10.000 Menschen im Jahr 2022
Osnabrücker Austrittszahlen gestiegen
Im Bistum Osnabrück sind nach Angaben von Bischof Franz-Josef Bode im Jahr 2022 mehr als 10.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten. 2021 waren es rund 6000 gewesen. Das sagte der Bischof in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Darin geht es auch um Bodes Enttäuschung von Papst Franziskus.
Die Kirchenaustrittszahlen werden nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in den kommenden Jahren weiter steigen. Dabei schaue er auch nach seiner persönlichen Verantwortung für die Austritte, so Bode. „Ich denke, dass ich persönlich sicher auch dazu beigetragen habe.“ Schwerwiegend an der aktuellen Abwanderungsbewegung sei, „dass Leute aus dem Innersten der Kirche austreten“, so Bode. Er bemühe sich, zu den ehemaligen Mitgliedern Kontakt zu halten. Rund 10.000 Menschen waren es im Jahr 2022 im Bistum Osnabrück. Vor fünf Jahren hatten die Zahl stets bei rund 3500 gelegen.
Bode stand zuletzt auch persönlich wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik. Erst in diesem Monat hatte ihn der Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer über den kirchenrechtlich zuständigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße in Rom angezeigt. Der Bischof habe noch in diesem Jahr sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige als „Beziehung“ deklariert, hieß es zur Begründung. Er habe Schilderungen einer Betroffenen „gänzlich falsch eingeschätzt“ und die Anzeige ihres Falls bei den vatikanischen Behörden verzögert. Dies sei „ein klares kirchenrechtliches Fehlverhalten“.
Im Interview räumte Bode dahingehend Versäumnisse ein. Er sei in seiner Einschätzung dem Beschuldigten „mehr gefolgt als den Betroffenen“, sagte der Bischof. Gleichzeitig verteidigte er seine Entscheidung, trotz der Vorwürfe nicht von seinem Bischofsamt zurücktreten zu wollen: „Ich habe jetzt bei dieser Gelegenheit wirklich im Tiefsten überlegt, ob ich gehe oder bleibe.“ Er habe gespürt, „dass meine Gremien mir sehr viel Rückhalt geben und mit mir gemeinsam noch Veränderungen nach vorne gehen wollen“.
Enttäuscht vom Reformwillen des Vatikan
Trotz Kritik aus dem Vatikan wolle er am Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland festhalten. Es sei unabdingbar, dass sich die Institution verändere, sagte Bode in dem Interview. Der sogenannte Synodale Weg sei daher richtig. Dinge, die in dessen Kontext ausgesprochen und angestoßen worden seien, ließen sich nicht wieder in die Tube zurückdrücken.
Bode zeigte sich in diesem Zusammenhang vom Reformwillen des Vatikan, insbesondere des Papstes enttäuscht. Dieser tue sich offenbar schwer mit dem Apparat in Rom, der seit Jahrhunderten eingespielt sei. Das Pontifikat ernüchtere ihn, so der Bischof. „Es bleibt insgesamt hinter den Erwartungen zurück, welche geweckt worden sind.“ Dennoch sei er überzeugt, „dass Franziskus von diesem Impetus, den er damals gesetzt hat, und von dieser Weise, sehr pastoral zu denken, immer noch ganz viel hat“.
kna
Das komplette Interview wird am Sonntag, 25. Dezember, im Deutschlandfunk gesendet.