Werkstatt Globales Lernen

Politisches Nachtgebet vor dem Anstoß

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Andrea Tüllinghoff, Lehrerin an der Osnabrücker Angelaschule, hat auch eine Projektstelle als Referentin für Globales Lernen im Bistum Osnabrück. Sie bietet jeden Monat eine Werkstatt zu globalen Themen an – in Zusammenarbeit mit Misereor und den Religionspädagogischen Medienstellen des Bistums.


Andrea Tüllinghoff lädt zur Werkstatt Globales Lernen ein. 
Foto: privat

Frau Tüllinghoff, werden Sie sich die Fußballweltmeisterschaft in Katar anschauen?

Nein, ich werde den Fernseher nicht einschalten und die Spiele bewusst boykottieren. Tausende Migranten haben unter furchtbaren Arbeitsbedingungen neue Stadien gebaut, viele sind dabei ums Leben gekommen. Fifa-Präsident Gianni Infantino schwärmt von einer schönen, glanzvollen WM, aber davon lasse ich mich nicht täuschen. Weil ich weiß, was hinter den Kulissen passiert.

Ich frage deshalb, weil sich die Werkstatt Globales Lernen im November mit menschenwürdiger und fairer Arbeit am Beispiel von Katar beschäftigen wird. Können Sie schon Näheres zum Inhalt sagen?

Ich beginne mit einer erlebnispädagogischen Methode, einem Spiel oder Quizfragen – etwas, das sich auch für den Unterricht eignet. Mit der Frage, welche Fußballmannschaft welchen Sponsor hat, kann man zum Beispiel gut auf die verstrickte Sportindustrie aufmerksam machen. Ich arbeite auch mit Zitaten von Wanderarbeitern in Katar und informiere über die WM hinaus. Da gibt es eine tolle Ausstellung von Misereor, „ÜberLebensWerk Arbeit“, in deren Mittelpunkt die nicht immer fair und menschenwürdig gestaltete Arbeit steht, ob in Textilfabriken, Bergwerken oder auf den Straßen von Megacitys in Afrika, Asien und Lateinamerika. Im letzten Teil überlegen wir in der Gruppe oder in Kleingruppen, welche öffentlichen Zeichen man zur Fußball-WM setzen kann. Ich denke da an ein politisches Nachtgebet oder eine Mahnwache. 

Klingt spannend!

Ja, am liebsten würde ich ein politisches Nachtgebet noch vor dem Anstoß in einer Kirche organisieren. Ich habe engagierte Schülerinnen und Schüler, die mich bestimmt unterstützen würden.

Warum ist Ihnen die Werkstatt Globales Lernen ein so großes Anliegen?

Ich möchte, dass wir uns als Gesellschaft für die globale Welt interessieren und erkennen, welche Folgen unsere Lebensweise für die Menschen in anderen Ländern hat. Bei der Fußball-WM in Katar wird das eklatant deutlich. Mein Wissen will ich gern an die nächste Generation weitergeben, in Schulen und Kindergärten.

An wen genau richtet sich Ihr Angebot?

An Lehrerinnen und Lehrer und alle, die sich für globales Lernen interessieren. Es ist durchaus auch ein Thema für die Pfarrgemeinden. Man kann sich zu festen Terminen anmelden, ich freue mich aber auch über sponane Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und bin sogar bereit, in Schulen zu gehen. Im Dezember übrigens ist das Thema Menschenrechte an der Reihe.

Interview: Anja Sabel

Werkstatt Globales Lernen: in Papenburg am Dienstag, 8. November, und in Osnabrück am Montag, 14. November, jeweils von 15 bis 17 Uhr. Hier gibt es weitere Infos.