Motiv-Torten als Hobby

Nach dem Spätdienst wird gebacken

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Eine dreistöckige Schokotorte – die macht Eva Krieger fast nebenbei. Viel lieber aber entwirft die Fürstenauerin, die als Intensivschwester am katholischen Elisabeth-Krankenhaus in Thuine arbeitet, kunstvolle Motiv-Torten mit Verzierungen aus Zuckermasse und Sahne. Fast zu schade zum Essen.


Backen ist ihre Leidenschaft: Eva Krieger zaubert in ihrer Küche
leckere Torten-Kunstwerke: am liebsten nachts nach ihrer Schicht
im Krankenhaus. Foto: privat

Eva Krieger hat Buletten, Steak und Pommes auf einem Teller arrangiert. Das sieht alles so lecker aus – man möchte am liebsten gleich probieren. Wer das macht, wird aber eine süße Überraschung erleben. Denn das „Fleisch“ und das „Gemüse“ hat die 39-Jährige aus Teig gebacken und bis in die Details hinein täuschend echt mit einer gefärbten Zuckermasse überzogen – als Beilage für eine üppig gefüllte „Kochschürzen-Torte“. Der Kuchen ist ihr so gut gelungen, dass jeder Betrachter vermutlich kurz überlegt, ob er das Kunstwerk überhaupt anschneiden soll. „Aber man kann alles essen“, sagt Eva Krieger. Auch den Rührlöffel und das Messer. 

Bis morgens um fünf Uhr wirbelt sie durch die Küche

Seit fünf Jahren backt die Fürstenauerin solche Motiv-Torten – als reines, aber  geliebtes Hobby. Mal baut sie aus Teig und Fondant, so heißt die Zuckermasse, eine beleuchtete Hobbithöhle wie aus der Trilogie „Herr der Ringe“ – samt Grasdach und Gartenzaun. Oder sie lässt Disneys fliegenden Elefanten „Dumbo“ eine zuckrige Fontäne aus dem Rüssel tröten. Auch wenn das alles sehr professionell aussieht – im Hauptberuf macht Eva Krieger etwas ganz anderes. Sie arbeitet als Krankenschwester. Früher am Franziskus-Hospital Harderberg und an der Uniklinik Münster, seit 2009 am katholischen Elisabeth-Krankenhaus der Niels-Stensen-Kliniken in Thuine. Dort ist sie stellvertretende Leiterin der Intensivstation.


Buletten, Steak und Pommes als süße Überraschung. Foto: privat

Nach einer anstrengenden Schicht stellt sie sich gern an ihren Backofen, dreht die Musik laut auf und rührt einen Teig an. „Für mich ist das Entspannung pur. Damit kann ich richtig runterkommen.“ Nicht umsonst hängt in ihrem Schrank ein T-Shirt mit der Aufschrift „baking is my therapy“ (Backen ist meine Therapie). Da wirbelt sie nach einem Spätdienst mit Mehl und Zucker auch schon mal bis morgens früh um fünf Uhr durch die Küche. 

Wie das angefangen hat? Schon als Jugendliche hat Krieger gern gebacken.  „Tante Agnes“ war ihr darin ein Vorbild, „ihre Mohn-Marzipan-Torte ist immer noch die beste.“ Vor fünf Jahren dann hat sie sich auch an eine Motto-Torte, die immer mehr im Trend sind, herangetraut. Wie man mit dem Teig und Fondant umgeht, hat sie sich vorher auf YouTube-Filmen angeschaut. „Aber ansonsten habe ich angefangen und einfach ausprobiert.“ Denn der Teig darf nicht einfach nur ein simpler Biskuitboden sein, der würde die schwere Last aus Fondant, Sahne, amerikanischer Buttercreme oder Schokoladen-Ganache kaum tragen können. „Zu dem Mehl gehören ordentlich Fett und Eier“, sagt sie und räumt mit einem Lächeln ein, dass ihre Torten keine Kalorien-Leichtgewichte sind. 

„Krankenschwester-Torte“ mit Pflaster und Stethoskop


"Dumbo" trötet eine zuckrige Fontäne aus seinem Rüssel. Foto: privat

Wie ihre ersten Kuchen: eine „Krankenschwester-Torte“ mit Pflaster und Stethoskop zum Abschied einer Kollegin und fünf Gebäck-Kunstwerke zum 70. Geburtstag ihres Vaters – verziert unter anderem mit süßen Rosen. Gerade das Formen, Modellieren und Austüfteln der Figuren und Details macht Eva Krieger viel Spaß. Je komplizierter, desto lieber. Die Dekorationen stammen alle aus ihrem eigenen Küchenatelier, fertig gekauft wird nichts. Mittlerweile zeigt sie auf ihrem Instagram-Kanal fast 200 solcher Kreationen: Fußball-Torten in den Farben von Schalke und Bayern, Handarbeits-Torten mit Wollknäueln und Stricknadeln, „Biene Maja“ und die Maske von „Darth Vader“ aus den Star-Wars-Filmen. 

Des Geldes wegen stellt sich die Krankenschwester nicht an den Herd. Eva Krieger backt für ihre Familie, für Verwandte, Freunde und Kollegen – und am liebsten für Kinder. Mehr als zwei Torten pro Wochen nimmt sie sich nicht vor. Und doch erzählt sie, dass in den vergangenen Wochen die Anfragen zugenommen haben. Sie vermutet, dass sich viele Leute in Corona-Zeiten etwas Buntes und Süßes für die Seele gönnen wollen. Manchen Auftrag übernimmt sie deshalb doch – und probiert gern vorher, ob alles so klappt, wie sie es sich vorgestellt hat.  Diese Testkuchen bringt sie manchmal auf die Station mit – zur Freude des ganzen Teams.

Petra Diek-Münchow