – Ehre sei Gott!
Menschen, die Ihr wart verloren
1. Menschen, die ihr wart verloren,
lebet auf, erfreuet euch!
Heut ist Gottes Sohn geboren,
heut ward er den Menschen gleich.
Refrain:
Laßt uns vor ihm niederfallen,
ihm soll Preis und Dank erschallen:
„Ehre sei Gott, Ehre sei Gott,
Ehre sei Gott in der Höhe!“
2. Welche Wunder reich an Segen
stellt uns dies Geheimnis dar!
Seht, der kann sich selbst nicht regen,
durch den alles ist und war.
(Refrain)
3. Menschen liebt, o liebt ihn wieder
und vergeßt der Liebe nie!
Singt mit Andacht Dankeslieder
und vertraut, er höret sie!
(Refrain)