Steigende Energiekosten
Mit Thermoskanne ins Hochamt
Wie können wir Energie einsparen? Diese Frage treibt angesichts der Strom- und Gaspreise Kirchengemeinden, Schulen, Beratungsstellen, Pflegeheime und Bildungshäuser um. Es gibt Ideen, aber manche kommen auch an Grenzen.
Dass das Thema Energiekosten den Kirchenvorständen Kopfzerbrechen bereitet, bestätigt eine kleine Umfrage des Kirchenboten. Wie zum Beispiel in der Pfarreiengemeinschaft Ankum, Eggermühlen und Kettenkamp. Die drei Gemeinden dort folgen laut Pfarrer Michael Franke den Empfehlungen des Bistums (siehe unten) und drosseln die Heizung in den Kirchen drastisch. Damit die Gottesdienstbesucher nicht zu sehr frieren, empfiehlt er praktische Abhilfe: richtig warm anziehen und eine Decke mitbringen. Und sogar gegen eine Thermoskanne mit heißem Tee im Hochamt hätte er nichts. „Besondere Situationen verlangen besondere Maßnahmen.“
Er setzt auf die Vernunft der Menschen, auch was die Nutzung der temperierten Pfarrheime angeht und hofft auf kreative Lösungen: Warum nicht ein Bibelkreis zu Hause in der ohnehin geheizten Küche? Oder umgekehrt den Pfarrsaal einmal in der Woche zum „Gemeindewohnzimmer“ machen, wo die Menschen sich treffen und zu Hause die Heizung auslassen können? „Wir müssen flexibel sein, das haben wir doch durch Corona gelernt.“
Ohnehin mahnt der Pfarrer zur Gelassenheit – und zur Solidarität. „Früher wurden die Kirchen gar nicht geheizt. Und wir können doch bei der Messe ein bisschen kühl sitzen, damit Krankenhäuser, Altenheime und Kindergärten sicher mit Gas versorgt werden.“ Zudem denkt Franke nicht nur an Finanzen, sondern auch an Klimaschutz. „Da haben wir echt noch Nachholbedarf.“
Ähnlich sehen das auch andere Gemeinden wie zum Beispiel die Pfarreiengemeinschaft rund um Aurich – die in den Eingangsbereichen ihrer Kirchen Decken auslegen will. Oder auch Pfarrer Franz Bernhard Lanvermeyer in Papenburg und Pfarrer Maik Stenzel in Bad Laer/Remsede. Er plädiert dafür, nach neuen Wegen zu suchen und freut sich über einen ökumenischen Vorschlag des evangelischen Pastors in Bad Laer. Statt die große katholische Kirche für Werktagsmessen zu heizen, könnte man dafür die kleinere evangelische Kirche nutzen. „Und wir beteiligen uns dann an den Energiekosten.“
Neben den Kirchen treibt die Gaskrise auch andere Einrichtungen um. Den Tipps zum Energiesparen wollen alle strikt folgen, aber reichen wird das nicht immer. Johannes Pott, Direktor der Landvolkhochschule Oesede, hofft deswegen auf staatliche Hilfen. Aber zugleich fürchtet er, „dass wir vergessen werden und nicht alle Bildungshäuser überleben“. Denn die können laut Pott nicht einfach Gebühren erhöhen, um Mehrkosten zu kompensieren. „Es muss auch für Menschen mit geringem Einkommen möglich sein, Kurse zu besuchen.“
„Wir müssen gerade jetzt da sein für die Klienten“
Sorgen macht sich ebenfalls Monika Schnellhammer, Geschäftsführerin der Caritas für Stadt und Landkreis Osnabrück. Sie erzählt von Initiativen der Bundesarbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrtspflege, damit Beratungsstellen ihre Arbeit gut fortsetzen können – genau für die Menschen, die unter der Vervielfachung der Energiekosten besonders leiden. „Wir müssen gerade jetzt da sein für unsere Klientinnen und Klienten. Da sitzen wir lieber kühler in den Büros, als dass wir nicht helfen können“, sagt Schnellhammer energisch. Mit banger Erwartung schaut auch Thorsten Dierker, Leiter des Seniorenzentrums St. Martinus in Haren auf den Winter. „Wir müssen deutlich mehr Geld ausgeben, aber es kommt nicht mehr rein“, sagt er, dass sich die Beiträge für die Heimplätze nicht dementsprechend erhöhen lassen. Und in puncto Energiesparen sind die Möglichkeiten in Pflegeeinrichtungen begrenzt. „Das Allerwichtigste ist, dass unsere Leute hier nicht kalt sitzen“, findet er.
Und natürlich betrifft das Thema auch die kirchlichen Schulen, erklären sowohl Hermann-Josef Rave vom Meppener Gymnasium Marianum als auch Annette Prevot von der Bremer Grundschule St. Antonius. Da ist zum Beispiel die Rede davon, dass schuleigene Schwimmbäder nicht mehr genutzt oder Lerngruppen sich nachmittags nur in einem Gebäudekomplex treffen sollen, um Heizkosten zu sparen. Weiteres wird gerade in diesen Tagen beraten.
Prevot bleibt aber gelassen. „Wir kennen schon kalt“, sagt sie und verweist auf die Corona-Jahre, als „lüften, lüften“ und warme Jacken in den Klassen angesagt waren. Und diese Regel gilt nach wie vor. Zudem begrüßt sie, dass Energiesparen und Klimaschutz wieder mehr im Fokus stehen. „Wieso ist das in den letzten Jahren immer vergessen worden?“
Petra Diek-Münchow
Zur Sache
19 Grad im Pfarrbüro und 14 Grad beim Gottesdienst: Das sind nur einige der Empfehlungen für die Heizperiode, die das Bistum Osnabrück jetzt an alle Gemeinden verschickt hat – mit zum Teil ganz praktischen Vorschlägen.
Dass die immensen Kosten für Gas und Strom viele Pfarreiengemeinschaften herausfordern werden, weiß das Bistum genau. Daher hat die Abteilung Kirchengemeinden kürzlich mit mehreren Bistümern abgestimmte Empfehlungen zum Energiesparen herausgegeben. Zwei Dinge werden dabei klar: Es wird in diesem Winter kühler werden in Kirchen und Pfarrheimen. Und es geht nicht nur um Geld, sondern auch um den Klimaschutz.
14 Grad beim Gottesdienst, sonst acht Grad: Diese Temperaturen sollen die Gemeinden während der Heizperiode „zwingend einhalten“, sagt das Bistum. Und falls möglich, dürfen die noch weiter gesenkt werden. Die Orgel werde dadurch nicht beeinträchtigt. Wichtig ist aber, regelmäßig die Luftfeuchtigkeit zu überprüfen, denn die darf 70 Prozent nicht überschreiten. Sonst könnten Gebäude, Instrumente und Kunstwerke leiden. Von außen sollen Kirchen grundsätzlich nicht mehr beleuchtet werden.
Auch in Pfarrheimen sollen die Gemeinden prüfen, ob sich die Temperatur in genutzten Räumen um ein bis zwei Grad verringern lässt. Arbeitszimmer wie zum Beispiel im Pfarrbüro sollen auf höchstens 19 Grad geheizt werden – kommen körperlich schwerere Tätigkeiten dazu, deutlich weniger. Ausgenommen davon sind Pflegeeinrichtungen, Schulen, Kindergärten oder auch Wärmeräume für Wohnungslose.
Die Empfehlungen beinhalten ganz praktische Vorschläge. Die beschränken sich nicht nur auf das Entlüften der Heizungen sowie Stoß- statt Dauerlüften per „Kippfenster“. Ausdrücklich rät das Bistum dazu, Computer und Monitore in längeren Pausen auszuschalten und auf den Toiletten das warme Wasser zum Händewaschen abzustellen.
Auch für die Kirchenräume gibt es Tipps für die nächsten Monate. Um die Luftfeuchtigkeit nicht in die Höhe zu treiben, soll zum Beispiel nicht feucht gewischt werden. Und mit Blick auf frierende Gottesdienstbesucher sagen die Bistümer konkret: „Legen Sie Decken und Kissen aus.“ Für nicht so gut besuchte Messen, Andachten oder Wort-Gottes-Feiern gilt es klug zu überlegen, ob man die nicht besser in andere Gebäude verlegt: wie das Pfarrheim, die Kapelle des Krankenhauses oder Seniorenheimes. (pd)