Evangelische Kirche

So geht's auch ohne Kirchensteuer

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Einige Münzen zu 10 Cent, 5 Cent und 1 Cent
Nachweis

Harald Lapp_pixelio

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Verschiedene Konfessionen machen sich Gedanken, wie die Kirche ohne die geregelte Einnahme der Kirchenstauer auskommen könnte. Foto: Harald Lapp_pixelio

Haupteinnahmequelle der großen Kirchen sind in Deutschland die Kirchensteuern. Deren Abschaffung steht derzeit zwar nicht zur Debatte, dennoch macht sich die evangelische Nordkirche darüber Gedanken, wie eine Kirche ohne diese Mittel aussehen könnte.

Die Kirchensteuer, die sich lange als zweckmäßig zur Finanzierung kirchlicher Aufgaben erwiesen habe, werde in Deutschland immer weniger verstanden, erklärte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt bei einem Studientag in Ratzeburg. Bereits seit 1972 verliere die Kirchensteuer an Zustimmung, berichtete der emeritierte Münsteraner Theologieprofessor Christian Grethlein. Seine These: „Die Verbindung von Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuer führt zu praktischen und theologischen Problemen, die alternative Finanzierungsmodelle nötig machen.“ Grethlein plädiert nicht für ein abruptes Ende der Kirchensteuer, hält aber eine Absenkung um jährlich einen Prozentpunkt für denkbar. Eine mögliche Abschaffung der Kirchensteuer erfordere einen grundlegenden Umbau der Kirchenorganisation hin zu einem flexiblen Netzwerk, das auf diakonische Aktivitäten, ökumenische Kooperation und alltagsnahe Kirchenpraxis setze.

Noch weiter geht der Kölner Autor und Dozent Erik Flügge. Die heutige Kirche sei eine Kirche im Behördengewand. Doch dieses Modell habe eine Ablaufzeit. Sein Vorschlag: Jedes Kirchenmitglied bestimmt selbst über die Verwendung seiner Kirchensteuer. So würde entschieden, was weiterfinanziert wird und was nicht und auf diesem Wege eine Kirche entstehen, die von den Mitgliedern gewollt sei. Seine Prognose: Die Mitglieder würden lokale Projekte stärken und weniger zentralistische Strukturen. Die Kirche müsse Kundenbeziehungen aufbauen und marktgerecht agieren, meint Flügge. 

Mit Szenarien zum Ende der Kirchensteuer beschäftigt sich das Erzbistum Hamburg, in weiten Gebietsteilen deckungsgleich mit der Nordkirche, nicht. Das Erzbistum konzentriere sich darauf, mit den weniger werdenden Ressourcen möglichst nachhaltig umzugehen und Finanzierungsquellen jenseits der Kirchensteuer zu generieren, erklärt Generalvikar Sascha-Philipp Geißler. „Unabhängig davon halte ich unser Kirchensteuersystem für gut durchdacht, gerecht und transparent“, sagt er.

Zur Sache

2023 haben die Kirchen in Deutschland rund 13,3 Milliarden Kirchensteuern eingenommen, etwa 7 Milliarden entfielen auf die katholische Kirche, 6,3 auf die evangelische. Trotz deutlich sinkender Mitgliederzahlen sind die Kirchensteuereinnahmen in den letzten Jahren nominal weiter gewachsen. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass so viele Menschen in Lohn und Brot sind, wie nie zuvor. Auch die hohen Lohnsteigerungen der vergangenen Jahre haben zu einem Anstieg der Kirchensteuern beigetragen. Inflationsbereinigt ist die Kirchensteuer seit 2019 allerdings zurückgegangen.

Matthias Bode