Neue Ausstellung im Forum am Dom

Religionen und ihre ethischen Botschaften

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Die Ausstellung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ kommt nach Osnabrück. Sie lädt ein, die Religionen besser kennenzulernen und zu verstehen, was ihre ethischen Botschaften in unserer heutigen Gesellschaft bedeuten.


Die Ausstellung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ stößt auf großes Interesse – wie hier in Potsdam. Jetzt kommt sie nach Osnabrück. Foto: Stiftung Weltethos

Jeder Mensch soll menschlich behandelt werden: Auf diese „Goldene Regel“ können sich alle Weltreligionen verständigen. In der Bibel heißt es dazu bei Matthäus 7,12 und Lukas 6,31: „Alles, was ihr wollt, das euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso.“ Ähnlich steht es im Koran: „Tut nicht Unrecht, auf dass ihr nicht Unrecht erleidet“ (Sure 2,279). Oder im Judentum: „Tue nicht anderen, was du nicht willst, das sie dir tun“ (Rabbi Hillel, Sabbat 31a).

„Wenn Menschen friedlich zusammenleben wollen, sind sie auf gemeinsame ethische Werte angewiesen“, sagt Katrin Großmann, Beauftragte für den interreligiösen Dialog im Bistum Osnabrück. Werte wie Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Partnerschaftlichkeit finden sich in allen großen religiösen und philosophischen Traditionen.

Davon erzählt auch die Ausstellung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“, die in der kommenden Woche in Osnabrück eröffnet wird. Die Schau auf 15 Stellwänden gehört zum Kernbestand der Stiftung Weltethos in Tübingen. Seit 2002 wird sie in Deutschland und vielen anderen Ländern gezeigt.

Sie lädt ein, die Welt der Religionen und deren ethische Botschaften kennenzulernen. Knapp und anschaulich, in Bildern und Sachtexten vermittelt die Ausstellung zunächst Basiswissen über den Hinduismus, die Religionen Chinas, den Buddhismus, das Judentum, Christentum, den Islam, Sikhismus und das Bahaitum: Was steht beispielsweise in der Bergpredigt? Was besagen die Zehn Gebote? Was ist der islamische Pflichtenkodex? Wissen, das hilft, sich gegenseitig besser zu verstehen. Es geht aber auch um Gemeinsamkeiten, die deutlich machen, dass es nicht zur Selbstdefinition des Menschen gehört, Feinde zu haben. Und dass es auch nicht zum Wesen der Religionen gehört, Rivalen zu sein.

„Der gierige Mensch verliert seine Seele"


Die Dialogbeauftragte Katrin Großmann freut sich
auf die Ausstellung im Forum am Dom. Foto: Anja Sabel

1993 fand in Chicago ein Weltparlament der Religionen statt. Daran nahmen mehr als 6000 Menschen aus 250 Religionen und religiösen Gruppen teil. Am letzten Tag verabschiedete das Parlament die „Erklärung zum Weltethos“. Der Dalai Lama und der Theologe Hans Küng, Autor des Buches „Projekt Weltethos“, unterzeichneten als Erste. Diese Erklärung versteht sich als ethisches Dokument – weil es nicht um Glaubensfragen geht, sondern um einen moralischen Grundkonsens, der die Welt im Innersten zusammenhält.

Weltethos – dahinter steckt die Idee, dass die Religionen nur dann einen Beitrag zum Frieden der Menschheit leisten können, wenn sie sich auf gemeinsame Werte – ethische Weisungen – besinnen. Zum Beispiel: „Hab Ehrfurcht vor dem Leben. Gewalt darf kein Mittel der Auseinandersetzung mit anderen sein.“ Oder: „Handle gerecht und fair. Der gierige Mensch verliert seine Seele – das, was ihn zum Menschen macht.“

Die Dialogbeauftragte Katrin Großmann freut sich, dass die Ausstellungsversion, die in Osnabrück zu sehen sein wird, dauerhaft im Bistum bleibt. Nach dem Abbau im Forum am Dom können die Rollwände von Verbänden, Schulen oder Gemeinden ausgeliehen werden. Bildungsarbeit im besten Sinne. Denn: „Die Ausstellung kann weitere Akzente im Dialog setzen, vor allem nach dem internationalen Weltfriedenstreffen im vergangenen Jahr in Osnabrück und Münster.“ In einem Friedensappell, den die Religionsvertreter verabschiedet haben, verpflichten sie sich, auf Wegen des Friedens weiterzugehen.

„Wir müssen den interreligiösen Dialog wachhalten“, sagt Katrin Großmann. Bei diesem Thema dürfe man sich nicht ausruhen; das Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens sei Beziehungsarbeit. Sie hofft, dass die Ausstellung zum Nachdenken anregt, hilft, Vorurteile zu überwinden, und Menschen ins Gespräch bringt.

Anja Sabel


Zur Sache

Die Ausstellung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ ist vom 17. Oktober bis 11. November im Forum am Dom zu sehen, dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

Stephan Schlensog vom Weltethos-Institut Tübingen, Domkapitular Reinhard Molitor und die Dialogbeauftragte Katrin Großmann eröffnen die Schau am Dienstag, 16. Oktober, um 19.30 Uhr.

„Gemeinsam getrennte Wege gehen. Wie viel Einigkeit braucht Ethik?“ Dazu gibt es am Dienstag, 6. November, um 19.30 Uhr im Forum am Dom einen Vortrag aus philosophisch-ethischer Perspektive und ein Statement aus verschiedenen Weltreligionen. Mitwirkende sind: Susanne Boshammer, Professorin an der Universität Osnabrück, Pfarrer Thomas Stühlmeyer, Ruth de Vries (jüdische Gemeinde), Imam Ajdin Suljakovic und Iven Junge (buddhistisches Zentrum).

Interessierte Gemeinden, Verbände, Schulen und Gruppen können die Ausstellung (15 Rollwände) auch für maximal drei Wochen entleihen. Weitere Infos und Terminbuchungen bei der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Osnabrück, Telefon 05 41/3 58 68 71, E-Mail: info@keb-os.de