Brauchtum im Bistum: Fronleichnam
Öffentliches Bekenntnis
Foto: privat
An Fronleichnam feiert die Kirche das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Traditionell mit Prozessionen, auch im Osnabrücker Stadtteil Sutthausen. Anders als der Name es vermuten lässt, hat das Fest nichts mit dem Tod zu tun.
Gemeindereferentin Andrea Stuckenberg-Egbers hat ein Lächeln im Gesicht, wenn sie vom Fronleichnamsfest erzählt. Weil es ein besonderes Fest ist, in das viele Menschen einbezogen werden. „Das klappt hier in Sutthausen sehr gut“, sagt sie. Gemeindemitglied Michael Kühl stimmt ihr zu: „In unseren Altargemeinschaften zum Beispiel hat jeder eine Aufgabe und trägt etwas zur Altargestaltung bei.“ Eine Prozession zu den festlich geschmückten Stationsaltären ist in der Osnabrücker Pfarrei St. Johann, zu der die Gemeinde Maria Königin des Friedens im Stadtteil Sutthausen gehört, auch heute noch fester Bestandteil eines jahrhundertealten Brauchtums.
Fronleichnam hat nichts mit Tod oder Leichnam zu tun. Das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ heißt „Herr“ und „lichnam“ bedeutet „lebendiger Leib“. Fronleichnam meint also „den lebendigen Leib des Herrn“.
Das Fest hängt mit dem letzten Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern zusammen. Papst Urban IV. legte 1264 fest, Fronleichnam am zweiten Donnerstag nach Pfingsten zu feiern – 60 Tage nach Ostern. Der Gründonnerstag in der Karwoche eignete sich nicht zum Feiern. Im Mittelpunkt steht das geweihte Brot, die Hostie, als Symbol für die Gegenwart Christi. Deshalb wird in der Fronleichnamsprozession die gewandelte Hostie, in der Christus gegenwärtig ist, als das Allerheiligste verehrt. Und traditionell wird das geweihte Brot in einer Monstranz, einem liturgischen Schaugefäß, in einer Prozession durch die Straßen getragen.
Wir hatten vier Altäre, mittlerweile haben wir einen weggelassen.
Genauso läuft das Ritual nach einem morgendlichen Gottesdienst auch in Sutthausen ab. Die Gemeinde begleitet die Prozession mit Musik einer Bläsergruppe, Gesang und Gebeten; der Priester trägt die Monstranz samt Hostie auf Augenhöhe. Er läuft unter einem Baldachin, der an vier Stangen aufgespannt ist und von Messdienerinnen und Messdienern getragen wird.
In der Gemeinde Maria Königin des Friedens in Sutthausen spielen Kinder eine große Rolle. Da sind zum einen die Erstkommunionkinder, die in ihrer festlichen Kommunionkleidung am Gottesdienst teilnehmen und in der Prozession dem Allerheiligsten vorangehen. Am Fronleichnamsaltar an der Grundschule kommen die Grundschüler zum Einsatz und lesen Fürbitten. „Seit dem vergangenen Jahr sind auch die Kindergartenkinder dabei und singen vor der Kirche ein Lied“, sagt Andrea Stuckenberg-Egbers. Insgesamt, so schätzt die Gemeindereferentin, beteiligen sich 40 bis 50 Leute an der Organisation.
Dennoch können sich Traditionen auch ändern. „Wir hatten vier Altäre. Mittlerweile haben wir einen weggelassen, weil die Strecke sonst etwas weit ist und der Altar, der jetzt nicht mehr existiert, auf einem Berg lag“, erzählt Michael Kühl. Anders als früher nehmen auch weniger Gläubige an den Prozessionen teil, was vor allem daran liegt, dass der Tag in Niedersachsen kein Feiertag ist. Außerdem wird in der Gemeinde auch darüber diskutiert, ob Fronleichnamsprozessionen wirklich noch in die heutige Zeit passen.
Schöne Tradition nicht vorschnell aufgeben
Die erste Prozession auf deutschem Gebiet fand 1279 in Köln statt, die Tradition verbreitete sich rasch: Man macht Halt an vier Stationen, dort sind mit Blumen geschmückte Altäre aufgebaut – ausgerichtet nach den vier Himmelsrichtungen. An jeder Station wird aus einem der vier Evangelien gelesen, es werden Fürbitten gesprochen und der Priester erteilt den Segen. In manchen Regionen ist es heute noch Brauch, vor den Stationsaltären Blumenteppiche zu legen.
Während der Reformation sorgte das Hochfest auch für Streit zwischen Protestanten und Katholiken. Martin Luther beschrieb Fronleichnam als Gotteslästerung, da es keine biblische Erwähnung finde.
Für Andrea Stuckenberg-Egbers ist Fronleichnam eine schöne Tradition, die sie nicht vorschnell aufgeben möchte. „Da machen sich Menschen auf den Weg, feiern das Fest des Glaubens und gestalten es mit. Sie kommen aus den Kirchen heraus, tragen Gott in die Alltagswelt und zeigen somit, was uns Christen ausmacht“, erklärt sie. Die Gemeinschaft in der Eucharistie und dass Jesus im Zeichen der Hostie mitten unter den Menschen zu finden ist – „diesen Aspekt finde ich besonders schön“.