Jahresbericht der Psychologischen Beratungsstellen im Bistum

So viele Ratsuchende wie noch nie

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Mit 5800 Neuanmeldungen waren die Psychologischen Beratungsstellen des Bistums im vergangenen Jahr belieber denn je. Besonders herausfordernd für die Einrichtungen ist die Begleitung der kirchlichen Missbrauchsopfer.


Auch von Missbrauch betroffene Menschen suchen die Beratungsstellen des Bistums Osnabrück auf. Eine besondere Herausforderung für die Beraterinnen und Berater. Foto: istockphoto/zdravinjo

Einen nach wie vor hohen Bedarf an psychologischer Beratung in den Bereichen Ehe, Familie, Leben und Erziehung haben die zehn Psychologischen Beratungsstellen des Bistums Osnabrück. Im vergangenen Jahr zählten die Einrichtungen mit rund 5800 Neuanmeldungen von Einzelpersonen und Familien einen neuen Höchststand. Das geht aus dem jetzt vorgelegten Jahresbericht hervor. Nach Angaben von Christoph Hutter, Leiter des Referates für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung im Bistum, bewegen sich die Zahlen seit Jahren auf einem hohen Niveau von über 5000 Neuanmeldungen.

Der Kontakt zu den Menschen, die von sexuellem Missbrauch in der Kirche betroffen sind, ist laut Hutter auch für die Beratungsarbeit eine besondere Herausforderung. Die Erschütterung durch den Missbrauchsskandal sei für viele kirchlich gebundene Menschen existenziell. Von Missbrauch Betroffene seien aber auch wichtige Zeitzeugen, „die uns ganz Wesentliches über die Kirche und ihre Abgründe erzählen können“. Durch die Beratungsstellen leiste das Bistum einen Beitrag zur Versorgung traumatisierter Menschen. Dazu wurden nach Angaben von Hutter zwei halbe Stellen eingerichtet, die sich der Arbeit mit traumatisierten Menschen widmen. Daneben werden vier Beraterinnen in Traumatherapie weiterqualifiziert. Der Kirchenbote dokumentiert Anmerkungen von Christoph Hutter zum sexuellen Missbrauch in der aktuellen Ausgabe zum 28. Juni.

Eine hohe Wertschätzung erfährt nach seinen Angaben auch die psychologische Beratung in den Krankenhäusern, durch die Therapeutischen Beratungszentren Osnabrück und Georgsmarienhütte. Für den „Psychologischen und den Psychoonkologischen Dienst“ sind sechs Mitarbeiterinnen täglich in Einrichtungen der Niels-Stensen-Kliniken tätig. Für die Patienten in den Kliniken sei es wichtig, in den tiefen Erschütterungen, die eine Verletzung oder eine schwere Erkrankung für sie bedeutet, niedrigschwellig und professionell begleitet zu werden, betont Hutter. Das Kooperationsmodell der Beratungsstellen mit den Niels-Stensen-Kliniken sei bundesweit in dieser Form einmalig.

In den Beratungsstellen arbeiten 217 Beraterinnen und Berater. Ihre Arbeit wurde vom Bistum 2019 mit rund 2,7 Millionen Euro unterstützt. (bpo)