Heimatprimiz von Bischof Wilmer in Schapen
"Schön, zu Hause zu sein"
Herzlich, fröhlich, emsländisch: So feiert der neue Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer seine Heimatprimiz in der St.-Ludgerus-Gemeinde in Schapen. „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein“, sagt er im Festgottesdienst – sichtlich bewegt, so viele Freunde und Weggefährten zu sehen.
Die Kirche war beim Festgottesdienst bis auf den letzten Platz gefüllt.
Schon 40 Minuten vor Beginn des Pontifikalamtes sind alle Bänke in St. Ludgerus voll besetzt. Das ganze Dorf scheint auf den Beinen zu sein, um mit dem neuen Bischof das Sonntagshochamt zu feiern. Und wen man auf dem festlich geschmückten Kirchplatz auch fragt – die Schapener platzen vor Stolz auf „unseren lieben Heiner.“ Pfarrer Ludger Pöttering und die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Erika Wiggering, sind sich einig: „So etwas werden wir hier so schnell nicht wieder erleben.“
Predigt vor „so vielen vertrauten Gesichtern“ in der Schapener Kirche
Viele Menschen haben in den Tagen zuvor mitgeholfen, Messe und Empfang vorzubereiten. Es ist ein eindrucksvoller, aber kein pompöser Gottesdienst, zu dem über 600 Gäste aus der ganzen Pfarreiengemeinschaft Spelle kommen – ganz im Sinne von Heiner Wilmer. Mit herzlichen Gesten und fröhlichem Lachen, mit traditionellem Gesang aus dem Gotteslob und modernen Liedern von dem Chor „Happy Tones“. Von ihnen hatte sich Wilmer das Stück „Here I am Lord“ (Hier bin ich Herr) gewünscht“, das von der Berufung jedes Einzelnen erzählt: „Ich werde gehen, Herr wenn du mich leitest.“ Ein Satz, der für den Hildesheimer Bischof ein Leitmotiv ist.
Bei der Predigt steht der 57-Jährige nicht am Ambo, sondern nimmt das Mikrophon in die Hand und stellt sich auf die erste Stufe des Chorraums – will ganz offensichtlich näher bei „so vielen vertrauten Gesichtern“ sein. Mit einem kleinen Schmunzeln erzählt der Herz-Jesu-Priester, wie er mit seinem Bruder früher als Messdiener in Schapen vom Pfarrer den Schlüssel zur Kirche bekam: „damit du schon mal das Licht anmachen kannst“. Diese „Schlüsselfrage“ bringt ihn zurück zum Evangelium des Tages, in der Jesus die Jünger fragt: „Für wen halten mich die Menschen?“ Heiner Wilmer hat seine persönliche Antwort darauf längst gefunden. Für ihn ist Jesus einer der faszinierendsten Menschen, der je gelebt hat. „Alle wollen von ihm berührt werden.“ Kurz und knackig ist die Predigt, aber mit jedem Satz auf den Punkt gebracht.
Die Grußworte am Ende der Messe dauern länger. Der emsländische Landrat Reinhard Winter lobt die Offenheit des „echten Emsländers“ und bittet ihn, seine Wurzeln nicht zu vergessen.Zudem hofft er auf weiter gute Zusammenarbeit in puncto Schulen und Landesregierung: „Da verhandeln wir dann vielleicht Seite an Seite.“ Bürgermeister Karlheinz Schöttmer spricht genau wie Erika Wiggering davon, wie stolz die Schapener sind: „Alle freuen sich, dass einer von uns Bischof geworden ist.“ Schöttmer hat mit Wilmer zusammen die Grundschule besucht. Wer wie oft voneinander abgeschrieben hat, wollen beide nicht verraten. „Es sind noch Lehrer von damals hier“, sagt der Bischof unter dem Lachen der Zuhörer.
Pfarrer Ludger Pöttering und der Pfarrer im Ruhestand, Joachim Kern, laden ihn ausdrücklich ein, „bald mal wieder bei uns hereinzuschauen.“ Heiner Wilmer ist sichtlich bewegt von den Grüßen „so vieler uralter Freunde“. Und er versichert ihnen: „Ich bleibe Emsländer und ich bin auch weiterhin stolz, ein Schapener zu sein.“ Da gibt es stürmischen Beifall und Hochrufe in der Kirche.
Eine Umarmung für Tante Hedwig und die zwei „Wiggerings Cousinen“
Der Applaus setzt sich draußen fort. Die Schapener Blaskapelle spielt ein Ständchen und führt dann die Prozession mitten durch das Dorf an. Der Gasthof für den Empfang ist nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt, aber der Fußmarsch dauert viel länger als geplant. Weil jeder dem Bischof schon unterwegs die Hand schütteln will. In diesen Strom von Menschen, die ihnen getragen und begleitet haben, taucht Wilmer sichtlich gerne ein. Da wird viel gelacht, geherzt, geplaudert – oft auf plattdeutsch, das geht Wilmer ganz leicht von den Lippen. Immer wieder muss er stehen bleiben, begrüßt mit einer Umarmung Verwandte wie „meine Tante Hedwig“ oder „die Wiggerings Cousinen“ Elisabeth und Maria. Er freut sich über die Glückwünsche seines ehemaligen Akkordeonlehrers Walter Mantke und über die Begegnung mit Klassenkameraden, Nachbarn und Bekannten. Statt des förmlichen „Sie“ fällt dabei viel öfter das vertraute „du“. Den Bischof stört das überhaupt nicht: „Die kennen mich ja alle von klein auf“, sagt er schmunzelnd und macht eine Handbewegung in Hüfthöhe.
Bekannte Gesichter: Beim Empfang wollte jeder Gast dem Bischof die Hand schütteln –
auch „Tante Ria“ Teepe, seine ehemalige Kindergärtnerin aus Hopsten. Fotos: Manfred Münchow
Wie „Tante Ria“, seine ehemalige Kindergärtnerin Maria Teepe aus Hopsten. Schon in der Kirche hatte Wilmer sich gefreut, die 87-Jährige wieder zu sehen und beim Empfang nimmt er sich Zeit für ein kurzes Gespräch. „Er war ein freundlicher Junge“, sagt sie. Vom Zeltlager und Heiner Wilmer als Gruppenleiter erzählt mitten in der Menge die langjährige Lagerköchin Thea Hopmann: „Später hat er uns auch mal überfallen und nachts die Schuhe weggenommen. Da standen wir morgens barfuß da.“ Auch viele andere Gäste erinnern sich an den „Schapener Jung.“ Man hat das Gefühl, jeder könnte eine kleine Geschichte erzählen.
Ganz am Ende der Schlange reihen sich ein paar Gäste ein, über die sich der neue Bischof besonders freut: seine Stammtischbrüder Georg Veerkamp, Hubert Budde, Werner Pelle und Georg Theilen. Schon seit 40 Jahren bilden insgesamt acht Männer diese Gruppe, Heiner Wilmer ist immer mal wieder dabei und ruft stets zum Geburtstag an. „Er ist so geblieben, wie er war“, sagt Veerkamp. „Solche Leute wie ihn brauchen wir mehr in der Kirche.“ Ein Satz, der an diesem Tag in Schapen sehr oft zu hören ist.
Petra Diek-Münchow