Hobbyforscher in Kirchengemeinden

Spurensuche in den Archiven

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Der Glandorfer Heimatverein „Kultour-Gut“ hat die Ereignisse um den Bau des Pastorats rekonstruiert und dabei Unterstützung vom Diözesanarchiv bekommen. In Osnabrück fanden sich fehlende Unterlagen. Auch andere interessierte Forscher können das Archiv nutzen.


Der Heimat- und Kulturverein Glandorf erforschte die Geschichte des Pastorats. Im Diözesanarchiv in Osnabrück wurde Dieter Heimsath (r.) von Sonja Drehlmann und Georg Wilhelm unterstützt. Fotos: Stefan Buchholz

Die Neugier war geweckt: In Umzugskartons fand Dieter Heimsath alte Unterlagen zur Kirchengemeinde. Gleich fing er an zu lesen, erzählt Dieter Heimsath von „Kultour-Gut!“, dem Glandorfer Heimat- und Kulturverein. Bei der Durchsicht der Briefe und Rechnungen entdeckte er unter anderem Dokumente aus dem Jahre 1868. Darin ging es um die Vorbereitungen für einen Neubau des Pfarrerhauses, heute bekannt als Glandorfer Pastorat.

Man forschte weiter. „Für uns war das der Anlass, das Material zu diesem Thema systematisch auszuwerten und die Recherchen auch auf unser Pfarrarchiv auszudehnen“, berichtet Heimsath. Im Archiv der Pfarrei fanden sich weitere Unterlagen. Doch ein Gesamtbild entstand noch nicht. Also wandten sich die Mitglieder des Heimatvereins an das Diözesanarchiv in Osnabrück. „Es fanden sich Schriftstücke, die klärten, was unverständlich war“, sagt Heimsath.

Was nun an Archivmaterial aus den Unterlagen von „Kultour-Gut!“, der örtlichen Pfarrei und den Beständen des Bistumsarchivs auftauchte, ergab für das Glandorfer Pastorat eine „sehr dichte Quellenlage“, wie es Georg Wilhelm, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Diözesan-Archiv, nennt.

Dass es viele gute Quellen gibt, ist nicht immer so. Ob Hobby-Historiker oder Wissenschaftler in den Tiefen eines Pfarrarchivs fündig werden, hängt natürlich zum einen davon ab, was die Jahrhunderte überdauert hat. Zum anderen aber ebenso davon, was genau die Kirchengemeinden aufheben.

Obschon es genaue Richtlinien gibt, was aufzubewahren ist und was auf Dauer nicht, handhaben die Pfarrgemeinden im Bistum die Archivierungspflicht bis heute sehr unterschiedlich. Sehr zum Kummer von Georg Wilhelm und seinen Kollegen.

Um die Quellen eines Pfarrarchivs sinnvoll für die Kirchengemeinde selbst nutzbar zu machen, bietet das Diözesanarchiv den Gemeinden an, die Unterlagen zu archivieren. Die Kosten werden je nach Aufwand berechnet. Zuständig ist dafür Sonja Drehlmann. Die Pfarrarchivpflegerin kommt in die Gemeinde, holt die Archivunterlagen ab und sichtet und ordnet sie in Osnabrück. Drehlmann prüft, welche Dokumente aus Sicht des Archivs relevant sind, sortiert diese und legt sie dann in säurefreien Kladden und stabilen Kartons ab, wodurch sich die Haltbarkeit der Archivalien enorm erhöht.

Grundstücksfragen und Vereinsgründungen


Das Glandorfer Pastorat

Zudem legt Drehlmann ein Findbuch an, in dem die Quellen systematisiert zu finden sind. Damit können die Mitarbeiter und Forscher vor Ort schneller an gesuchte Aktenstücke kommen. „Im Findbuch gibt es auch historische Informationen zu Kirchengemeinden und zum Pfarrpersonal“, so Sonja Drehlmann.

Der so neu geordnete Archivbestand plus das Findbuch gehen danach in die jeweilige Kirchengemeinde zurück. Weit über die Hälfte der Pfarreien im Bistum haben diesen Dienst des Diözesanarchivs schon in Anspruch genommen.

Doch auch das Diözesanarchiv selbst proftiert von der Arbeit von Sonja Drehlmann. In sogenannte Sammlungen fügt man ein, was sich aus den Pfarrarchiven an historischen Informationen herausdestillieren lässt. Beispiel: Die „Klerus-Datei“. In ihr findet sich auch der Glandorfer Pfarrer, der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Bau des Pastorates involviert war. Notiert wurden von ihm etwa Geburtsdatum, Dienstorte, gesammelt Fotografien des Kirchenmannes, ja, selbst Trauerzettel.

Tagtäglich erreichen Georg Wilhelm und seine Kollegen Anfragen. „Mal geht es um die Gründung von kfd-Gruppen, mal um Grundstücksfragen, mal um knifflige, historische Details“, berichtet Wilhelm. Helfen können er und seine Kollegen nicht nur mit Archivalien. Nutzer dürfen wichtige Informationen auch aus der kleinen Dienstbibliothek ziehen. Und ein Buchscanner erstellt aus in die Jahre gekommenen Vorlagen qualitativ hochwertige Kopien, die in Büchern Verwendung finden können.

Dieter Heimsath kam dieser Service für die Geschichte des Glandorfer Pastorats besonders zugute. Nicht nur konnte aufgrund der Quellenlage eine 70-seitige Schrift über die historischen Hintergründe entstehen. „Wir konnten so zum Beispiel auch Originalrechnungen in dem Band abdrucken“, sagt Heimsath.

Das Büchlein über das Pastorat ist in Glandorf erhältlich im Büro von Kultour-Gut!, sonntags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 8 bis 13 Uhr, Windmühlenstr. 3,  sowie bei Firma Stapel, Kolpingstraße 4, und Firma Krützkamp, Osnabrücker Straße 12.

Stefan Buchholz

 

Kontakt zum Diözesanarchiv

Pfarrgemeinden und interessierte Forscher können sich direkt an das Diözesanarchiv in Osnabrück wenden. Kontakt: Georg Wilhelm, Große Domsfreiheit 10, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/31 84 15. 

Öffnungszeiten sind Montag, Dienstag und Donnerstag von 8 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 16 Uhr. Mittwoch: 8 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr, Freitag: 8 bis 12 Uhr.

Familienforschung: mittwochs von 8 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr und auf Anfrage.