Liturgie und Kirchenmusik

Mut machen, Anregungen holen, Neues testen

Image
Wekwoche
Nachweis

Foto: Edmund Deppe

Caption

Beim Abschlussgottesdienst der Werkwoche in der Seminarkirche stellt die Ukrainerin Alina Ruda ihr Können als Chorleiterin unter Beweis.

Die Werkwoche für Liturgie und Kirchenmusik bietet haupt- und nebenamtlichen Kirchenmusikerinnen und -musikern ein breites Feld an Workshops zu verschiedenen Aspekten der Kirchenmusik. In diesem Jahr fand die Werkwoche zum 47. Mal statt und in neuer Form im Lüchtenhof in Hildesheim.

Mussten sich die Teilnehmer in den vergangenen Jahren für einen durchgehenden Workshop entscheiden, hatten sie diesmal jeden Tag die Möglichkeit, aus verschiedenen Workshops zu unterschiedlichen Themen auszuwählen. Zugeschnitten war das Programm vor allem auf Chor-, Schola- und Musikgruppenleiter, auf Organistinnen,  Kantoren sowie Kirchenmusikerinnen   und -musiker in der C- und D-Ausbildung.
Sebastian Meyer (59) aus Lilienthal ist schon mehrfach bei der Werkwoche gewesen. Er war dabei, „weil es schön ist, mit anderen Musik zu machen und ich aus dieser Wocche viel mitnehmen kann an neuen Erfahrungen, Ideen und Anregungen.  Wir müssen als Volk Gottes immer mehr Aufgaben in unseren Gemeinden vor Ort übernehmen, damit es da nicht austrocknet, wenn die Priester weniger werden. Da habe ich mir hier ganz viel Rüstzeug erworben“, sagt Meyer, der Wortgottesfeiern leitet und auch als Chor- und Bandleiter in seiner Gemeinde aktiv ist.  
Zum ersten Mal ist Alina Ruda  (25) aus Wolfsburg dabei. Erst vor 15 Monaten kam sie als Flüchtling allein aus der Ukraine. „Auch dort war ich schon als Organistin tätig und vertrete nun unseren Organisten in der St. Christophorus-Kirche in Wolfsburg, wenn er mal nicht kann.“ Das Besondere für sie bei der Werkwoche war, dass sie sich einmal in der Chorleitung ausprobieren konnte. „Dieses Austesten war für mich sehr wertvoll, da ich vorher keine Gelegenheit dazu hatte“, sagt Ruda. Auch aus Wolfsburg dabei war Organist Jakub Wlosczyk, mit 18 Jahren der jüngste Teilnehmer. „Ich fand es toll, hier Gleichgesinnte zu treffen, da man sonst doch oft eher allein in der Gemeinde ist. Hier trifft man viele andere, kann sich untereinander austauschen und von den Erfahrungen der anderen lernen“, so Wlosczyk.
Edith Werner ist Informatikerin und spielt in Badenstedt die Orgel. „Ich finde es toll, dass man hier mal was ausprobieren kann wie das auf der Orgel Improvisieren, was man sonst nicht macht. Aber ich nehme das mit und baue es nun auch bei uns mit ein“, ist sie sich sicher. Für die 42-Jährige ist es auch wichtig, dass in der Werkwoche mal wieder das eigene Orgelspiel überprüft wird. „Dass die Fehler, die sich im Laufe der Jahre eingeschlichen haben, mal wieder ausgebügelt werden. Ich setze mich kritischer mit meinem eigenen Spiel auseinander und bekomme von den Profis ein Feedback, das ist super. Und meine Gemeinde freut sich, wenn sie was Neues hört“, betont Werner, die seit 25 Jahren Orgel spielt.
Francesco Bernasconi ist Regio- nalkantor in Hannover und war als Referent bei der Werkwoche dabei. „Ich hatte insgesamt acht Workshops zum Orgelspiel. Das Schöne an dieser Woche ist, dass wir uns einander, egal ob haupt-  oder ehrenamtlich, auf Augenhöhe begegnen. Hier sind wir alle Kirchenmusikerinnen und -musiker. Und ich bin als Referent nicht nur ein Gebender, sondern ich nehme selbst viel aus dieser Woche an Eindrücken mit, denn auch die Teilnehmer bringen viel Erfahrung mit“, sagt Bernasconi.
Das Ziel der Werkwoche ist für Domkantor Michael Čulo, „den nebenamtlichen Kirchenmusikern Mut zu machen, die Dinge, die sie hier im Bereich Orgel, Chorleitung oder Gregorianik lernen, in ihren kirchenmusikalischen Alltag mitzunehmen und in ihren Gemeinden einzusetzen“. 
Leiter der Werkwoche ist Stefan  Mahr, Referent für Kirchenmusik im Bistum. Für ihn ist die Werkwoche auch Netzwerkarbeit. „Diese Netzwerke halten tatsächlich. Wir erleben immer wieder, dass unter den Teilnehmern Freundschaften entstehen, dass sie miteinander in Kontakt treten, um sich auszutauschen oder sich einen musikalischen Rat zu holen. Die Netzwerke, so mein Eindruck, sind sehr stabil und halten über Jahre“, so Mahr.

 

Stimmen zur Werkwoche

„Die ganze Woche war ein Highlight. Wir hatten ein tolles Team und hochmotivierte Teilnehmende“, sagt Domkantor Michael Čulo, Hildesheim.

„Viele unserer Teilnehmenden sind bereit, was neues zu wagen. Vielleicht müssen wir ihnen mehr Freiraum geben, gerade auch als Wortgottesfeierleiterinnen und -leiter andere Gottesdienstformen hier in der Werkwoche auszuprobieren“, findet Benediktiner Pater Nikolaus Nonn, Hannover.

„In meinen Workshops haben wir beispielsweise erarbeitet, wie ich es schaffe, eine Gemeinde mit der Orgel sicher zu führen und nicht einfach nur zu begleiten und den Gesang mit der Orgel zu dirigieren“, betont Martin Pfeiffer, Wolfenbüttel.

„Wichtig bei den Werkwochen sind auch die Abende, wenn man zusammensitzt und über Gott und die Welt redet. Dann ist auch die Situation der Kirche Thema“, berichtet Stefan Mahr, Hildesheim.

Edmund Deppe