Familienbund wird 20 Jahre alt

"Osnabrück ist ein wichtiger Partner"

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Zwei Männer sitzen einander gegenüber und unterhalten sich
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Foto: Peter Klösener

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Im Gespräch: Ulrich Hoffmann (links) beantwortet die Fragen von Redaktionsleiter Matthias Petersen.

Der Familienbund in der Diözese Osnabrück besteht seit 20 Jahren. Dazu hat es eine Ausstellung im Forum am Dom gegeben und eine Geburtstagsfeier. Zu Gast war der Bundesvorsitzende, Ulrich Hoffmann. Im Interview geht er auf die Bedeutung der Osnabrücker ein.

Sie sind zum 20. Geburtstag des Osnabrücker Familienbundes hierhergekommen. Haben Sie ein Geschenk mitgebracht?

Auf jeden Fall die Dankbarkeit und die Anerkennung für die Arbeit in 20 Jahren. Wir sitzen hier im Forum am Dom ja gerade in einer Ausstellung zur Gerechtigkeit für Familien in der Sozialversicherung. Etwa so alt wie der Familienbund Osnabrück ist auch dieses Thema. Im Laufe dieser 20 Jahre wurde der Klageweg gegen den Gesetzgeber beschritten. Letztes Jahr gab es das Urteil des Bundessozialgerichts, das zumindest im Bereich der Pflegeversicherung den generativen Beitrag anerkannt hat, wenn auch nur in bescheidenem Umfang. Aber diese Entwicklung haben die Osnabrücker ganz wesentlich begleitet und mitgestaltet. 

Was funktioniert gut in Osnabrück?

Osnabrück ist für den Bundesverband ein wichtiger Partner, weil gute Basisarbeit in solch politischen Fragen gemacht wird. Die Öffentlichkeitsarbeit funktioniert hier, die Vernetzungsarbeit ist eine gute Anregung für andere Diözesen. Im Familienbund ist ein familienpolitischer Grundkurs entstanden, den man online abrufen kann. Viele der Inhalte stammen aus Niedersachsen. 

Die Ausstellung, die Sie ansprechen, vermittelt viel Basiswissen. Was ist das Besondere?

Es geht darum, die Vermittlung von Familienpolitik so auf Kernfragen zu reduzieren, dass Aha-Effekte erzeugt werden. Alle Inhalte werden einfach erklärt. Das ist schon eine Kunst, dafür habe ich alle Anerkennung. Es ist bestimmt einfacher, einen komplizierten Fachvortrag zu halten, als die Kernaussagen in solchen Karikaturen zu verdichten.  

Was sind derzeit die Herausforderungen für Familien?

Wer Kinder hat, der muss die Kosten dafür weitgehend alleine tragen. Vom Nutzen von Kindern, nämlich, dass sie eines Tages die Rente für die ältere Generation zahlen werden, profitiert dagegen die ganze Gesellschaft. Das möchten wir gerne verändern. Auch die bisher privatisierten Kinderkosten müssen umgelegt werden

Kann der Familienbund die Freude vermitteln, die Kinder in eine Familie bringen?

Ich habe drei Kinder und jetzt schon zwei Enkel. Natürlich steht da die Freude im Vordergrund. Im Bistum Osnabrück gibt es kirchlicherseits viele Angebote für Familien, in denen die Freude an der Familie erlebbar wird. Diese Freude, die wir natürlich zeigen möchten, darf aber nicht ausblenden, dass es harte Fakten gibt, die die Lage eben schwierig machen. Im Moment erleben wir die Frage nach Stabilität von Gesellschaft und Demokratie. Das hat auch viel mit der Stabilität der Familie zu tun. Denn dort lernt man, auch mal zurückzustecken, dort lernt man all die Werte, die die Gesellschaft zusammenhalten.  

Wo setzen Sie bei der Arbeit an? 

Auf Bundesebene geht es stark um die Begleitung der Gesetzgebungsprozesse. Wir leisten Lobbyarbeit für eine familiengerechte Politik, wir pflegen Kontakte zu den Parteien und zur Regierung. Wir haben zwei Sachausschüsse für Rechtsfragen und Sozialen Transfer, die mit hochkarätigen Fachleuten besetzt sind; sie sorgen für unsere Fachexpertise. Freude an der Familie ist auf der Bundesebene nicht das Hauptthema. Da geht es um knallharte familiengerechte Politik.  

Und auf der unteren Ebene?

Da gibt es die Landesebene, die entsprechend die Politik der Bundesländer begleitet. Im Prinzip mit dem gleichen Inhalt wie auf Bundesebene. Auf Ebene der Diözesen geht es dann mehr darum, Familienleben spürbar werden zu lassen durch Feste und Treffen, durch Familienwochenenden oder Ferienmaßnahmen. Da setzen die Diözesanverbände unterschiedliche Schwerpunkte.  

Womit beschäftigt sich der Familienbund aktuell?

Wir haben gerade den neuen Schwerpunkt zur Klimagerechtigkeit geschaffen. Was bedeutet der Klimawandel für Familien, wie hängen ökologische und soziale Fragen zusammen? Der Arbeitskreis dazu ist mit vielen jungen Menschen besetzt. Wir wollen uns nicht einmischen in die persönliche Lebensführung, aber eins möchten wir doch klarmachen: Ist persönliches Verhalten klimaschädlich, zum Beispiel durch eine Flugreise, muss es für den Betreffenden auch teurer sein.

Interview: Matthias Petersen

Die Ausstellung kann gegen Übernahme der Transport- bzw. Versandkosten bei der Bundesgeschäftsstelle des Familienbundes entliehen werden. Kontakt per E-Mail: presse@familienbund.org

Matthias Petersen