Väter schmieden Kreuze zur Erstkommunion

Mit Hammer und Muskelkraft

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Seit mehreren Jahren schmieden Emsbürener Väter Kreuze für ihre Kinder und überreichen sie ihnen zur Erstkommunion. Das sorgt oft für emotionale Erinnerungen auf beiden Seiten. Jetzt ist das 1000. Kreuz fertig geworden.


Johannes Reining wurde eine besondere Ehre zuteil: Er schmiedete das 1000. Kreuz. Foto: Sebastian Hamel

Seit nunmehr zwölf Jahren ist es im Kirchspiel Emsbüren eine gute Tradition, dass die Väter ihren Kindern zur Erstkommunion ein Kreuz schmieden und es ihnen später im Gottesdienst überreichen. Bei rund 80 Erstkommunionkindern im Jahr kommt da im Laufe der Zeit natürlich eine beträchtliche Anzahl zusammen – und so wurde jüngst in der Schmiede am Heimathof Emsbüren das 1000. Kreuz gefertigt.

Als Johannes Reining sich mit zehn weiteren Vätern am Heimathof einfindet, hat er keine Ahnung, dass ihm eine besondere Ehre zuteilwerden wird. Erst als er die schweißtreibende Arbeit beendet und dem handgefertigten Stück mit einer Drahtbürste den letzten Schliff verpasst hat, lässt Gemeindereferentin Elisabeth Focks die „Bombe“ platzen: Unter dem Applaus der Anwesenden überreicht sie dem 39-Jährigen ein Erinnerungsschreiben.

„Das ist wirklich eine große Überraschung“, sagt Johannes Reining anschließend sichtlich erfreut. Das Kreuz, das er geschmiedet hat, ist für seine Tochter Emmi bestimmt, die im kommenden Frühjahr ihre Erstkommunion empfängt. Auch unabhängig davon, dass sein Kreuz das 1000. ist, hat ihm die Aktion Spaß gemacht: „Ich habe schon oft mit Stahl gearbeitet, aber etwas zu schmieden, war für mich das erste Mal. Sollte man öfter mal machen“, meint der Baggerfahrer aus dem Emsbürener Ortsteil Leschede.

Professionell angeleitet werden die Väter seit dem ersten Tag durch Reinfried Diekmännken, Werner Wolbers und Ewald Hülsing, unterstützt durch die Ehrenamtlichen vom Schmiedeteam des Heimatvereins. Zehn Termine jährlich werden anberaumt, an denen die Männer in Kleingruppen zur Tat schreiten. Etwa eine Stunde dauern die geselligen Prozeduren in der Regel, am Ende gibt es ein Kaltgetränk für die fleißigen Väter.

Den Stolz kann man auf beiden Seiten spüren


So funktioniert‘s: Mit Hammer und Muskelkraft wird das glühende Kreuz in Form gebracht. Foto: Sebastian Hamel

Elisabeth Focks freut sich, dass das Kreuzeschmieden auch nach zwölf Jahren noch immer großen Anklang findet: „Es ist eine tolle Tradition. Jedes Kreuz ist so individuell wie die Menschen selbst“, sagt sie und hebt die Bedeutung der Kreuze hervor: „Ein ,Pluszeichen‘ für das Leben: Etwas Schöneres kann man seinem Kind nicht mitgeben.“ 

Bei den Erstkommunionfeiern sei es auch immer ein ganz emotionaler Augenblick, wenn die Väter ihren Kindern die Kreuze überreichen. Und wenn Kinder gefragt wurden, was der schönste Moment bei der Feier gewesen ist, sei schon häufig die Antwort gefallen: „Als Papa mir das Kreuz geschenkt hat.“ In die Zukunft blickend meint Elisabeth Focks: „Ein paar Jahre wird es noch dauern, aber dann schmieden hier wahrscheinlich die ersten Väter, die damals selbst ein Kreuz bekommen haben.“

Schon zu verschiedenen Anlässen hat das Projekt „Kreuze schmieden“ von sich reden gemacht: So erlangten die Emsbürener etwa im Jahr 2013 bundesweit den zweiten Platz bei der Verleihung des „Bonifatiuspreises für missionarisches Handeln“. Bereits damals wurde betont: „Am Tag der Erstkommunion, wenn die Kreuze übergeben werden, kann man den Stolz auf beiden Seiten spüren. Auf Seiten der Väter, dass sie das Kreuz selbst mit ihren eigene Händen geschmiedet haben, und bei den Kindern, dass ihr Vater so etwas Einzigartiges geschaffen hat.“

Die Schmiede ist seit 2003 Teil des Heimathofs Emsbüren. Abseits der Kreuze-Aktion lassen die Mitglieder des Schmiedeteams dort immer montagnachmittags die Eisen glühen und fertigen die unterschiedlichsten Objekte. Als seinerzeit die Idee mit den Kreuzen aufkam, hätten „alle Türen weit aufgestanden“, sagt Hobbyschmied Hermann Stein. Nicht zuletzt wirkten die 80 Väter, die die Schmiede im Jahr besuchen, als Multiplikatoren: „Eine bessere Werbung kann es nicht geben.“ Selbst der Bischof ist schon in Emsbüren gewesen und hat ein Kreuz geschmiedet.

Sebastian Hamel