Anstoß 09/22

Standards überprüfen

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Pfarrer Marko Dutzschke, Lübbenau

Morgens im Bad höre ich gerade gern den Radiosender für Brandenburg und Berlin. Dort ist im Augenblick das Teuer-Ungeheuer unterwegs. Die Aktion erinnert an die steigenden Lebenshaltungskosten aufgrund der hohen Inflation. Die Moderatoren versprechen: Gemeinsam gegen das Teuer-Ungeheuer holen wir unser Geld zurück.
Anfang Februar berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass die gestiegene Inflation den Menschen in Deutschland wachsende Sorgen bereitet. Fast die Hälfte befürchtet, sich bei steigenden Preisen ihren Lebensstandard nicht mehr leisten zu können. Der Krieg in der Ukraine dürfte die Situation noch verschärfen. Längst reagieren die Börsen und Aktienkurse brechen ein.
Doch was bedeutet das? Geht es uns schlecht? Harald Lesch, der bekannte Wissenschaftsjournalist, hält unseren Lebensstandard für das eigentliche Problem. Alle Bemühungen, die Umwelt zu entlasten, werden seit Jahren von ständig steigenden Standards aufgefressen. Wachsende persönliche und gesellschaftliche Standards leisten sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Das Problem hat Meinhard Miegel schon vor Jahren in seinem Buch Exit beschrieben. Darin entwirft er auch den Traum von einem Wohlstand, der ohne Wachstum auskommt. Ich glaube, was das angeht, hat Jesus Christus Standards gesetzt. Er hat sich nicht von dem beeindrucken lassen, was Menschen ihr Eigen nennen. Im Gegenteil, er hat sie erinnert, wie zerbrechlich Haben ist. Das Gleichnis vom reichen Bauern steht stellvertretend dafür. (Lukas 12,16-21)
Am Mittwoch hat die Fastenzeit mit einem Kreuz aus Asche begonnen. Es erinnert an unsere Vergänglichkeit. Es ist eine Zeit des intensiven Fragens: Was will Gott für mein Leben? Wem oder was messe ich in meinem Leben Bedeutung zu?
Die Kirche lädt uns ein, bevor wir Ostern feiern, sozusagen wie Jesus in die Wüste zu gehen. Auf Dinge zu verzichten, um Zeit und Freiraum zu gewinnen, unsere Standards zu überprüfen und vielleicht auch neue zu setzen.

Pfarrer Marko Dutzschke, Lübbenau