Angebot der Stadtpastoral Meppen
An Silvester nicht alleine
Foto: unsplash/Woud Vanacker
Die vergangenen Wochen waren nicht einfach für Agnes Suelmann. Nachdem ihr Ehemann vor einigen Jahren gestorben ist, musste die 84-jährige Emsländerin nun kürzlich auch ihren Bruder zu Grabe tragen. „Ich vermisse sie sehr“, sagt sie und beim Gedanken an den bevorstehenden Silvestertag wird ihr weh um das Herz. Früher, da hat sie mit Freunden und Familie oft zusammengesessen und gemütlich ins neue Jahr hineingefeiert. Jetzt wäre sie vielleicht allein am 31. Dezember – gäbe es da nicht das Angebot der Stadtpastoral „Kirche in Meppen“ (KIM) am Silvesterabend. „Da gehe ich auf jeden Fall wieder hin“, sagt Agnes Suelmann und freut sich auf einige Stunden mit Austausch und liebevoller Aufmerksamkeit.
„Gemeinsam nicht einsam“ ist der Abend überschrieben, der nach dem Gottesdienst in der Propsteikirche gleich nebenan in den Räumen von KIM beginnt. Schwester Ulrike Diekmann, eine der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen bei der Stadtpastoral, und die Ehrenamtliche Maria Eikens bereiten das Treffen vor. Schon seit mehreren Jahren gibt es dieses Angebot für Menschen, die sonst zum Jahreswechsel allein zu Hause wären: weil der Partner oder die Partnerin gestorben sind, weil die Familie zu weit wohnt, weil die Herausforderungen in ihrem Leben sie einsam gemacht haben.
Die Situation aushalten und sich über gute Momente freuen
Zudem hat die Ordensfrau in Gesprächen erfahren, dass dieser Übergang vom alten ins neue Jahr für manche Menschen schmerzvoller ist als Heiligabend. Das erste oder ein weiteres Jahr ohne die geliebte Frau oder den geliebten Mann an der Seite – eigentlich würde man ja lieber die vergangene Zeit festhalten. Denn je mehr Zeit vergeht, desto ferner werden die Tage, an denen sie noch lebten. Und für andere Menschen stehen vielleicht die nächsten zwölf Monate vor der Tür, von denen sie nicht wissen, wie es in ihrem Leben gut weitergehen soll.
Diese Situation miteinander auszuhalten und zu teilen, sich aber auch über gute Momente zu freuen – das bieten die zwei Frauen der Stadtpastoral ihren Gästen an. Um die zehn Frauen und Männer im Alter etwa ab 50 Jahren kommen meist dazu und einige, wie Agnes Suelmann, regelmäßig wieder. In gemütlicher Runde sitzen sie bei KIM zusammen. Es gibt Tee, Kaffee und Schnittchen und zum Ende ein Glas alkoholfreien Sekt. Aber vor allem gibt es Gespräche und Impulse: zu einem Bild, zu einem Spruch, zu einem Gebet.
Gerade den Austausch mit Menschen in ähnlicher Lage schätzt Agnes Suelmann sehr. „Da sitzen Leute neben mir, die das verstehen“, sagt sie. Zugleich freut sie sich über die geistlichen Impulse. Aus Gesprächen darüber schöpft sie Kraft und Zuversicht, „das nehme ich mit nach Hause“.
Dabei wollen Schwester Ulrike und Maria Eikens den Gästen keinesfalls „die Hoffnung aufdrücken“, sondern eher einen Raum öffnen, wo sie gehört und gesehen werden, wo sie sich nicht alleine fühlen. „Es geht auch nicht darum, am Ende mit einem Lächeln herauszugehen und sagen zu können: Ach, das Leben ist ja gar nicht so schwer“, stellt die Ordensfrau klar. Sie möchte den Trauernden und Einsamen Zuwendung schenken – möchte mit ihnen in dieser Nacht bleiben, „damit sie den Morgen vielleicht einmal begrüßen können“.
Vielleicht mag auch das kleine Geschenk dabei helfen, dass sie am Ende des Abends mitnehmen dürfen. Die Blume, die im neuen Jahr gehegt und gepflegt werden will. Der Schlüssel, mit dem man vielleicht noch verschlossene Türen im Leben aufschließen kann. Schwester Ulrike, der diese Arbeit für Menschen ein Herzensanliegen ist, fährt danach „beseelt“ wieder nach Hause. Und stellt sich dann mit Wunderkerze und einer Piccolo-Flasche Sekt unter den Kirchturm und freut sich über das Feuerwerk am Himmel.
Die Stadtpastoral „Kirche in Meppen“ (KIM) lädt am Silvester-Abend Trauernde und Alleinstehende ein: ab 19.15 Uhr bis etwa 22 Uhr am Markt 34. Anmeldungen bis 22. Dezember bei KIM oder bei Schwester Ulrike unter Telefon 01 60/97 76 01 07.