Reaktionen zur PGR-Wahl im Bistum Limburg
Neue Chance: Junge Leute
Plakate: Bistum Limburg
Andreas Fuchs, Pfarrer der Hadamarer Pfarrei St. Johannes Nepomuk und Limburger Bezirksdekan, bringt es auf den Punkt: „Ich hätte mir eine höhere Wahlbeteiligung gewünscht, gerade weil man so bequem von zu Hause aus hätte wählen können. Bei der PGR-Wahl 2019 hatten wir noch die allgemeine Briefwahl, und damals lag die Wahlbeteiligung höher“, berichtet er. Doch das will er nicht an der Online-Wahl festmachen: „Die geringe Wahlbeteiligung hat auch mit der Situation zu tun, in der sich die Kirche heute im Vergleich zu vor vier Jahren befindet.“ Überrascht hat ihn, „dass die Online-Wahl von den älteren Mitgliedern der Pfarrei besser angenommen wurde, als ich gedacht habe“. Erfreut ist er darüber, „dass Menschen, die sich bisher nur in den Pfarreien alten Typs oder im Kirchort engagiert haben, jetzt auch dem neuen PGR angehören“.
Die meisten Mitglieder sind über 50 Jahre alt
Vom Ausgang der Wahlen nicht überrascht ist Thomas Weinert, Stadtreferent in Wiesbaden. „Weder hat es eine überraschend hohe Wahlbeteiligung gegeben, noch haben wir eine überraschend hohe Anzahl von Kandidatinnen und Kandidaten registriert. Die meisten neuen Mitglieder der Pfarrgemeinderäte in Wiesbaden sind über 50 Jahre alt“, sagt er. Die erstmals geschaffene und „sinnvolle Möglichkeit der Online-Wahl“ habe offensichtlich nicht zu einer höheren Wahlbeteiligung geführt. Jedoch: „Es gibt trotz dieser entmutigenden Statistik keinen Grund, in Untergangsstimmung zu verfallen.“ Die gerade veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung stelle fest, „dass die soziale Reichweite der Kirchen deutlich größer ist als ihre religiöse und dass die Kirchen ein höchst relevanter Knotenpunkt zur Stärkung der Zivilgesellschaft sind.“
Mit höherem Effekt der Online-Wahl gerechnet
Sein Frankfurter Kollege, Bezirksreferent Michael Thurn, hat mit einem stärkeren Effekt durch die Online-Wahl gerechnet. „Frankfurt hat schon traditionell die niedrigste Wahlbeteiligung im Bistum, das ist mit rund 5,6 Prozent auch diesmal so. Die neue Möglichkeit hat offensichtlich den Trend sinkender Kirchenbindung nicht ausgeglichen, der im städtischen Kontext besonders zu Buche schlägt“, stellt er fest. Ausgesprochen ermutigend sei dagegen, dass etwa jedes fünfte neu gewählte PGR-Mitglied in Frankfurt unter 35 Jahren alt ist. „Das spricht für die Chance, dass von den neuen PGR’s junge Ideen und zukunftsorientiertes Engagement ausgehen. Ein wichtiges Signal für die Stadtkirche“, betont Thurn. Die meisten Frankfurter PGR’s haben etwas weniger Mitglieder als in der letzten Amtszeit. „Das kann auch eine Chance sein: Kleinere Gremien arbeiten oft effizienter.“
Die meisten Stimmen an Zwanzigjährige
Dass man jungen Menschen viel zutraut und von ihnen erwartet, die Zukunft der Kirche gut mitgestalten zu können, darüber freut sich auch Pfarrer Friedhelm Meudt. In der Pfarrei St. Teresa am Main sind die meisten Stimmen bei der PGR-Wahl an zwei junge Leute knapp über 20 Jahren gegangen, berichtet er. „Eine junge Frau und ein junger Mann führen die Liste klar an, das hätte ich so deutlich nicht erwartet.“ Schon im Vorfeld der Wahl sei er „sehr zufrieden“ gewesen, sagt der Seelsorger. „Wir haben sehr gute Kandidaten.“ Die Möglichkeit der Online-Wahl habe jedoch nicht zu mehr Beteiligung geführt. „Die Briefwahl für die gesamte Gemeinde war in den vergangenen Jahren erfolgreicher.“ Jetzt hätten allerdings mehr jüngere Menschen gewählt „und auch viele, die sonst im Gemeindeleben kaum auftauchen“.
Bindungsverhalten ist rückläufig
Hildegard Wustmans, kommissarische Bischöfliche Beauftragte für den synodalen Bereich, freut sich darüber, „dass wir angesichts der ersten Online-Wahlen viele Menschen, gerade im Alter von 16 bis 35 Jahren, erreicht haben. In der Regel lag der Anteil der Online-Wahl bei diesen Wähler/innen zwischen 60 und 80 Prozent. Das sind schon beachtliche Zahlen.“ Die Wahlbeteiligung sei bedauerlicherweise zurückgegangen. „Die aktuellen Entwicklungen, wie sie auch in der kürzlich veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung belegt sind, zeigen, dass das Bindungsverhalten der Menschen an die Kirche rückgängig ist. Das hat gewiss auch eine Rolle bei der Wahlbeteiligung gespielt.“ Nun gelte es, diese Ergebnisse gemeinsam ehrlich zu analysieren.
Sie macht darauf aufmerksam, dass alle Pfarreien einen neuen PGR wählen konnten, dass in allen Pfarreien und muttersprachlichen Gemeinden dafür genügend Kandidat/innen gefunden wurden. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, und dafür sage ich vielen Dank.“
Unkomplizierte Wahlmöglichkeit
Die Wahlbeteiligung sei durch die Online-Wahl zwar nicht gestiegen, „aber vielleicht hätten wir ohne diesen Zugang zur Stimmabgabe noch weniger Menschen erreicht“, gibt Katharina Schlag, Referentin für Pfarrgemeinderäte, zu bedenken. Insgesamt hätten knapp acht Prozent der Wähler/innen ihre Stimme online abgegeben. „Mit der Online-Wahl haben wir eine unkomplizierte Möglichkeit der Wahl angeboten, und das ressourcenschonender als bei der allgemeinen Briefwahl“, unterstreicht sie. Überrascht hat sie, dass die Anzahl der Briefwähler „entgegen der Prognosen aus den Pfarreien deutlich geringer ausgefallen ist als erwartet.“ Sie freue sich, dass auch ältere Menschen, „denen wir zum Teil telefonisch geholfen haben“, online gewählt haben.
https://mewe.bistum-mainz.de/pgrwahl/ergebnisse2023/Limburg.html